Literatur

Salzburger Autor und Büchner-Preisträger Walter Kappacher gestorben

„Der Stillste, den ich kenne“, sagte Autor Martin Walser einst über ihn - er förderte den jungen Autor.
„Der Stillste, den ich kenne“, sagte Autor Martin Walser einst über ihn - er förderte den jungen Autor.Die Presse/Clemens Fabry
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In Erzählungen und Romanen wie etwa dem Hofmannsthal-Buch „Der Fliegenpalast“ zeigte sich der Schriftsteller Walter Kappacher als Meister der stillen Verdichtung. Am Freitag starb er im Alter von 85 Jahren.

Den „Stillsten, den ich kenne“, nannte ihn sein Schriftstellerkollege Martin Walser, und der deutsche Literaturwissenschaftler Dieter Borchmeyer beschrieb ihn als einen „Adalbert Stifter unserer Jahrhundertwende“. Laute Töne sucht man tatsächlich vergeblich in den Romanen und Erzählungen des 1938 geborenen Salzburgers Walter Kappacher, der am Freitag im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Er war ein Meister der leisen Verdichtung, der verhaltenen Beobachtung. In einzelgängerischer Konsequenz habe er ein höchst beachtliches, lang viel zu wenig beachtetes Oeuvre geschaffen, hieß es 2009 in der Begründung für den Büchner-Preis.

„Gern stelle ich mir vor, Georg Büchner sei einer, dessen Herz nicht versteinerte“, sagte Kappacher damals in seiner Dankesrede. Sein melancholisches Werk ist von großer sprachlicher und emotionaler Sensibilität gekennzeichnet, die nie in Sentimentalität abgleitet. Erst nach seinem 40. Geburtstag, Ende der Siebziger, entschloss er sich zu einem Leben als freier Autor. Schon 1967 hatte er in einer Zeitung erste Kurzgeschichten veröffentlicht, 1975 seinen Debütroman „Morgen“, eine melancholische männliche Aussteigergeschichte.

Es sollte nicht seine letzte bleiben, eine solche ist auch der Roman „Selina oder Das andere Leben“ (2005), das nicht nur im Titel auf ein Werk des Schriftstellers Jean Paul (“Selina oder über die Unsterblichkeit der Seele“) anspielt: Ein Lehrer aus Salzburg versucht sich in einem verfallenen toskanischen Bauernhaus eine neue Heimat zu schaffen. Der Künstlerroman „Der Fliegenpalast“ (2009) wiederum erzählt von einem alternden, in der Sommerfrische mit schwindender Schaffenskraft und Einsamkeit kämpfenden Hugo von Hofmannsthal – das Werk wurde von der Kritik hoch gelobt. Im selben Jahr erhielt Kappacher den Büchner-Preis. (sim)

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