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Song Contest: Irland darf sich nicht „Waffenstillstand“ aufmalen

Auch ohne politische Botschaft sorgte der Auftritt von Bambie Thug für Aufsehen
Auch ohne politische Botschaft sorgte der Auftritt von Bambie Thug für AufsehenImago / Jessica Gow/tt
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Die Bemühungen der Song-Contest-Organisatoren, politische Botschaften aus dem Bewerb zu halten, betreffen auch Körperbemalung in mittelalterlicher Schrift: Bambie Thug aus Irland muss den Auftritt ändern.

Lesen hätten es eigentlich nur Mittelalter-Experten können: Bambie Thug aus Irland wollte sich für den Auftritt im Song-Contest-Halbfinale am Dienstag mit dem Song „Doomsday Blue“ Botschaften in Ogham-Schrift auf den Körper malen lassen. Diese Schrift wurde in Irland im frühen Mittelalter genutzt. Auf Bambie Thugs Körper hätten die Wörter „Waffenstillstand“ und „Freiheit“ stehen sollen – freilich ein kaum versteckter Hinweis auf die Lage im Gaza-Streifen. Doch es mussten Änderungen vorgenommen werden: „Es war sehr wichtig für mich, weil ich für Gerechtigkeit und für Frieden bin“, sagte kritisierte Bambi Thug (31) am Dienstagabend in Malmö die Veranstalter, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. „Leider musste ich diese Botschaften in ‚Krönt die Hexe‘ ändern, was eine Anordnung der EBU war.“

Der Auftritt, dessen Show mit okkultistischen Ritualen spielte, hatte an dem Abend künstlerisch viel Aufsehen erregt. Das Lied „Doomsday Blue“ ist ein Mix aus Sprechgesang, harten Elektronikklängen und sanfter Ballade. Es ist das erste Mal seit 2018, dass ein irischer Beitrag das ESC-Finale erreicht hat. Bambie Thug ist eine non-binäre Person, versteht sich also nicht als Frau oder Mann, sondern gibt an, jenseits dieser Kategorien zu denken.

EBU will unpolitische Show

Eine Sprecherin der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die den ESC veranstaltet, sagte: „Die Schrift, die auf Bambie Thugs Körper während der Kostümproben zu sehen war, verstieß gegen die Wettbewerbsregeln, die den unpolitischen Charakter der Veranstaltung schützen sollen.“ Die irische Delegation habe daraufhin zugestimmt, den Text für die Liveshow zu ändern. Die EBU hatte zuvor gewarnt, palästinensische Flaggen und Symbole seien nicht in der Malmö Arena zugelassen. Israel ist traditionell Teilnehmerland des ESC.

Nach Ausbruch des Gaza-Krieges infolge der Attacke der Hamas auf Israel hatte es in diesem Jahr vor allem in sozialen Netzwerken immer wieder Diskussionen um das Antreten des Landes gegeben, denen die EBU stets entschieden entgegentrat. Künstlerin Eden Golan, die Israel vertritt, musste auf Druck der EBU ihren Text und Songtitel ändern - auch er war den Veranstaltern erst zu politisch erschienen.

Die erklärt unpolitische Haltung hinter dem ESC ist oft Gegenstand von Debatten. Immer wieder überschattet die Weltlage den Wettbewerb. Geduldet werden auf der Bühne in der Regel nur sehr abstrakte Äußerungen. In Liverpool zeigten die britischen Ausrichter im vergangenen Jahr Ruinen und Raketen in einer Pausenshow und bauten auch eine Tanzeinlage in einer U-Bahn-Station ein – als Anspielung auf den Luftkrieg gegen ukrainische Städte. (APA/dpa)

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