Literatur

Monatelange Suche nach Bücherdieben: Europol schnappt Bande

Das ist die Fälschung eines Buches aus dem Jahr 1813, mit dem im vergangenen Winter das wertvolle Original in der Uni-Bibliothek in Warschau ausgetauscht wurde.
Das ist die Fälschung eines Buches aus dem Jahr 1813, mit dem im vergangenen Winter das wertvolle Original in der Uni-Bibliothek in Warschau ausgetauscht wurde. APA / AFP / Wojtek Radwanski
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Neun Georgier wurden festgenommen, sie hatten es vor allem auf Erstausgaben von Puschkin und Gogol abgesehen. Viele Bücher landeten in russischen Auktionshäusern – und sind faktisch verloren.

Eine Flut von äußerst geschickten, beinahe filmreifen Diebstählen seltener Klassiker beschäftigte Bibliotheken und Ermittler seit Monaten. Die Diebe hatten es auf frühe Ausgaben russischer Klassiker abgesehen. Was zu Schlagzeilen führte wie „Eine Gang aus Georgien klaut in ganz Europa Putins Lieblingsbücher“. Die Spekulation, dass hochrangige Kreml-Beamte dahinter stecken könnten, kam schnell auf.

Nun gibt es endlich einen Erfolg der (vielen) internationalen Ermittler, die beteiligt waren: Sie haben die Bande von Bücherdieben gefasst, die einen enormen finanziellen und einen unschätzbaren kulturellen Schaden angerichtet haben sollen. Neun Georgier wurden festgenommen worden, wie die europäische Polizeibehörde Europol verkündete. Es geht um etwa 170 sehr kostbare antike Bücher, die in verschiedenen europäischen Ländern gestohlen wurde. Puschkin-Erstausgaben werden in Russland zum Teil wie Fetische verehrt.

In Russland versteigert

Der finanzielle Schaden wird auf etwa 2,5 Millionen Euro beziffert. Der ideelle Schaden für die Sammlungen und das Kulturerbe der getroffenen Länder sei aber nicht zu berechnen, hieß es. Und einige Werke wurden bereits in russischen Auktionshäusern in St. Petersburg und Moskau versteigert. Dadurch seien sie faktisch verloren.

Rund 100 Ermittler hatten in Lettland und Georgien am Mittwoch gemeinsam zugegriffen - unterstützt von Europol und der Justizbehörde Eurojust. Sie nahmen vier Georgier fest. Die übrigen Verdächtigen waren bereits in den Tagen zuvor in Estland, Frankreich und Litauen festgenommen worden. In Georgien und Lettland wurden 27 Gebäude durchsucht und 150 Bücher sichergestellt. Deren Herkunft wird noch untersucht. Ein Buch konnte bereits an eine Bibliothek in Frankreich zurückgegeben worden.

Erstausgaben von Puschkin und Gogol

Die Bande ging raffiniert vor und hatte es gezielt auf seltene Exemplare wie Erstausgaben der russischen Autoren Alexander Puschkin und Nikolai Gogol abgesehen. In den Bibliotheken gaben sich die Diebe mehrmals als Forscher aus und fragten forderten die wertvollen Bücher an, die man natürlich nicht entlehnen kann, aber vor Ort betrachten. Dann vermaßen sie die Werke und fotografierten sie, bevor sie sie zurückgaben. Später kehrten die Diebe zurück und fragten die Bücher erneut an. Doch diesmal gaben sie gefälschte Versionen zurück. Die Kopien waren Europol zufolge von ausgezeichneter Qualität. In einigen Fällen waren die Täter nach ihrem ersten Besuch in die Bibliothek eingebrochen. (red./APA/dpa)

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