Glosse

Xi Jinping und sein schwarzer Becher

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping mit schwarzem Becher. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat ein Wasserglas vor sich stehen.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping mit schwarzem Becher. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat ein Wasserglas vor sich stehen.Imago / Eric Tschaen/pool/bestimage
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Auf seiner Frankreich-Reise trinkt Chinas Staats- und Regierungschef aus einem extra mitgebrachten Gefäß. Das sorgt für wilde Spekulationen. Sinnvoll ist dieses Rätselraten aber nicht - gerade wenn es um Chinas KP-Führung geht.

Erstmals seit fünf Jahren ist Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping wieder in Europa zu Gast. Das öffentliche Interesse ist groß. Schließlich galt es, wichtige Themen wie Chinas Position zu den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten auszuloten oder die enormen Überkapazitäten anzusprechen, die chinesische Unternehmen mit staatlicher Unterstützung aufgebaut haben.

Zumindest bei Xis erstem Stopp in Frankreich, wo EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den chinesischen Gast daran erinnerte, dass er in der Europäischen Union schon längst als „strategischer Rivale“ gesehen wird. In Ungarn und Serbien sollte vor allem die wirtschaftliche und politische Freundschaft zwischen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und den Osteuropäern im Vordergrund stehen. Das wurde alleine schon daran deutlich, dass die Bevölkerung Chinas Alleinherrscher winkend, mit kleinen China-Fähnchen in der Hand begrüßte. Aber nicht nur, glaubt man zynischen Beobachtern.

Fürchtet Xi, vergiftet zu werden?

Symbolik ist alles. Das wurde schon bei anderen Details an Xis Reise deutlich. Woran, so fragten sich zynische Beobachter, liegt es, dass er bei seinen Gesprächen im Élysée-Palast in Paris nicht wie alle anderen aus Wassergläsern, sondern einem schwarzen Becher trinkt? Fürchtet er etwa vergiftet oder unter Drogen gesetzt zu werden? Sei er auf Medikamente angewiesen und habe deshalb sein eigenes Getränk mit dabei? Allerhand Spekulationen kursieren im Internet.

Der serbische Präsident Alexander Vucic mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in Serbien.
Der serbische Präsident Alexander Vucic mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in Serbien.Reuters / Zorana Jevtic

Diese dürften sogar noch angeheizt werden, da Xi bei seinem Besuch im „befreundeten“ Serbien auf den schwarzen Becher verzichtete. Das Wasserglas, das bei den Foto- und Videoaufnahmen vor dem chinesischen Politiker zu sehen ist, bleibt allerdings auch in Belgrad unberührt.

»Sicher ist: Manche Geheimnisse aus dem innersten Führungszirkel der Volksrepublik China werden nie enthüllt werden.«

Es ist nicht das erste Mal, dass Xis Getränkeauswahl wildes Rätselraten auslöste. „Warum trinkt der Chef der mächtigen Kommunistischen Partei beim Nationalen Volkskongress nicht aus einer, sondern aus zwei Tassen seinen Tee?“, fragen sich Beobachter schon seit mehreren Jahren. Sicher ist: Manche Geheimnisse aus dem innersten Führungszirkel der Volksrepublik China werden nie enthüllt werden. Dafür sorgt der chinesische Propagandaapparat mit Sicherheit.

Wahrscheinlich ist es für viele gerade deswegen so reizvoll, in der Gerüchteküche rund um Chinas Polit-Spitze mitzukochen. Ob es sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Denn, das ist das zweite Faktum, wenn es um Chinas KP-Führung geht: Sie hat in der Vergangenheit gängige Annahmen der Weltöffentlichkeit schon oft auf den Kopf gestellt. Nicht umsonst kursiert unter China-Beobachtern die Redewendung: „Wir wissen nicht einmal, was wir nicht wissen.“

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