Die Rückkehr der chinesischen Touristen war von der Reisebranche sei langem erwartet worden. Pro Reise planen sie Tausende Dollars für Einkäufe. Einige Länder sind schon jetzt begehrter als vor der Corona-Pandemie.
Mehr als ein Jahr, nachdem China seine Grenzen wieder geöffnet hat, sagen rund 63 Prozent der Einwohner, dass sie wieder bereit sind, die Welt zu erkunden, so eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage, die Bloomberg vorab veröffentlichte. Sie planen, weiter weg zu reisen als zuvor, wobei nur zehn Prozent internationale Reisen gänzlich verschmähen – eine deutliche Veränderung gegenüber dem Vorjahr, als mehr als die Hälfte der chinesischen Verbraucher angaben, sie hätten keine Pläne, ins Ausland zu reisen, und 31 Prozent sagten, sie seien nicht einmal daran interessiert.
Die Rückkehr der chinesischen Reisenden wird in der Reisebranche seit langem erwartet, die in diesem Jahr mit einem Beitrag von 11,1 Billionen Dollar zur Weltwirtschaft das Niveau von vor der Pandemie übertreffen dürfte. Für die vom 6. bis 19. März durchgeführte Umfrage befragte das auf Marketinglösungen spezialisierte Unternehmen Dragon Trail International 1.015 chinesische Freizeitreisende in 127 Orten, darunter Städte der ersten, zweiten und dritten Kategorie.
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„Wir haben die anfängliche Wiedereröffnung hinter uns und befinden uns mitten im Aufschwung“, sagt Sienna Parulis-Cook, Direktorin für Marketing und Kommunikation bei Dragon Trail, „und wir können feststellen, dass die Reisenden viel weniger zögern, ins Ausland zu reisen als noch vor einem Jahr.“
130 Millionen Touristen
Anfang April lagen die Buchungen für Auslandsreisen für die einwöchigen Mai-Feiertage in China laut Dragon Trail nur 13 Prozent unter dem Niveau von 2019 und umfassten Orte wie Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die China Tourism Academy prognostiziert, dass die Zahl der chinesischen Touristen im Jahr 2024 weltweit 130 Millionen erreichen wird - 84 Prozent des Niveaus vor dem Einbruch von Covid-19. Im Jahr 2019 gaben rund 155 Millionen chinesische Auslandsreisende 253 Milliarden Dollar im Ausland aus.
Zu den Reisezielen, die entweder auf das Visumverfahren für chinesische Bürger verzichten oder elektronische Visa bei der Ankunft anbieten, gehören Singapur, Malaysia, Thailand sowie der Nahe Osten und Nordafrika. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Jordanien werden den Prognosen zufolge die Erholung des chinesischen Tourismus anführen, sagt Alina Xiang, die sich als Präsidentin und Geschäftsführerin von East West Marketing auf China spezialisiert hat.
Australien, die Vereinigten Arabischen Emirate, das Vereinigte Königreich, Italien, Neuseeland, die Türkei, Katar und Ägypten gehören zu den Reisezielen, deren Flugkapazitäten mit China das Niveau vor der Pandemie übertreffen, so die Daten der chinesischen Zivilluftfahrtbehörde, die von East West Marketing zur Verfügung gestellt wurden.
Die Ausgabenpläne
Die Umfrage von Dragon Trail zeigt, dass von den 181 Befragten, die angaben, bereits Auslandsreisen geplant zu haben, 94 Prozent mehr als ein Reiseziel gebucht haben. Etwa 16 Prozent gaben an, dass sie nach Europa reisen werden.
Einkaufen steht für viele auf der Tagesordnung. Fast ein Viertel der Befragten gab an, dass sie pro Reise zwischen 5.000 und 10.000 US-Dollar für Einkäufe einplanen, 16 % gaben an, dass sie mehr ausgeben würden. „Das ist wirklich ein wichtiger Teil des chinesischen Auslandsreiseerlebnisses“, sagt Parulis-Cook. Die Einzelhändler haben ohne diese ausgabefreudigen chinesischen Touristen gelitten.
Im ersten Quartal meldete LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton SE, dass die chinesische Nachfrage nach Mode und Lederwaren - im In- und Ausland - um fast zehn Prozent gestiegen sei, ein Lichtblick in einer ansonsten enttäuschenden Entwicklung.
Die US-Reiseindustrie muss sich noch länger gedulden als andere wichtige Reiseziele, wenn es darum geht, die Früchte der chinesischen Reisen zu ernten. Aufgrund von Verzögerungen bei der Visaerteilung blieben die Flüge zwischen den USA und China im ersten Quartal um 78,8 Prozent hinter denen des gleichen Zeitraums 2019 zurück, wie aus den Daten des Luftfahrtanalyseunternehmens Cirium hervorgeht. Im Gegensatz dazu hat sich die Zahl der Flüge zwischen den USA und dem übrigen Asien nahezu erholt und liegt nur vier Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie.
Dennoch hat sich die schlechte Wahrnehmung der USA durch chinesische Reisende seit der Pandemie deutlich verändert. Im Jahr 2021 sagten 87 Prozent, sie hielten die USA für ein unsicheres Reiseziel. Im März äußerten nur 36 Prozent diese Ansicht. (Bloomberg)