Nachruf

Axel Melhardt, der Patron des Wiener Jazzland, ist tot

Jazzpionier Axel Melhardt (links) mit dem Gitarristen Mundell Lowe.
Jazzpionier Axel Melhardt (links) mit dem Gitarristen Mundell Lowe.Samir H. Köck
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Viele Legenden fanden den Weg in seinen Ziegelkeller. Bis zuletzt sah er seine Mission nicht als beendet an. Nun ist Axel Melhardt nach längerem Leiden kurz vor seinem 81. Geburtstag gestorben.

Nach seinen Ansagen saß er stets an einem Tisch, von dem aus man keine Sicht auf die Bühne hatte. Rauchend, Bier trinkend und neugierig die Tageszeitungen durchblätternd. Die Musik verfolgte der Patron des Wiener Jazzland, Axel Melhardt, nur selten konzentriert. Etwa dann, wenn seine Lieblinge Eddie Lockjaw Davis, Art Farmer, Fritz Pauer, Dana Gillespie, Clark Terry, Barney Kessel oder Oscar Klein auf den Brettern standen.

Auf den Jazz kam er 1956 durch einen Film. Der Kinobesuch bei „Die Benny-Goodman-Story“ sollte sein Leben für immer verändern. Statt weiterhin sein Glück mit Science-Fiction-Kurzgeschichten zu versuchen, nahm er das Jazzland in Betrieb. Viele Legenden fanden den Weg in den Ziegelkeller am Franz-Josefs-Kai. Von Betty Carter bis Rolling-Stones-Schlagzeuger Charlie Watts. Sogar die junge Diana Krall spielte einmal im rustikalen Ambiente auf. Gemeinsam mit seiner Frau Tilly führte er über fünfzig Jahre lang diesen herrlich patinierten Klub, der Jazzstile feierte, die nirgendwo anders in Wien zu hören waren. Rag und Swing, Dixieland und New Orleans Jazz, es war die Frühzeit des Genres, die in Melhardt die größte Begeisterung auslösen konnte.

Die letzten Jahre waren schwierig. Viele Wegbegleiter, Stammgäste und Musiker verstarben, dennoch machten Axel und Tilly konsequent weiter. Erfreut nahm Melhardt zur Kenntnis, dass seine Mission bis zuletzt nicht beendet war. Die Neugier der jungen Leute, die ins Jazzland kamen, die war eine Art Lebenselixier für ihn. Nur selten ging er fremd. Für die große Folk-Gospel-Sängerin Odetta wagte er sich einmal zum Konkurrenten Porgy & Bess. Jetzt verstarb der Pionier des Wiener Livejazz, der 52 Jahre lang seines Amtes waltete, kurz vor seinem 81. Geburtstag.

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