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Friedrich Merz: „Wir nehmen den Kampf auf mit dieser Partei“

CDU-Chef Friedrich Merz will die Kanzlerschaft für seine Partei.
CDU-Chef Friedrich Merz will die Kanzlerschaft für seine Partei.APA / AFP / Tobias Schwarz
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Der CDU-Chef gibt sich bei einer umjubelten Rede am Parteitag staatstragend und rückt sich in die politische Mitte. Ob er Kanzlerkandidat wird, ist weiter offen. Altkanzlerin Angela Merkel blieb fern.

Mehr als zehn Minuten. So lange standen und applaudierten sie in jenem Tagungshotel in Berlin, in dem die CDU ihren 36. Parteitag abhielt. Auf der Bühne lächelte Friedrich Merz, schnaufte tief durch, lächelte wieder, drückte die linke und rechte Hand zusammen, um sich sich bei seiner Partei zu bedanken, die ihn nach seiner mehr als einstündigen Rede mit Zuneigung überschüttete.

Vor dem Beginn des dreitägigen Parteitages der deutschen Konservativen war gerätselt worden, wie der 68-Jährige seine zentrale Rede anlegen würde. Würde er kämpferisch klingen? Über das Gendern herziehen, die Grünen, die „kleinen Pashas“ wie Merz einmal in einer Talkshow Kinder mit Migrationshintergrund nannte? Oder würde er ruhiger auftreten? Den Weg in die politische Mitte suchen? So wie bei seiner Bewerbung um die Parteispitze im Jahr 2018, wo seine zu staatsmännisch geratene Rede ihn wohl den Sieg kostete, wie er selbst immer wieder behauptet. Nur zwei Tage vor dem Parteitag am Montag hat der „Spiegel“ ein Porträt veröffentlicht, in dem Merz als dramatische Persönlichkeit dargestellt wird. Als ein Überemotionaler, der im vergangenen Herbst fast hingeschmissen hätte, weil er sich vom Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, provoziert gefühlt hat.

Merz mit 89,8 Prozent gewählt

Die 1001 Delegierten im Saal standen am Montag demonstrativ zu Merz. Dieser hatte sich für eine staatsmännische Ansprache entschieden, spannte den großen Bogen – vom bald 75 Jahre alten Grundgesetz zum Beitrag der CDU beim Wiederaufbau Deutschlands. Unter den vielen Konservativen auf die er sich dabei bezog, ließ er eine aus: Angela Merkel, die Altkanzlerin. Sie blieb dem Parteitag fern. Am Dienstag soll über eine neues CDU-Grundsatzprogramm abgestimmt werden, es gilt auch als Neupositionierung nach den langen Merkel-Jahren. 700 deutsche Kirchenvertreter kritisierten prompt den Abschnitt zur Asylpolitik, er stelle einen „Bruch mit dem humanitären Erbe“ der Partei dar.

In seiner Rede gab sich Merz auch nachdenklich, sinnierte über die Freiheit des Individuums und sein Verhältnis zum Staat. Erklärte er im vergangenen Jahr die Grünen auf Bundesebene zum „Hauptgegner“ der CDU, will er sich nun mit der „rechtsradikalen“ AfD auseinandersetzen. „Wir nehmen den Kampf auf mit dieser Partei“, sagte Merz.

Ob der CDU-Chef sich für die Konservativen um die Kanzlerschaft bewerben soll, wird nicht diese Woche entschieden, sondern erst im Herbst. Die Partei wird Merz erstmal wenig überraschend weiter führen: Rund 90 Prozent der Delegierten stimmten für den einzigen Kandidaten.

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