Musikfestival: (Nicht nur das) Lied von den hohen Bergen

Mit "Woerthersee Classics" hat sich ein anspruchsvolles Festival etabliert.

Mit einem Gastspiel der Wiener Philharmoniker unter Riccardo Muti endet am Mittwoch das dritte Festival "Woerthersee Classics". Es ist das erste Mal, dass das Wiener Orchester in Klagenfurt gastiert. Für die Orchester- und Chorkonzerte des Festivals wären die traditionellen Spielorte in der Landeshauptstadt zu klein. Deshalb hat man eine Halle auf dem Messegelände adaptiert und heuer vom Architekten Bernhard Quiring akustisch aufbessern lassen. Die Erfahrungen beim Bau der neuen Wiener Musikvereinssäle sind dabei zugute gekommen.

Tatsächlich hört man in der Halle nach wie vor alles. Vielleicht hie und da mehr als den Musikern lieb ist, die solch trockene, aber ehrliche Akustik eher fürchten als lieben. Doch klang bereits die rumänische George Enescu Philharmonie schön differenziert, als sie unter Leitung von Festival-Organisator zum Auftakt Alexei Kornienko Mahlers Sechste spielte.

Bei "Woerthersee Classics" gibt es Jahr für Jahr einen Mahler-, einen Webern-, einen Alban-Berg-, einen Brahms- und einen Hugo-Wolf-Tag. So ehrt man Komponisten, die am Wörthersee wichtige Schaffensphasen verbrachten und vom Kärntner Ambiente inspiriert wurden. Damit ist auch ein Qualitätsanspruch vorgegeben: Mit idyllischen Wörthersee-Bildern wird man hier nicht eingelullt. Kornienko und seine Partnerin Elena Denisova setzen auf anspruchsvolle Programmierung.

Neben Anton Weberns Passacaglia erklang am Webern-Tag die Uraufführung der machtvollen Nietzsche-Liedersymphonie "Das Lied von den hohen Bergen" des Kärntner Komponisten Alfred Stingl. Und neben Alban Bergs Klarinettenstücken Schuberts Streichtrio in B-Dur und das Klarinettenquintett in A-Dur von Franz Schmidt: So spannte das Gustav Mahler Ensemble einen Querschnitt über die musikalische Romantik wienerischer Provenienz.

Dienstag ergänzte Elena Denisova mit dem selten gespielten Violinkonzert von Max Reger in der kammermusikalischen Fassung Rudolf Kolischs den Konzertreigen, durch dessen Programmatik der "Presse"-Musikkritiker Wilhelm Sinkovicz führte.

Dieser referierte auch beim Brahms-Symposion, das der Wiener Germanist Herbert Zeman ausrichtete, über den ästhetischen Klassizismus Eduard Hanslicks. Das Symposion brachte mit Referenten wie Dietz Rüdiger Moser, Zeman selbst, Manfred Wagner und Hartmut Krones auch Einsichten über Brahms' geistiges Umfeld. gl

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