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Strabag-Chef Haselsteiner: „Österreich ist zu einem gewissen Grad durchaus unser Sorgenkind“

Strabag-Chef Klemens Haselsteiner
Strabag-Chef Klemens HaselsteinerCaio Kauffmann
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Die Strabag erzielte im global schwierigen Umfeld 2023 eine massive Gewinnsteigerung. Gerade Österreich aber ist laut Klemens Haselsteiner im Unterschied zu anderen Staaten ein Problemfall. Und natürlich der russische Anteilseigner und Oligarch Oleg Deripaska.

Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Baukonzern Strabag mit seinem internationalen Geschäft 2023 eine massive Gewinnsteigerung erzielt hat, hob Klemens Haselsteiner gerade Österreich als Problemfall hervor. Österreich ist „zu einem gewissen Grad durchaus unser Sorgenkind“, sagte der Konzernchef am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz. Auf der einen Seite sei hier der Rückgang im Wohnbau besonders stark, und andererseits würden im Unterschied zu Deutschland die großen Industrieprojekte fehlen, die die Flaute im Wohnbau abzufedern helfen. Auch 2024 würden die Herausforderungen bestehen bleiben.

Es seien die verschärften Kreditrichtlinien, die im Verein mit den Zinssteigerungen den Wohnungsbau „zum Erliegen gebracht haben“, so Haselsteiner. Man könne zwar die Überlegungen und „großen Diskussionen“, die zur Kreditvergabe im Hintergrund laufen, nicht beurteilen, würde eine Verbesserung hier aber begrüßen. Und auch auf „das Konjunkturpaket der Regierung, das den Namen verdient,“ baue man. „Unserer Ansicht nach würde es sehr helfen“. Und wenn es jetzt möglichst schnell umgesetzt würde, sehen man gute Chancen, dass es 2025 einen Turnaround im Bausektor geben wird, sagte Haselsteiner: „In Summe ein guter, wichtiger Schritt und ein gutes Zeichen“. Und dies sei vor allem für kleinere Baufirmen wichtig, die auch unter den höheren Lohnabschlüssen stärker leiden als die Strabag und teils Existenzängste hätten. „Uns geht es gut“, sagte Haselsteiner: „Das Worst-Case-Szenario wäre ein deutlicher Rückgang der Baukonjunktur und eine Abwanderung von Fachkräften im großen Stil. Da wären wir auch betroffen“.

Österreich gehört innerhalb der dreiteiligen – vorwiegend geografisch definierten – Struktur zum Bereich „Süd und Ost plus Umwelt- und Baustoffe“. Zwar stieg auch in diesem Bereich die Bauleistung um neun Prozent auf 7,7 Milliarden Euro und das Ebit sogar um 66 Prozent auf 393 Millionen. Aber der Auftragsbestand ging um elf Prozent auf 7,1 Mrd. Euro zurück. Zur genannten Region gehören noch Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Bulgarien und der Balkan. „Sehr erfreulich“ entwickelt sich laut Haselsteiner Polen, wo die Leute im Wohnungsbau offenbar sehr viel selbst finanzieren.

Massive Gewinnsteigerung

Insgesamt erzielte die Strabag, Österreichs größter Baukonzern, 2023 „auf größtenteils rückläufigen Märkten“ eine massive Gewinnsteigerung. Das Konzernergebnis erhöhte sich gegenüber dem Jahr davor um ein Drittel auf 630,5 Mio. Euro und der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um ein Viertel auf 880,2 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in der Früh bekanntgab. Geholfen hat die breite geografische Streuung der internationalen Tätigkeit und die Abdeckung der gesamten Bauwertschöpfungskette. Die Dividende soll um zehn Prozent auf 2,2 Euro je Aktie angehoben werden.

