Das Renaissance-Schloss in der Steiermark öffnet sich jährlich für eine Design-Ausstellung, die den Designmonat Graz begleitet.
Ausstellung

Im Design-Schloss der Waldversteher

Auf Schloss Hollenegg in der Steiermark bringt das Design die Biodiversität der Gestaltung in die historischen Räume.

So ein Schloss ist auch nur ein Wald. Gewachsen ist es aus seiner eigenen Geschichte, gediehen zu einem Dickicht an Dingen, Objekten und Kunstwerken. Die historischen Räume von Schloss Hollenegg sind voll damit. Und sie füllen sich noch. Jedes Jahr mit einer neuen Schicht – aus der Biodiversität der Gestaltung, mit kuratierten Ideen und Entwürfen von Designern und Designerinnen. Sie folgen beinahe schon traditionell der Einladung von Alice Stori Liechtenstein auf das Schloss und zugleich jedes Jahr einem neuem Thema einer Ausstellung, die den Designmonat Graz begleitet. In diesem Jahr wurde das Schloss zum „Wood Land“ deklariert. Fast naheliegend. Denn Schloss und Wald, das ist auch so eine Beziehung, die hier in der Südweststeiermark ziemlich organisch anmutet.

Nicht nur weil reichlich Biomasse über die Jahrhunderte die Schlossmauern raufklettern durfte. Oder weil imposante Baumriesen das Schloss umkreisen: „Schloss und Forstwirtschaft, das war stets ein Naheverhältnis“, erzählt Liechtenstein. Und auch das Schloss selbst ist viel mehr als Stein: vor allem auch ziemlich viel Holz. Boden, Decke, Wände, Möbel. Gedrechselt, gezimmert, geschnörkelt, geschliffen, poliert, verlegt, vertäfelt, kunstvoll bearbeitet. Oder wie die antiken Möbel: gern mit Schellack überzogen. Auch so ein Produkt des Waldes, dem im Vorjahr – neben vielen anderen – eine siebenköpfige Gruppe an Gestaltern und Gestalterinnen nachgespürt hat, während ihrer dreiwöchigen Sommer-Design-Residency am Schloss, die auch vom Holzcluster Steiermark sowie dem Studio Dutch Invertuals organisiert wurde.

Die Teilnehmenden erforschten das Schloss, seine Geschichte, aber vor allem: den Wald und jene Ressource, die Menschen seit jeher aus ihm ziehen. „Gerade über das Material Holz lassen sich auch so viele andere Geschichten erzählen“, sagt Liechtenstein, „vom Kolonialismus bis zur Nachhaltigkeit und Klimawandel natürlich“. Bis Ende Mai stehen die Projekte und Arbeiten, die in der Design Residency ihren Anfang nahmen neben ganz vielen anderen, die sich in den räumlichen, ästhetischen und historischen Kontext des Schlosses fügen: im Rahmen der Ausstellung „Wood Land“.

Technologietransfer

Bäume haben auch Feinde. Der Klimawandel ist einer davon. Aber auch Sturm, Mensch und Borkenkäfer setzen ihnen zu. Oder die Ulmenkrankheit. Sie brachte auch einen hundertjährigen Baum zu Fall, den danach der Designer Joseph Walsh nutzte für eine „Familienbank“, ein organisch glatt gekurvter hölzerner Sitzkörper, dem man das Alter seines Werkstoffes auf wundersame Weise ansehen möchte. Auch Walsh wurde wie die anderen Autoren und Autorinnen der Entwürfe zum Waldversteher, der sich hineingetüftelt hat in die organische Logik des Materials. Und natürlich seiner Verarbeitung.

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