Junge Forschung

Ein Kapellmeister dirigiert die Digitalisierung

Innovation müsse in der gesamten Unternehmenskultur verankert sein, sagt Patrick Rupprecht.
Innovation müsse in der gesamten Unternehmenskultur verankert sein, sagt Patrick Rupprecht.Caio Kauffmann
  • Drucken

Wenn es um Innovationen geht, gibt Patrick Rupprecht den Ton an: Ihn beschäftigen „hybride Intelligenz“ und „digitale Notenblätter“.

Als Mitarbeiter mit den meisten Titeln bezeichnen Kolleginnen und Kollegen an der Fachhochschule (FH) Wien der Wirtschaftskammer Wien augenzwinkernd den 31-jährigen Patrick Rupprecht, hat er doch einen Dr. techn. vor dem Namen und hinten noch ein MSc MSc MA stehen. Was es damit auf sich hat, erklärt er so: „Nach dem Master zum Wirtschaftsingenieur habe ich zwei weitere Masterstudien in den Bereichen Entrepreneurship und Hightech-Manufacturing absolviert und schließlich ein Doktorat im Wirtschaftsingenieurwesen abgeschlossen.“ Mittlerweile forscht Rupprecht im Bereich Innovation und Digitalisierung.

Bei seinen Lehrveranstaltungen führt er dann in der Praxis vor, wie das Zusammenspiel von Mensch und Technik in Hörsälen künftig aussehen kann: Ein Beamer mit Spiegelsystem macht es möglich, Projektionen überall im Raum zu platzieren, ein herumfahrender mobiler Roboter mit Tablet unterstützt den Vortragenden. Den Beamer mit Spiegelkopf hat Rupprecht im Rahmen seiner Doktorarbeit selbst mitentwickelt, wobei ihm seine Kenntnisse als Elektroanlagentechniker zugutekamen: „Ich habe die Lehre mit Matura gemacht und anschließend neben dem Studium zehn Jahre lang in der Automobilindustrie gearbeitet, von der Konstruktion bis zur Projektleitung in Sachen Industrie 4.0.“

Brainstorming mit der KI

Derzeit befasst er sich mit einem Thema, von dem er überzeugt ist, dass es unsere Zukunft stark beeinflussen wird: mit der „hybriden Intelligenz“. Rupprecht: „Künstliche Intelligenz (KI; Anm.) eignet sich hervorragend, um Daten zu analysieren und aufzubereiten. Die menschliche Intelligenz hingegen kann auch das Unausgesprochene in ihre Überlegungen einbeziehen, unterschiedliche Sichtweisen berücksichtigen und Kontexte verstehen. Das Konzept der hybriden Intelligenz versucht, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.“ Konkret arbeite er vor allem daran, künstliche Intelligenz in Workshops oder Gruppenarbeiten speziell zur Innovationsgenerierung sinnvoll einzusetzen, „zum Beispiel, wenn bei einem Brainstorming Ideen gefunden werden sollen“.

»Hybride Intelligenz vereint das Beste aus beiden Welten.«

Patrick Rupprecht,

FH der WKW Wien

In einer kürzlich veröffentlichten Praxisstudie, die er mit Kollegin Ann-Christine Schulz durchgeführt hatte, ging Rupprecht der Frage nach, wie Klein- und Mittelbetriebe die digitale Transformation meistern können. „Notwendige Neuerungen dürfen nicht aus den Augen verloren, bestehende Prozesse aber auch nicht überstürzt über Bord geworfen werden“, fasst er zusammen. „Sie müssen gegebenenfalls optimiert werden, doch es muss eine Balance zwischen Altem und Neuem geben. Die Unternehmen müssen sich Zeit nehmen, strategisch planen, mit Forschungseinrichtungen kooperieren, sinnvolle Use-Cases erstellen.“ Innovation dürfe nicht nur von der Führungsebene ausgehen, sondern müsse in der gesamten Unternehmenskultur verankert sein.

Ein E-Reader für das Marschieren

Rupprecht ist auch selbst Unternehmer: Vor fünf Jahren war er einer der Gründer von Marschpat, einem Start-up mit Sitz in Niederösterreich. Die Zielsetzung: zünftige Blasmusik in das digitale Zeitalter zu führen. Was ein Wirtschaftsingenieur mit Pauken und Trompeten zu tun hat? „Ich bin Mitglied und seit fünf Jahren Kapellmeister der Blasmusikkapelle St. Veit an der Triesting“, klärt der gebürtige Hernsteiner auf. Mehr als 50 Musikerinnen und Musiker hören auf ihn, wenn er den Takt vorgibt. Und sie vertrauen dem digitalen Notenbuch, einer von Marschpat entwickelten App, die auf einem E-Reader läuft.

Der Bildschirm wird mithilfe einer von Rupprecht entworfenen und per 3-D-Druck hergestellten Vorrichtung auf dem Instrument fixiert. Die Vorteile: „Die digitale Version ist wetterfest, die Musiker brauchen nicht umblättern, und man erspart sich Zeit bei der Notenvorbereitung.“ Die Software, mit der sich Musikstücke auch bearbeiten lassen, wird über einen internationalen Musikhändler europaweit vertrieben. Und wie kommt man auf all diese Ideen? „Durch die Begeisterung für neue Technologien und deren Möglichkeiten“, sagt Rupprecht.

Zur Person

Patrick Rupprecht (31) forscht an der Fachhochschule Wien der WKW zum Thema Innovation und Digitalisierung. Seine jüngste Studie befasste sich mit den Voraussetzungen der digitalen Transformation bei Klein- und Mittelbetrieben. Der Niederösterreicher ist überdies Gründer und Geschäftsführer eines Start-ups sowie Leiter einer Blasmusikkapelle.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.