Volkswirtschaft

Britische Wirtschaft beendet Rezession

Die Bank of England hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für heuer angehoben. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt 2024 mit 0,5 Prozent doppelt so stark steigen wie noch im Februar angenommen. 
Die Bank of England hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für heuer angehoben. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt 2024 mit 0,5 Prozent doppelt so stark steigen wie noch im Februar angenommen. IMAGO/Tayfun Salci
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Das BIP-Wachstum des Königreichs stieg im ersten Quartal um 0,6 Prozent, was Experten überraschte. Die britische Inflationsrate fiel im März auf 3,2 Prozent - den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren.

Die britische Wirtschaft hat mit dem kräftigsten Wachstum seit mehr als zwei Jahren ihre Rezession beendet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Jänner bis März um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistikamt ONS am Freitag in London zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Dienstleister und Industrieproduktion legten zu, während die Baubranche erneut schrumpfte.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten nur ein Plus von 0,4 Prozent erwartet. In den beiden Vorquartalen war die britische Wirtschaft zweimal in Folge leicht geschrumpft und damit in eine technische Rezession gerutscht. Zum Vergleich: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt legte im ersten Quartal nur um 0,2 Prozent zu.

Wirtschaftsleistung höher als vor Pandemie

Die britische Wirtschaftsleistung liegt nunmehr um 1,7 Prozent höher als Ende 2019, dem letzten Quartal vor Ausbruch der Corona-Pandemie. „Es waren ein paar schwierige Jahre, aber die heutigen Wachstumszahlen sind ein Beleg dafür, dass die Wirtschaft erstmals seit der Pandemie wieder vollständig genesen ist“, sagte Finanzminister Jeremy Hunt von den Konservativen.

Die oppositionelle Labour-Partei sieht das anders. „Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für konservative Minister, eine Siegesrunde zu drehen und dem britischen Volk zu erzählen, dass es ihnen noch nie so gut ging“, sagte die Labour-Abgeordnete Rachel Reeves, die Hunt als Finanzministerin nachfolgen könnte.

In diesem Jahr steht voraussichtlich eine Parlamentswahl an. Umfragen sehen Labour klar vor den Konservativen von Premierminister Rishi Sunak, die auf Rückenwind durch die Konjunkturerholung hoffen. „Pro Kopf gerechnet kann man sagen, dass es in den vergangenen zwei Jahren in den britischen Haushalten kaum eine nennenswerte Verbesserung des Lebensstandards gegeben hat“, sagte Ökonomin Gora Suri vom Beratungshaus PwC.

Mögliche Zinssenkung

Die Bank of England hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gerade erst angehoben. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr mit 0,5 Prozent doppelt so stark steigen wie noch im Februar angenommen. Frische Impulse für die Konjunktur könnte die Notenbank selbst liefern: Sie steuert angesichts der nachlassenden Inflation auf ihre erste Zinssenkung seit mehr als vier Jahren zu.

Die Bank of England beließ zwar am Donnerstag ihren Leitzins erwartungsgemäß mit 5,25 Prozent auf dem höchsten Stand seit 2008. Notenbankchef Andrew Bailey zeigte sich aber zugleich „optimistisch, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen“. Er hält eine erste Zinssenkung schon im Juni für möglich. Das sei „weder ausgeschlossen noch eine vollendete Tatsache“, sagte Bailey. Bisher hatten die Märkte erst auf eine Zinswende im August gesetzt. Die Inflationsrate ist im März auf 3,2 Prozent gefallen - den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Die Währungshüter streben einen Wert von zwei Prozent an. „Wir erwarten, dass er in den kommenden Monaten nahe an der Zielmarke liegen wird“, sagte Bailey. „Das ist ermutigend.“ (APA/Reuters)

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