Feiertage

Reigen an Feier- und Fenstertagen: Der Mai bringt fragmentierte Wochen

MGO
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Sie bringen Erholung und beeinflussen den Arbeitsrhythmus. Sie können ­entspannend wirken und gleichzeitig stressig sein: Die Feier- und Fenstertage im Mai.

Jetzt sind sie wieder da, die fragmentierten Wochen. Geteilt oder verkürzt durch Feiertage: Der 1. Mai am vergangenen Mittwoch machte den Anfang, weiter geht es am kommenden Donnerstag (9. Mai), wenn Christi Himmelfahrt begangen wird. Danach folgen der Pfingstmontag, 20. Mai, und Fronleichnam, am Donnerstag, 30. Mai.

Findige Urlaubsplaner haben schon vor Monaten ausgerechnet, wie sie die Fenster-, Brücken- oder Zwickeltage, die sich zwischen den Feiertagen und den Wochenenden ergeben, geschickt nutzen, um mit möglichst wenig Urlaub- oder Zeitausgleichstagen möglichst lange Auszeiten zusammenstellen zu können.

Diese Ballung an Feiertagen wirkt sich auch auf die Personaleinsatz­planung aus. Von den 366 Tagen des heurigen Jahres bleiben, zieht man Wochenenden, Feiertage, Urlaube, Krankenstände und Weiterbildungstage ab, rund 200 Arbeitstage übrig. Üblicherweise, sagt Christian Hauser, Organisationsberater bei Brains and Games, schaue man sich bei der Personaleinsatzplanung das gesamte Jahr an. Doch zielführender sei, die Monate getrennt zu betrachten. „Wer das tut, sieht, dass es im Mai um ein Fünftel weniger Arbeitstage gibt.“ Bei 20 Prozent weniger Arbeitszeit könne man daher kaum die gleichen Ergebnisse wie in anderen Monaten erwarten.

Verhältnisse und Verhalten

„Das verlangt nach einer anderen Planung und einer anderen Prioritätensetzung“, sagt Hauser, nach einer, wie er es nennt, „Transparenz von Erwartungshaltungen“. Andernfalls seien Mitarbeitende gefährdet, „mit schlechtem Gewissen in die Feiertage zu gehen, weil sie mit ihrer Arbeit nicht fertig geworden sind“. Was sich dann wieder auf den potenziellen Erholungsgehalt der Feiertage auswirke. Führungskräfte sieht Hauser gefordert, zu steuern, zu planen und den Stress herauszunehmen. Und das, rät er, beginne bei Kleinigkeiten: etwa monatliche Meetings von fragmentierten in vollständige Wochen zu verschieben. Anders formuliert: Es geht darum, Verhältnisse zu schaffen, die das gewünschte Verhalten ermöglichen.

Grundsätzlich, sagt Paul Jiménez, Professor am Institut für Arbeits- und Organisationspsychologie der KFU Graz, seien die fragmentierten Wochen mit ihren freien Tage günstig für die Mitarbeitenden, um sich erholen zu können. Auch die Unternehmen würden profitieren, ergänzt Hauser, von einer Art Umwegrentabilität oder Return on Investment: Die kurzen Pausen würden dabei helfen, zu regenerieren – und die Säge zu schärfen, sagt er in Anspielung an die Geschichte mit den beiden Forstarbeitern, die sich mit einer alten Säge beim Holzschneiden mühen. Als ihnen ein Wanderer empfiehlt, doch das Sägeblatt zu schärfen, entgegnen sie gestresst: „Keine Zeit, wir müssen Holz schneiden.“

Nicht zu vergessen ist allerdings, dass es Jobs gibt, in denen auf Feiertage kaum Rücksicht genommen werden kann. Etwa in manchen Bereichen der Gesundheitsberufe, in der Gastronomie und Hotellerie, in der Energieversorgung, in der Produktion im Schichtbetrieb oder im Sicherheitswesen. Umgekehrt könne es Situationen geben, in denen Unternehmen, Abteilungen oder Projektteams bewusst auf Feiertage verzichten, um beispielsweise Aufträge abzuschließen.

Hauser weist noch auf eine Chance der fragmentierten Wochen hin. In Unternehmen, in denen die Einführung einer Viertagewoche überlegt wird, seien diese Wochen eine gute Möglichkeit herauszufinden: Welcher Arbeitsrhythmus passt zu meiner Arbeit? Welcher Wochentag würde sich gut als dritter freier Tag eignen?

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