Konzertkritik

Nina Chuba ist so mutig, dass sie freundlich rappt

Auf Tournee: Die Rapperin Nina Chuba Ende April in Oberhausen.
Auf Tournee: Die Rapperin Nina Chuba Ende April in Oberhausen.Imago
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Die Hamburgerin schwärmte im Wiener Gasometer vom kleinen Schwips und der großen Liebe.

Freundlich zu musizieren war in der Popmusik selten ein Erfolgsrezept. Schon gar nicht als Frau im Hiphop. Umso mutiger war es von der Hamburgerin Nina Chuba, dass sie am Mittwoch im ausverkauften Gasometer über weite Strecken ihre Gutherzigkeit praktizierte. Sie lockt mit Texten, die weder Markenware noch Gangkriminalität idealisieren. Seit ihrem letzten Auftritt in Wien hat sie eine steile Lernkurve bewältigt. Und so wirkte sie überaus souverän.

Zur Begrüßung gab es den neuen Song „Nina“, darüber, wie es ist, wenn man ganz oben steht. Das tat sie ja 2023 mehrere Wochen mit ihrem Debütalbum „Glas“. „Backe ziemlich große Brötchen, hab‘ mich bisher nie verbrannt.“ Danach berichtete sie von ihrem erfreulichen Speiseplan: Liptauerbrot und Soda-Zitrone hätte sie hier in Wien gehabt, vor allem aber Kaiserschmarren, den sie am liebsten täglich genießen würde. Die 25jährige war nicht nur mit einer konventionellen Band gekommen, sondern hatte als besonderen Leckerbissen eine dreiköpfige, weibliche Bläsersektion mit.

Der Sound klang nach Siebzigerjahren, mit Einsprengseln von Cloudrap-Ästhetik. Der Flow von Nina Chubas Sprechgesangs erinnerte zuweilen an Jan Delay, der auch gerne mit satten Bläsersätzen arbeitet. Ihre Musiker spielten auf einer Schräge, auf der später eine kleine Picknickszene mit Ukulele und Akustikgitarre gegeben wurde. Auch böllernde Konfettikanonen hielten die Erregung auf hohem Level.

Sie hat wohl das Star-Gen

Die teenagergerechten Themen kreisten um allerhand Facetten der Liebe, aber es ging auch um Randale und Party. In „Feminello“ schwärmte Nina Chuba vom idealen Moment. Bei Harald Juhnke war das einst als „keine Termine und leicht einen sitzen“ zu haben. Ähnlich bei Chuba, da floss der Sauvignon und die Zeit blieb stehen – zum Beispiel beim großen Hit „Wildberry Lillet“. Der Überraschungshit des Abends aber war „Ich hass‘ dich“, ein Stück „mit dem wir kollektiv unseren Hass rauskotzen können“. Das klang dramatischer als es war: „Merkt denn niemand, was du sagst, ist alles Plastik?“ hieß es da über einen unsympathischen Erfolgstypen.

Der hellstimmige Chor der Fans wetterte gemeinsam mit der Sängerin gegen dessen fette Karre und die Art, wie er sie einparkt. Selbst in der Pose der Unfreundlichen blieb Nina Chuba sympathisch. Sie muss wohl ein Star-Gen haben.

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