Filmkritik

„Rebel Moon 2“: Ist (nur) Netflix schuld an diesem Agrarbombast?

Hart arbeitendes, freundliches Bauernmädchen muss gegen eine feindliche Militärmacht kämpfen: die australische Schauspielerin Charlotte Maggi als Sam.
Hart arbeitendes, freundliches Bauernmädchen muss gegen eine feindliche Militärmacht kämpfen: die australische Schauspielerin Charlotte Maggi als Sam.Netflix
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Zack Synder liefert mit der Fortsetzung seines SciFi-Dramas, „Rebel Moon 2: Die Narbenmacherin“, gravitätischen Bauernkitsch.

Wie wird aus Weizen Mehl? Die einst mühsame Handarbeit nehmen uns schon längst Maschinen ab. Obwohl weit in der Zukunft spielend, kommen in Zack Synders neuestem Science-Fiction-Streich Mähdrescher und Industriemühlen aber nicht zum Einsatz. Im ersten Teil von „Rebel Moon“ konnten wir stattdessen in Zeitlupe ewig lang bestaunen, wie die Saat per Hand ins Feld gestreut wird: die Überhöhung eines Knochenjobs in mythologisierender Absicht – auf ostentative Gravitas verzichtet dieser Regisseur ja nur selten.

In „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ lässt er nun eine furchtlose Heldentruppe ernten. Kurz zuvor noch überall aus der Galaxie zwecks Rettungsmission zusammengeklaubt, tummelt sich diese am Feld und hantiert nicht mit Schwertern, sondern Sensen. Die Kamera labt sich an diesen fitten Muskelprotzen, wie sie in der sengenden Hitze schweißüberströmt die Klingen schwingen und Körner mahlen. Das ist ungefähr so erotisch wie ein „sexy“ Bauernkalender. Und fetischisiert ebenso aufdringlich harte Arbeit: Aus einfachem Korn wird nährendes Pulver, hochstilisiert in Szene gesetzt. Mit einem Wort: Agrar-Bombast.

Monddorf gegen „Motherworld“

Vielleicht erfahren wir im angekündigten dritten Teil dieser Weltraum-Saga ja, wie nach dem Säen und Ernten Brot gebacken wird. Bis es aber so weit ist, gilt es ein Dörfchen auf einem unscheinbaren Mond gegen die finsteren Schergen der „Motherworld“ zu verteidigen. Die Bewohner unter Anleitung der neu hinzugekommenen Heroen rüsten sich mit rustikalen Mitteln gegen eine avancierte Militärmacht: Gräben werden ausgehoben, Fallen gestellt, clevere Strategien ausgeheckt – Bauernschläue in Action. Obwohl die Zeit drängt, bleibt dennoch genug für eine kleine Märchenstunde: Einblicke in die Vergangenheit der diversen Heroen während einer Art letzten Abendmahls sollen deren versäumte Charakterisierung im vorigen Teil nachholen und zeigen, aus welchen Gründen sie für ein paar Hundert Dorfbewohner ihr Leben riskieren. Das ist zwar arg generisch geraten, die Bilder aber, die wir zum Trauma-Dumping in dieser Gruppentherapiesitzung sehen, packen: In den imposanten Action-Tableaus gehen Zeitlupen in Zeitraffer über und vice versa – ein Markenzeichen des Filmemachers. Das ist hübsch und hypnotisch, Snyder at his best.

Stil über Substanz also? Das attestieren böse Zungen Snyder seit jeher. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, und die Augen essen ja immer mit. Manchmal sind sie jedoch größer als der Magen. Ausgesprochen Üppiges serviert der zweite Gang von „Rebel Moon“ dann vor allem in der zweiten Stunde, so richtig satt machen will das Ganze aber kaum. Haben die vielen zerstückelten Episoden in Teil eins den Sci-Fi-Brei ein bisschen verdorben, gerät die relativ kleindimensionale Mischung hier genießbarer: einstündige Schlacht mit Laserschwertern und -gewehren am Boden, Einzelkämpfe am Schlachtschiff, ausladende Action auf weiter Flur und in engen Gängen, untermalt von einem überwältigenden Streicher- und Chor-Score. Die Unterlegenen (u.a. Sofia Boutella, Djimon Hounsou, Anthony Hopkins als Androide) behaupten sich dabei gekonnt und mit List auf nur zwei Schauplätzen gegen imperiale Invasoren, angeführt von einem manischen Ed Skrein mit Hipster-Horrorfrisur.

Director’s Cut soll schmackhafter sein

Bäckt Zack Snyder nun etwa kleinere Semmeln? Wohl kaum, aber Netflix habe es ihm aufgezwungen, sagt der Regisseur: Die zwei Studio-Cuts sind laut Snyder nur Appetizer. Das Hauptgericht, das er in Interviews immer wieder schmackhaft macht, kredenzt er im Sommer. Die Director’s Cuts sollen dann weirder, blutiger, jeweils eine Stunde länger (!) werden und gar eine „dekonstruktivistische“ Zutat enthalten. Bald also bekommen wir möglicherweise eine Gourmetversion aufgetischt, in der die ausgelutschte Rebellenromantik und der klebrige Bauernkitsch ordentlich durchgewalkt werden. Fans dürfte schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.

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