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Ist Mercedes gewerkschaftsfeindlich?

Die US-Autogewerkschaft ist eine der mächtigsten in den USA.
Die US-Autogewerkschaft ist eine der mächtigsten in den USA. Reuters / Rebecca Cook
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Die amerikanische Autogewerkschaft UAW ist ziemlich mächtig. Das wissen auch die Beschäftigten bei Mercedes-Benz in den USA. Doch das Verhalten des Unternehmens schlägt schon Wellen bis nach Washington und Brüssel.

Dass sich eine amerikanische Regierung bei deutschen Politikern wegen einer angeblichen gewerkschaftsfeindlichen Haltung eines deutschen Unternehmens beschwert, kommt nicht aller Tage vor. Genau das dürfte nun aber passiert sein.

Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht dabei der Autobauer Mercedes-Benz und die US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW). Doch was ist geschehen?

Informierten Kreisen zufolge, soll Washington in Berlin wegen einer angeblich gewerkschaftsfeindlichen Haltung von Mercedes im Bundesstaat Alabama Bedenken geäußert haben. Demnach soll nicht nur ein Gewerkschaftsaktivist entlassen worden sein, das Unternehmen habe außerdem ein Treffen einberufen, bei dem ein Manager von einer gewerkschaftlichen Organisierung abgeraten habe. Bei dem Gespräch zwischen Washington und Berlin habe es die Zusage gegeben, bei der Förderung von Gewerkschaften und Arbeitnehmerrechten zusammenzuarbeiten, berichtete eine informierte Person, wie die Agentur Bloomberg schreibt.

Mercedes bestreitet ein Fehlverhalten und erklärte, das Unternehmen glaube nicht, dass die Behauptungen der UAW begründet seien. Das Unternehmen habe sich weder in die gewerkschaftlichen Organisierungsbemühungen der Beschäftigten eingemischt noch Vergeltungsmaßnahmen gegen sie ergriffen. Die deutsche Botschaft lehnte eine Stellungnahme gegenüber Bloomberg ab.

Etwa 5.200 Beschäftigte in den Mercedes-Werken in Vance und Woodstock, im Bundesstaat Alabama, sollen vom 13. bis 17. Mai über den Beitritt zur mächtigen Gewerkschaft UAW abstimmen.

VW-Belegschaft pro Gewerkschaft

Im vergangenen Monat stimmten die Beschäftigten des Volkswagen-Werks in Tennessee für den Beitritt zur UAW. Bei Mercedes halten die Konzernrichtlinien Manager zwar dazu an, in Bezug auf gewerkschaftliches Engagement von Mitarbeitern neutral zu bleiben. Die UAW hat sich jedoch wiederholt über diesbezügliche Gesetzesverstöße des Managements in Alabama beschwert.

Auch die Europäische Kommission hat Mercedes auf die Situation in Alabama angesprochen. Es sei darauf gedrungen worden, dass das Unternehmen „sowohl die Gesetze vor Ort als auch die europäischen Werte respektiert“, sagte Kommissionssprecher Olof Gill.

Mercedes bestätigte, mit „verschiedenen Behörden“ gesprochen zu haben, einschließlich Mitgliedern der Europäischen Kommission. In einer Ende letzter Woche versandten E-Mail erklärte das Unternehmen, Mercedes respektiere das Recht der Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren, und werde sicherstellen, dass sie die Möglichkeit hätten, eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Eine Gewerkschaft „bedeute Streiks“

Im Februar hielt der CEO von Mercedes-Benz US International, Michael Göbel, eine Sitzung mit der Belegschaft des Werks ab, bei der er andeutete, dass eine Gewerkschaft Streiks, teure Beiträge und Hindernisse für die Konfliktlösung bedeuten würde. Vergangene Woche teilte Mercedes den Beschäftigten mit, dass Göbel kurzfristig abgelöst wurde und mit sofortiger Wirkung eine neue Aufgabe übernehme. (Bloomberg)

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