Radsport

Van der Poel: Die Jagd nach den Monumenten

Die Solofahrt vorbei an den Menschenmassen ist das Markenzeichen von Mathieu van der Poel.
Die Solofahrt vorbei an den Menschenmassen ist das Markenzeichen von Mathieu van der Poel.AFP
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Zuletzt hat Mathieu van der Poel seine Konkurrenz gedemütigt, nun wartet mit Lüttich–Bastogne–Lüttich der letzte Frühjahrsklassiker – und mit Tadej Pogačar ein neuer Rivale.

Vor dem schweren Ritt in den Ardennen gönnte sich Mathieu van der Poel ein paar sonnige Tage in Spanien. Neue Kräfte sammeln, bevor der Weltmeister seine Jagd nach den Radsport-Monumenten am Sonntag (12.30 Uhr, Eurosport) beim ältesten Frühjahrsklassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich fortsetzt. „Das wird sicherlich schwieriger. Ein gewisser Pogačar ist auch dabei, aber ich freue mich darauf“, erklärte van der Poel, der in den vergangenen Wochen die Konkurrenz geradezu demütigte.

Seine dominanten Solo-Siege bei der Flandern-Rundfahrt und vor allem der Kopfsteinpflaster-Tortur Paris–Roubaix waren für den Altstar John Degenkolb „das Beeindruckendste“, was er in seiner Karriere erlebt habe. Und der frühere Klassikerkönig Fabian Cancellara prophezeit, dass der MVP genannte Niederländer Radsportgeschichte schreiben wird: „Für seine Nachfolger wird es einmal schwierig, dies zu erreichen.“

Roubaix-Champion Van Der Poel.
Roubaix-Champion Van Der Poel. APA

Dabei hat van der Poel relativ spät den Weg zum Straßenrennsport eingeschlagen, seinen ersten großen Erfolg holte er erst mit 24 Jahren beim Amstel Gold Race 2019. Bis dahin war das vielseitige Kraftpaket vor allem im Cross eine große Nummer – und blieb es auch. Sechs WM-Titel hat er querfeldein eingefahren, natürlich auch in diesem Winter bei den Titelkämpfen im tschechischen Tabor.

Gute Gene

Die Cross-Szene ist aber nur noch ein Warm-up für van der Poel, der für Höheres gemacht scheint. Kein Wunder, als Enkel des legendären Raymond Poulidor und Sohn des Klassikerspezialisten Adrie van der Poel hat er die Radsportgene vererbt bekommen.

Wenn van der Poel wieder einmal ein großes Rennen gewonnen hat, betont er gern, dass „Papy“, sein Großvater, bei dem er als Kind jeden Sommer die Ferien verbracht hat, sicher stolz gewesen wäre. 2019 starb Poulidor, der in Frankreich Heldenstatus genoss, weil er achtmal bei der Tour de France auf dem Podest stand, aber nie das Gelbe Trikot trug. Van der Poel benötigte bei seiner Tour-Premiere 2021 gerade einmal zwei Tage, um sich Gelb überzuziehen.

Aber ein Rundfahrer für das Hochgebirge ist van der Poel nicht. Der Niederländer, der gerade erst seinen Vertrag beim Team Alpecin-Deceuninck bis Ende 2028 verlängert hat, kann bei schweren Eintagesrennen über einen langen Zeitraum hohe Wattzahlen treten. So wie in Glasgow bei der WM im vergangenen Jahr, als er sich das Regenbogentrikot holte. Eine große Genugtuung, nachdem er ein Jahr zuvor in Australien die Nacht vor dem WM-Rennen auf dem Polizeirevier verbracht hatte. Van der Poel hatte zwei Mädchen im Hotelflur geschubst, weil sie ständig an seine Tür geklopft hatten. Im Rennen gab er dann entnervt auf.

Greift wieder ins Klassiker-Geschehen ein: Tadej Pogačar.
Greift wieder ins Klassiker-Geschehen ein: Tadej Pogačar. APA

Van der Poel kann austeilen. Nachdem er im Winter bei einem Cross-Rennen in Hulst mit Bier und Urin beworfen worden war, bespuckte er bei der nächsten Runde den Übeltäter. Mit der Geldstrafe von 250 Schweizer Franken konnte er gut leben. Gerade die Rivalität mit den Belgiern ist groß, auch bei der Flandern-Rundfahrt kam es wieder zu einer Bierdusche. Bei Paris–Roubaix warf eine Zuschauerin eine Mütze in seine Richtung.

Die Konkurrenz

Seit vielen Jahren ist der Belgier Wout van Aert – erst im Cross, dann auf der Straße – sein großer Gegenspieler. „Wout und ich sind dadurch gewachsen, das wird sicher bis zum Ende unserer Karriere so bleiben“, sagt van der Poel. In Lüttich werden sich ihre Wege aber nicht kreuzen, van Aert ist nach seinem schweren Sturz bei Quer durch Flandern außer Gefecht.

Dafür wird es zum Duell mit Superstar Tadej Pogačar kommen. Behält van der Poel die Oberhand, fehlt ihm nur noch die Lombardei-Rundfahrt als Letztes der fünf Radsport-Monumente. (DPA/red.)

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