Langfristige Verträge: Das Schausteller-Karussell dreht sich langsam, die Nachfrage wäre hoch.
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Böhmischer und Wiener Prater: Das (Fahr-)Geschäft mit dem Vergnügen

Ins Pratergeschäft wird man meist hineingeboren, nur selten werden Flächen für neue Schausteller frei. Betreiber in vierter Generation setzen auf die Zugkraft neuer Investitionen.

Wien. 2023 knackte der Wurstelprater die Marke von sieben Millionen Besuchern. Das ließ die Kassen der Fahrgeschäfte klingeln. In Wien ist der Wiener Prater mit über 250 Attraktionen die klare Nummer eins – dementsprechend schwer ist es für neue Schausteller, Plätze zu bekommen. Wird eine Fläche frei, gibt dies die Prater Wien GmbH bekannt und Interessierte können sich bewerben. „Prinzipiell wäre die Nachfrage hoch, aber da wir die Verträge mit den Schaustellern für eine gute Planungssicherheit langfristig abschließen, ist die Chance auf eine Parzelle sehr gering“, sagt Michael Prohaska, Geschäftsführer Prater Wien GmbH. In der Regel wird man also ins Pratergeschäft hineingeboren. Vereinzelt sind aber in den letzten Jahren dennoch neue Betreiber dazugekommen.

Und nicht nur der Wiener Prater – auch der Böhmische Prater in Favoriten verzeichnete 2023 ein „äußerst zufriedenstellendes Jahr“. Der Vergnügungspark im Laaer Wald hat vor allem bei Kindern und Familien aus Wien und Umgebung hohen Stellenwert. Allerdings hadern die Schausteller mit der Verkehrsinfrastruktur. „Es gibt zu wenig Parkplätze und die Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz ist nicht optimal. Das limitiert unser Geschäft“, sagt Claudia Riedl. Sie leitet den Schaustellerbetrieb Riedls Funpark bereits in vierter Generation und hat sich vor 17 Jahren im Böhmischen Prater angesiedelt. Ihr Urgroßvater begann mit selbstgebauten Automaten und Schießbuden und fuhr durchs ganze Land. Von Generation zu Generation hat sich der Familienbetrieb vergrößert. Heute besitzt die Firma im Böhmischen Prater sechs Grundstücke mit unterschiedlichen Angeboten – von Kinderkarussell über Autodrom bis hin zu Gastronomie-Ständen.

Alte „Stromfresser“ brauchen Zuwendung

Manche Fahrgeschäfte sind bis zu 50 Jahre alt. Bald kommt eine weitere historische Attraktion hinzu: eine ausrangierte Familienachterbahn aus einem schwedischen Vergnügungspark, die trotz ihres stolzen Alters noch gut in Schuss ist. „Die Mischung von alten Fahrgeschäften mit modernen Attraktionen verleiht dem Böhmischen Prater ein spezielles Gesicht“, findet Riedl. „Die alten Fahrgeschäfte liegen uns am Herzen, weil sie Nostalgie für die Erwachsenen sind. Aber für die Kinder braucht es moderne Fahrgeschäfte, weil sie durch die sozialen Netzwerke ganz andere Vorstellungen haben als die Generationen vor ihnen.“

An den mechanischen Fahrgeschäften schätzt Riedl die Robustheit und Langlebigkeit. „Kleinigkeiten lassen sich reparieren. Bei den elektronischen Fahrgeschäften kann man bei einem Defekt fast nicht mehr selbst Hand anlegen.“ Dafür sind die alten Fahrgeschäfte in der Regel große Energiefresser. „Viele Geräte haben wir schon auf LED umgerüstet, aber zu wirklich energiesparenden Fahrgeschäften kann man die klassischen kaum verwandeln“, sagt Riedl. An schwach besuchten Tagen bleiben die Stromfresser abgedreht.

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