Zoologie

Der erste Intelligenztest für Fische klappt in Afrikas tiefstem See

Der Buntbarsch <em>Neolamprologus pulcher</em> wird „Prinzessin vom Tanganjikasee“ genannt und lebt in sozialen Familienverbänden.
Der Buntbarsch Neolamprologus pulcher wird „Prinzessin vom Tanganjikasee“ genannt und lebt in sozialen Familienverbänden.Vet-Med-Uni
  • Drucken

Um auf eine Belohnung zu warten, braucht es ausgebildete geistige Fähigkeiten. Ein Team der Vet-Med-Uni hat erstmals ein Experiment entwickelt, wie man diese Impulskontrolle bei freilebenden Fischen misst.

„Reiß dich zusammen, warte ein bisschen!“ Was für Menschenkinder ein alltägliches Verhalten ist, wird in der Forschung an Tieren als Maßstab für geistige Fähigkeiten herangezogen. Es geht um Impulskontrolle, also dass man nicht dem ersten Impuls folgt, sondern kurz überlegt, wie man eine bessere Belohnung erhalten kann.

In der menschlichen Psychologie ist der „Marshmallow-Test“ aus den 1970ern berühmt: Schafft es ein Kind, den einen Marshmallow vor seiner Nase unberührt zu lassen, wenn es erfährt, dass es nach einer Wartezeit dann zwei Süßigkeiten bekommt? „Vor dem dritten Geburtstag ist es für Menschen nicht möglich, auf eine höhere Belohnung zu warten, wenn man direkt auf eine zugreifen kann“, erzählt Arne Jungwirth von der Vet-Med-Uni Wien. Die Impulskontrolle entwickelt sich bei Kindern später, ähnlich wie die Sprache und andere kognitive Fähigkeiten.

Gute Leckerbissen im Labyrinth

In der Verhaltensforschung hat sich der Umwegtest für die Impulskontrolle etabliert, hauptsächlich an Ratten oder Mäusen: Das Tier sieht am Ende eines Labyrinths ein Leckerli, aber muss einen Umweg in Kauf nehmen, um an die Belohnung zu gelangen. Der erste Impuls, direkt auf das Futter zuzulaufen, muss unterdrückt werden, sonst haut man sich die Nase am Plexiglas an, weil der Eingang zur Belohnung ein bisschen versteckt ist.

„Sie werden von uns nicht hören, dass dies ein Intelligenztest ist“, sagt Stefan Fischer, der ebenfalls am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vet-Med-Uni angestellt ist. Denn das Wort „Intelligenz“ ist in der Zoologie nicht üblich. Hier spricht man von „Kognition“ oder „kognitiven Fähigkeiten“. Aber simpel gesagt ist die Erfindung von Fischer und Jungwirth trotzdem ein Test zur Intelligenz von Fischen.

Intelligenz durch große Gruppen oder durch komplexe Umgebung?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.