Wahl

Das Paradies blickt in Richtung Peking: Erdrutschsieg für prochinesische Partei auf den Malediven

Am Sonntag wählte die Bevölkerung ein neues Parlament.
Am Sonntag wählte die Bevölkerung ein neues Parlament. APA/AFP/Mohamed Afrah
  • Drucken

Die Partei Nationalkongress des Volkes errang mehr als zwei Drittel der Parlamentssitze. Der proindische Kurs wurde abgewählt.

Bei der Parlamentswahl auf den Malediven hat die Partei des prochinesischen Präsidenten, Mohamed Muizzu, einen Erdrutschsieg errungen. Wie die Wahlkommission unter Berufung auf vorläufige Auszählungsergebnisse mitteilte, errang Muizzus Partei Nationalkongress des Volkes (PNC) am Sonntag mehr als zwei Drittel der 93 Sitze – Medienberichten zufolge sind es 71 Sitze, darüber hinaus haben unabhängige Kandidaten mit Nähe zur PNC ebenfalls Sitze gewonnen – im Parlament. Die Wähler unterstützten damit Muizzus Kurs für engere wirtschaftliche und militärische Beziehungen zu China. Für den Abend hat die Partei eine große Party mit Feuerwerk in der Hauptstadt Malé angekündigt.

Die Menschen wollten nicht, dass das Land erneut in eine politisch instabile Phase falle, sagte Abdul Raheem Abulla, der Berater des Präsidenten, in einem ersten Statement; Muizzu stehe für solide Politik. Wegen Tumulten kam es am Wahltag zu drei Verhaftungen.

Mohamed Muizzu, Präsident der Malediven, bei der Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Mohamed Muizzu, Präsident der Malediven, bei der Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten.Reuters/Amr Alfiky

Im scheidenden Parlament hatte die Präsidentenpartei nur acht Sitze gehabt. Die proindische Oppositionspartei MDP, die bisher mit 65 Sitzen eine komfortable Mehrheit in der Volksvertretung hatte, erlitt den vorläufigen Ergebnissen zufolge mit etwa einem Dutzend Mandaten eine deutliche Niederlage.

Anfang Mai soll die Volksvertretung zusammentreten

Knapp 285.000 Bürger waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Laut Wahlleiter Fuad Thaufeeq lag die Wahlbeteiligung eine halbe Stunde vor Schließung der Wahllokale bei 73 Prozent. Bis die endgültigen Wahlergebnisse vorliegen, dürfte eine Woche vergehen. Anfang Mai soll dann die neue Volksvertretung des muslimisch geprägten südasiatischen Inselstaates zusammentreten.

Die Zeitung „Mihaaru“ berichtete, von den 41 Frauen, die sich zur Wahl gestellt hatten, seien nur drei gewählt worden. Sie gehören demnach allesamt zur PNC.

Muizzu war im September mit dem Versprechen gewählt worden, die indischen Sicherheitskräfte des Landes zu verweisen. Im März begann Indien mit dem Abzug seiner Soldaten, die bisher auf den Malediven stationiert waren, um an ihren langen Seegrenzen zu patrouillieren.

Während des Wahlkampfs vergab Muizzu hochdotierte Aufträge zum Ausbau der Infrastruktur an chinesische Staatsunternehmen. Zudem schloss seine Regierung mit China ein Abkommen über „militärische Unterstützung“. Peking ist der wichtigste Kreditgeber der Malediven. Indien beobachtet die Ausweitung des chinesischen Einflusses im Indischen Ozean mit Argwohn.

Die Malediven liegen an einer strategisch wichtigen Stelle im Indischen Ozean – sowohl Indien als auch China buhlen um den Inselstaat. Peking weitet derzeit seinen Einfluss auf diverse Inselstaaten aus, zuletzt etwa auf Nauru und Tuvalu. Internationale Handelsrouten führen direkt an den 1192 Koralleninseln der Malediven vorbei. Bei Touristen aus aller Welt ist das Land wegen seiner weißen Sandstrände ein beliebtes Ziel für Luxusreisen. (APA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.