„Trotz aller Herausforderungen geht es uns überraschend gut“, stellte Haselsteiner fest. Die Strabag profitiert von einem derzeit hohen Anteil an öffentlichen Aufträgen, die im Vorjahr dem Konzernchef zufolge einen Anteil von 70 Prozent stellten. Normalerweise betrage das Verhältnis zu den privaten Aufträgen 55 zu 45 Prozent. Der Auftragsbestand wurde 2023 mit knapp 23,5 Mrd. Euro „auf sehr hohem Niveau nahezu stabil gehalten“, heißt es in der Bilanzpräsentation. Der Umsatz verbesserte sich 2023 um vier Prozent auf 17,7 Mrd. Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erreichte das Ergebnis (EBITDA) 1,42 Mrd. Euro - ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Die EBITDA-Marge vergrößerte sich von 7,4 auf 8 Prozent. Die Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen gingen um 2,3 Prozent auf rund 538 Mio. Euro zurück. Per Ende Dezember gab es eine Netto-Cash-Position, die - vor allem aufgrund höherer liquider Mittel und weiter verringerter Finanzverbindlichkeiten - „spürbar“ auf 2,6 Mrd. Euro gestiegen sei, erklärte der Konzern weiter. Bei der Bauleistung, die um acht Prozent auf 19,1 Milliarden Euro stieg, wurde ein neuer Rekord erzielt.

Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2024 ist angesichts der generell schwachen Baukonjunktur vorsichtig. Die Bauleistung soll nur leicht auf 19,4 Mrd. Euro wachsen. Weiters wird heuer eine EBIT-Marge ab vier Prozent angepeilt, nach zuletzt fünf Prozent.

Problemfall Deripaska

Wenig erhellend war übrigens, was Haselsteiner über das Schicksal des Anteils sagte, den der von der EU sanktionierte russische Oligarch Oleg Deripaska über seine Rasperia Trading an der Strabag hält. Der Anteil war kürzlich mit einer Kapitalerhöhung von 27,8 auf 24,1 Prozent verwässert worden. „Die Tatsache, dass wir einen sanktionierten russischen Aktionär haben, hat sehr viele Probleme gebracht, sehr viele Fragen“, sagte Haselsteiner. Weitere Gerichtsprozesse drohen. „Die Anfechtungsklage war in erster Instanz vom Landesgericht Klagenfurt abgewiesen worden – wir gehen davon aus, dass Rasperia alle Schritte setzten wird, um das Urteil zu bekämpfen“.

Um aus ihrer verzwickten Russland-Verbindung rauszukommen, ist derweil ein Deal der Strabag und des weiteren Anteilseigners Raiffeisen im Gange. Die RBI hatte im Dezember angekündigt, über ihre russische Tochter das Strabag-Aktienpaket zu erwerben. Zu diesem Zweck wurde Rasperia an an einen russischen Investor namens Iliadis übertragen, der nach Angaben der Bank nicht sanktioniert ist. Die Anteile sollen von der russischen RBI-Tochter erworben und dann als Sachdividende an die Konzernmutter in Wien übertragen werden.

Doch der Deal stockt. Strabag habe jedenfalls die sanktionsrechtliche Prüfung gestartet, sagte Haselsteiner. „Ob der Erwerb der Rasperia durch die Iliadis Auswirkungen hat, können wir derzeit nicht beurteilen.“ Es sei nicht absehbar, „wann wir alle Unterlagen haben werden, um eine vollumfängliche Prüfung durchführen zu können - wir hoffen bald“.

Die Probleme in Russland trüben jedenfalls das Bild. Abgesehen vom derzeit noch recht großen Anteil in russischer Hand ist der Streubesitz des Baukonzerns mit nur 10,9 Prozent recht klein. „Der Wunsch, der sich seit Jahren nicht geändert hat, ist es, den Streubesitz zu erhöhen“, räumte Haselsteiner ein. Es sei „eindeutig, dass das Hauptproblem der Strabag-Aktie eine zu geringe Liquidität und ein zu geringes Handelsvolumen“, seien. „Das Wunschszenario wäre, dass die RBI ihr Aktienpaket an der Börse platzieren würde“, richtet Konzernchef den Blick in die Zukunft. (est/Apa)

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