Musikstuhl

Möbel, die die Töne treffen

Das Echo aus dem Orchestergraben: Die Musikwelt braucht neue Stühle
Das Echo aus dem Orchestergraben: Die Musikwelt braucht neue StühleStefanie Wurnitsch
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Harmoniebedürftig: Der „Fidelius“-Stuhl von Trewit will sich einfügen – in die Gemeindesäle des Landes und in die Orchestergräben der Welt.

Auch unbelebte Objekte haben eine DNA. Das zumindest behaupten die großen Möbelmarken von ihren Möbeln. Doch wenn das stimmt mit der DNA, dann ist ein etwas kleinerer Hersteller aus Scharnstein in Oberösterreich genetisch doppelt vorbelastet: nämlich handwerklich und musikalisch. Sophie Wittmann und ihre Brüder Max und Rudi haben den ehemals elterlichen Betrieb längst zum Unter­nehmen Trewit aktualisiert. Der Vater war Tischler und Mitglied der Blasmusikkapelle. An beiden Positionen staubt es in der allgemeinen Wahrnehmung noch ziemlich vor lauter Klischees. Doch gerade diese will Sophie Wittmann im Portfolio von Trewit ästhetisch allmählich abschütteln. Vor allem auch in einem räumlichen und funktionalen Kontext, der quer über den Planeten viel zu breit ist, um nur als enge Nische zu gelten: dort nämlich, wo Menschen auf Stühlen ­sitzen, um ein Instrument zu spielen. So ein Stuhl will funktional, ergonomisch und formal hingezirkelt sein – auf diese spezifische Situation. In diese jedoch kann man im Gemeindesaal genauso hineingeraten wie im Orchestergraben an der Mailänder Scala. Musiker und Musikerinnen sitzen nun mal sehr, sehr viel. Je professioneller sie tätig sind, umso mehr.

Sophie Wittmanns Großcousine, Ursula Ruppe, sitzt auch viele Stunden täglich. Und das nicht im Büro. Sondern beim Proben, Spielen, Aufführen – sie ist Bratschistin bei den Wiener Philharmonikern. Sie war für Wittmann und den Tüftlern bei Trewit das Echo aus der Welt der Musik, gab Rückmeldung aus Orchestergräben, Konzertsälen und von Bühnen, von Tokio bis Mailand. Die generelle Resonanz: Der Planet verträgt noch bessere Stühle, auf denen man vielleicht noch besser musizieren kann. Robustere jedenfalls, von denen man auch entspannter wieder aufsteht nach dem Probenmarathon und dem vierten Opernakt. Weil man im Sitzen nicht unbedingt mit dem Sitzen beschäftigt sein soll. Sondern eher mit der Musik, dem Instrument, dem Notenblatt.

Trewit hatte auch schon in Zeiten, als sich die Firma eher als Tischlereibetrieb denn als Möbel-Label verstand, einen Stuhl im Portfolio, der sich an Musiker und Musikerinnen richtete. Funktional leistete er gute Dienste, ergonomisch auch quer durch alle Instrumentengruppen, wie Sophie Wittmann erzählt. Allerdings: Ästhetisch war dieser doch dem Klischeekontext der Blasmusik ein wenig zu verhaftet. Genauso wie seiner Entstehungsära, den 1990ern.

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