Pharmaindustrie

Corona ist lange passé – nun hat auch der Pharma-Riese Roche die Nachwehen überstanden

Hauptsitz des Roche-Konzerns in Basel.
Hauptsitz des Roche-Konzerns in Basel.IMAGO/Anton Geisser
  • Drucken

Weil es mehrere Rückschläge in der Medikamentenforschung gab, strich der Schweizer Konzern zuletzt ein Fünftel seine Experimente an neuen Präparaten. Allein heuer wurden drei Projekte zu Krebsmedikamenten gestoppt. Roche geht nun einen anderen Weg.

Beim Schweizer Pharmakonzern Roche haben die wegfallenden Corona-Umsätze im ersten Quartal 2024 letztmals ihre Wirkung gezeigt. Für das gesamte Geschäftsjahr bestätigt der Konzern am Mittwoch seine bisherigen Ziele. Wie Roche selbst immer wieder bekräftigte: In den vergangenen drei Monaten haben die nachlassenden Einnahmen mit Corona-bezogenen Medikamenten und Tests zum letzten Mal ihre Spuren hinterlassen. Ab nun seien diese Nachwehen überstanden.

Auch die erwarteten Einbußen durch Nachahmerprodukte dürften nicht mehr so stark belasten wie in der Vergangenheit. Hier bestätigt der Konzern frühere Angaben, wonach Generika 2024 etwa 1,6 Milliarden an Umsatz kosten dürften.

Weniger Umsatz

Auf Gruppenebene erzielte der Pharmakonzern zwischen Jänner und März einen Umsatz von 14,4 Milliarden Franken (14,7 Mrd. Euro), wie aus einer Mitteilung vom Mittwoch hervorgeht. Die entspricht einem Minus von sechs Prozent. Zu konstanten Wechselkursen nahmen die Verkäufe um zwei Prozent zu und lagen damit im Rahmen der Zielsetzung des Roche-Managements.

Ins Auge springt, dass der Konzern in den letzten Quartalen ein Fünftel seiner Pipeline an experimentellen Medikamenten gestrichen hat, da der neue Konzernchef versucht, das Wachstum nach einer Reihe von Rückschlägen in der Forschung wieder anzukurbeln.

Bisher wurden in diesem Jahr drei Krebsprojekte und ein experimenteller psychiatrischer Wirkstoff gestrichen, teilte Roche am Mittwoch mit.

Künftig mehr Akquisitionen

Der Schweizer Pharmakonzern stellt Projekte ein, die nicht innovativ genug sind, und plant, die Lücken durch Akquisitionen (Merger & Acquisitions) zu schließen, sagte Konzernchef Thomas Schinecker.

„Wir sind offen für M&A“, sagte Schinecker auf einer Telefonkonferenz. Roche werde sich auf Bereiche wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Neurowissenschaften und Onkologie konzentrieren, sagte er. „Je nachdem, ob das Geschäft Sinn macht oder nicht, sind wir auch für größere Akquisitionen offen.“

Aufgrund von Rückschlägen in der Forschung muss Roche – traditionell innovationsstark – die Investoren davon überzeugen, dass das Unternehmen über die experimentellen Medikamente verfügt, die es für sein Wachstum benötigt.

„Es wird einige Zeit dauern, bis die Zweifel an der F&E-Produktivität (Forschung und Entwicklung, Anm.) ausgeräumt sind“, schreiben Peter Welford und Lucy Codrington, Analysten bei Jefferies, in einer Mitteilung.

Ausblick bleibt unverändert

In der Pharmasparte lagen die Umsätze im ersten Quartal bei 10,9 Milliarden Franken, was um sechs Prozent unter dem Vorjahreswert liegt. Zu den größten Wachstumstreibern zählt Roche hier etwa das Anfang 2022 eingeführte Augenmedikament Vabysmo. In der Diagnostik-Sparte setzte Roche 3,5 Milliarden Franken um, eine Abnahme von sechs Prozent gegenüber dem Vergleichswert 2023. Vor allem das zugrunde liegende Geschäft habe sich in den ersten drei Monaten aber weiter sehr stark entwickelt.

Die ausgewiesenen Zahlen liegen überwiegend im Rahmen der erwarteten Spanne der Analystenschätzungen. Gewinnzahlen legt Roche nach drei Monaten traditionell nicht vor.

Für das Gesamtjahr 2024 bleibt Roche beim vorsichtigen Ausblick. So geht der Konzern zu konstanten Wechselkursen von einem Anstieg der Umsätze im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Der Kerngewinn je Titel dürfte ebenfalls im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Außerdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen. (dpa-AFX/Bloomberg/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.