Prognose

Österreichs Wirtschaft kommt laut OECD nicht vom Fleck

Kurzfristig leidet Österreich als kleine und stark exportorientierte Volkswirtschaft vergleichsweise stark unter der jüngsten Verlangsamung des weltweiten Warenhandels. Im Bild: Die Wiener Innenstadt.
Kurzfristig leidet Österreich als kleine und stark exportorientierte Volkswirtschaft vergleichsweise stark unter der jüngsten Verlangsamung des weltweiten Warenhandels. Im Bild: Die Wiener Innenstadt.Akos Stiller / Bloomberg
  • Drucken

Österreichs Wirtschaft tritt heuer auf der Stelle, die Inflation wird hierzulande auch 2025 deutlich über dem Euro-Schnitt liegen. Die OECD empfiehlt für nachhaltiges Wachstum Strukturreformen.

Die österreichische Wirtschaft findet ebenso wie die deutsche auch heuer keinen Anschluss an den Aufschwung in anderen Industriestaaten. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet in beiden Ländern nur mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIPs) von 0,2 Prozent. Erst kommendes Jahr soll es mit 1,5 Prozent in Österreich und 1,1 Prozent in Deutschland stärker aufwärtsgehen, wie die Organisation am Donnerstag mitteilte.

Zum Vergleich: In der OECD insgesamt – zu der mittlerweile gut drei Dutzend Länder gehören – soll es im laufenden Jahr ein Wachstum von 1,7 Prozent geben, das 2025 auf 1,8 Prozent steigen soll. Für die Eurozone werden mit 0,7 und 1,5 Prozent ebenfalls mehr erwartet als für Österreich und Deutschland.

Indien als globaler Wachstumsmotor

Die Weltwirtschaft soll heuer um 3,1 Prozent und nächstes Jahr um 3,2 Prozent zulegen. Und in beiden Jahren wird laut OECD der bevölkerungsreichste Staat der Welt, Indien, als Wachstumsmotor vorangehen. Dem Subkontinent prognostiziert die Industriestaatenorganisation in den Jahren 2024 und 2025 jeweils ein Wirtschaftswachstum von 6,6 Prozent. Indonesien wird demnach in beiden Jahren um knapp mehr als fünf Prozent wachsen, Chinas BIP wird heuer um 4,9 Prozent und 2025 um 4,5 Prozent zulegen.

Auch wenn Jerome Powell, Chef der US-Notenbank (Fed), zuletzt andeutete, dass sich die Lockerung der Geldpolitik in den USA verzögern dürfte: Insgesamt lässt der Preisauftrieb in den OECD-Staaten nach. So dürfte die Teuerung heuer bei minimal über fünf Prozent liegen und 2025 auf 3,43 Prozent sinken. Wobei der Wert für die Industriestaatenorganisation von Staaten wie der Türkei – dort liegt die Inflation heuer bei mehr als 55 Prozent – nach oben gezogen wird. Für die Eurozone prognostiziert die OECD, dass der Zielwert von zwei Prozent 2025 mit einer Inflationsrate von 2,16 Prozent beinahe erreicht werden wird. In Österreich dürfte die Teuerung mit 2,9 Prozent aber auch im kommenden Jahr noch deutlich über dem Euro-Schnitt liegen.

Was die OECD Österreich empfiehlt

Kurzfristig leidet Österreich als kleine und stark exportorientierte Volkswirtschaft vergleichsweise stark unter der jüngsten Verlangsamung des weltweiten Warenhandels, stellen die OECD-Experten in ihrem Länderbericht zu Österreich fest. Die Wiederbelebung des Tourismus nach den Coronajahren stützte die Wirtschaft aber. Die vergleichsweise geringe private Verschuldung hierzulande führe außerdem dazu, dass die Wirtschaft nicht so stark auf die steigenden Preise und Zinsen reagiert.

Will Österreich nachhaltig wachsen, sind laut OECD aber Strukturreformen notwendig. Besonders das Pensionssystem bringe angesichts der Alterung die öffentlichen Finanzen zunehmend unter Druck. Die mit dem demografischen Wandel „zusammenhängenden fiskalischen Kosten werden bis 2030 voraussichtlich um ein Prozent des BIPs und bis 2060 potenziell um sieben Prozent steigen“, heißt es in dem Bericht. Es brauche eine Anpassung des Pensionsantrittsalters an die steigende Lebenserwartung sowie gute Arbeitsbedingungen für ältere Arbeitskräfte. Überhaupt empfiehlt die OECD Reformen, die die Beschäftigungsquote erhöhen.

Die laufende Senkung der Steuer- und Abgabenbelastung des Faktors Arbeit werde zu einer Zunahme der Beschäftigung geringqualifizierter Arbeitskräfte führen, erwarten die OECD-Experten. (luis)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.