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Deutscher Bank droht Milliardenzahlung an Postbank-Aktionäre

 Der Ärger mit der Postbank reißt für die Deutsche Bank nicht ab.
 Der Ärger mit der Postbank reißt für die Deutsche Bank nicht ab.Imago / Christoph Hardt, Via Www.imago-images.de
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Ein Rüffel von der Finanzaufsicht, eine holprige IT-Umstellung und Streiks in der Belegschaft, und nun ein möglicher Milliarden-Nachschlag an die Postbank-Aktionäre - der Ärger mit dem Privatkunden-Institut reißt für die Deutsche Bank nicht ab.

Deutsche-Bank-Anleger nahmen am Montag reißaus. Sie bangen nun um einen zweiten Aktienrückkauf in diesem Jahr. Das drückte die Aktie am Montag um mehr als sechs Prozent auf 15,51 Euro. Das Frankurter Geldhaus selbst ließ offen, ob es nach Abschluss des bis Juni laufenden Rückkaufprogramms ein zweites beantragen werde. Die 1,3 Milliarden Euro, die die Deutsche Bank im zweiten Quartal für eine Entschädigung der Postbank-Aktionäre zurückstellen muss, entsprechen immerhin dem Nettogewinn im ersten Quartal.

Mediobanca-Experte Matthew Clark schrieb, Finanzchef James von Moltke habe in einer kurzfristig anberaumten Konferenz mit Analysten am Sonntagabend erklärt, der Spielraum für zusätzliche Ausschüttungen sei kleiner geworden. Das Management würde einen zweiten Aktienrückkauf im besten Fall verschieben, meint Clark. Die Analysten von KBW gehen davon aus, dass die zweite Tranche „komplett gestrichen“ wird. Die Dividende sei aber ungefährdet. JPMorgan und RBC kürzten ihre Kursziele.

Postbank-Übernahme könnte teures Nachspiel haben

Die Deutsche Bank hatte am Freitagabend offenbart, dass die 2008 eingeleitete und 2010 abgeschlossene Übernahme der Postbank ein teures Nachspiel für sie haben könnte. Das Oberlandesgericht Köln (OLG) habe in einer mündlichen Verhandlung angedeutet, dass den Postbank-Aktionären doch ein höherer Preis zugestanden haben könnte. Die Nachzahlung beliefe sich auf bis zu 700 Millionen Euro, dazu kommen in 14 Jahren aufgelaufene Zinsen von rund 600 Millionen. Das Gericht habe Vergleichsverhandlungen angeregt, hieß es in einer Handreichung für Investoren. Die Bank werde „sorgfältig“ prüfen, ob sie sich darauf einlasse, obwohl man die Ansicht der Kläger „weiterhin nachdrücklich“ für falsch halte. Kommt es nicht zu einer außergerichtlichen Einigung, will das OLG am 21. August eine Entscheidung fällen.

Bisher hatte die Deutsche Bank keine Rückstellung gebildet, nachdem die Kläger vor dem OLG zweimal gescheitert waren. Doch der Bundesgerichtshof (BGH) verwies das Verfahren im Dezember 2022 zum zweiten Mal an das OLG zurück, das im dritten Anlauf seine Meinung änderte. Die Rückstellung von 1,3 Milliarden Euro würde die harte Kernkapitalquote um 0,2 Prozentpunkte dezimieren. Ende März lag sie pro-forma bei 13,45 Prozent. Ausreichend dicke Kapitalpuffer sind für die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufseher die Voraussetzung dafür, dass sie Ausschüttungen von Banken genehmigt.

Hoffnungen nach Übernahme nicht erfüllt

Mit der Übernahme der Postbank wollte die Deutsche Bank eigentlich ihre Kundenbasis verbreitern und das Geschäft weniger abhängig von Auf und Ab im Investmentbanking machen. Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Stattdessen macht die Postbank immer wieder Negativ-Schlagzeilen. Im vergangenen Jahr sollte die Postbank-IT in die der Deutschen Bank integriert werden. Tausende Postbank-Kunden beklagten sich aber, dass sie online über Wochen nicht auf ihre Konten zugreifen konnten. Das rief sogar die Finanzaufsicht BaFin auf den Plan. Im monatelangen Tarifstreit haben die Postbank-Mitarbeiter für eine Forderung von 15,5 Prozent inzwischen schon 20 Tage gestreikt. (Reuters)

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