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Austrias Rätselrallye: Stadion, Trainer, Europa und Dragovic

James Holland lässt Wien träumen.
James Holland lässt Wien träumen.GEPA pictures / Armin Rauthner
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Torschütze James Holland lieferte im Europacup-Playoff gegen Hartberg eine „Hollywood-Geschichte“ ab, die Steirer wollen nach dem 1:2 im Rückspiel die „richtige Antwort“ geben, sagt Markus Schopp. Die sucht aber auch Jürgen Werner in Favoriten.

Die Austria bleibt unter Interimscoach Christian Wegleitner auf Erfolgskurs. Teil eins des „Duells um Europa“ gegen Hartberg entschieden die Violetten in Wien mit 2:1 für sich. Ein Traumtor von James Holland in dessen vielleicht letztem Einsatz im Austria-Trikot leitete den dritten Sieg im dritten Spiel unter Wegleitner ein. Auf Austria warten am Dienstag aber noch zumindest 90 harte Minuten in der Steiermark. Die Hartberger sehen ihre Chancen intakt.

Markus Schopp sprach angesichts des Spielverlaufs im ersten Final-Match des Europacup-Play-offs sogar von einem guten Ergebnis. „Ich denke, für uns ist es besser, mit einem Rückstand ins Rückspiel zu gehen, weil die Mannschaft die richtige Antwort darauf geben wird“, meinte Hartbergs Cheftrainer.

Trainingsauftakt am 24. Juni

Für Sportvorstand und Investor Jürgen Werner musste das 2:1 bester Balsam auf der strapazierten Fußball-Seele gewesen sein. Im Verein, der ohne Investments wohl nicht mehr in dieser Form existent wäre, wird er ob Auftritt, Meinung und Personal-Ideen nicht allerorts geschätzt. Da in der Stadionfrage weiterhin keine Klarheit herrscht, bleibt die Schatulle im Hinblick auf profunde Neuzugänge vorerst verschlossen. Daran direkt hängt zwar nicht die Verpflichtung des neuen Trainers, aber es ist davon auszugehen, einen eher an den Verteilerkreis locken zu können mit dem Wissen, manch Wunsch erfüllt zu bekommen. Dass das Ticket zur zweiten Qualifikationsrunde zur Conference League eher nicht der „Heuler“ ist, bleibt reine Ansichtssache. Werner aber konnte aufatmen: er forcierte Holland trotz hohen Alters in Wien, er schoss den Klub jetzt in Richtung des (minimalen) Saisonziels.

Am 24. Juni bereits, also inmitten der EM, startet in Wien-Favoriten die neue Saison. Also die Vorbereitung darauf, nächste Woche schon, hört man, oder doch erst in 14 Tagen soll der neue Trainer bestellt und präsentiert sein. Zu Namen hielt sich Werner bedeckt, Bayern München ist in nicht allen Belangen ein nacheiferungswürdiges Vorbild. Offensives Siele, hohes Pressing, kein Versteckspiel – in diese Richtung könnte es gehen. Pikant mutet dabei an, dass Markus Schopp weiterhin oft als neuer FAK-Trainer kolportiert wird. Aber Österreich und Fußball, es ist stets ein Doppelpass voll Gerüchten, Fiktion – und einem Hauch Wahrheit. Werner sagt, dass die Auswahl keine „One-Man-Show“ sei, also er alleine nicht verantwortlich sei, „jeder kann seinen Senf dazugeben.“ Bei Austria wird also gesprochen, immerhin.

Die Dragovic-Rückkehr

Rund um dieses Spiel machte auch ein Name in Favoriten groß die Runde, wieder einmal halt. Aleksandar Dragovic verlässt nach drei Jahren und drei Meistertiteln Roter Stern Belgrad. „Es fällt mir sehr schwer, aber ich habe in Abstimmung mit meiner Familie die Entscheidung getroffen, nach Österreich zurückzukehren“, wurde der 33-Jährige in der Mitteilung des Klubs zitiert. Ein neuer Verein sei laut Angaben seines Pressemanagements noch nicht fix, FAC und Vienna dürften sich eher keine Hoffnungen machen. Aber Austria? Ist der 100-fache Teamspieler nach vier Titeln in Basel, zwei mit Dynamo Kiew, drei mit Belgrad und Spielen in der Premier League (Leicester City) und Deutschland (Leverkusen) denn auch bezahlbar? Werner zwinkerte dazu in der „Krone“. Auch das ist eine Form der Kommunikation, mit dem Innenverteidiger plausche er seit über 14 Monaten.

Holland Hollywood-Abschied

Damit war die Realität erreicht. Holland mit seinem ersten Liga-Treffer für die Favoritner überhaupt und Dominik Fitz per Elfmeter brachten die Hausherren auf Europa-Spur. Vor allem Hollands Traum-Volley ins Kreuzeck versprühte den Hauch einer „Hollywood-Geschichte“. Der 35-jährige Australier - 2013 Teil der Meistermannschaft - wird den Verein mit Saisonende aller Voraussicht nach verlassen. Der Routinier strahlte nach dem Treffer. „Entweder schönes Tor oder Einwurf“, meinte Holland, der für die Austria davor nur zweimal im Cup gescort hatte. Er erwartete auch am Dienstag kein leichtes Spiel. „Aber wenn man einen Vorteil hat, ist das immer gut.“

Ob Holland in Hartberg überhaupt von Start weg dabei ist, bleibt abzuwarten. Auch beim Mittelfeldmann merkte man mit Fortdauer der Partie tatsächlich Kräfteverschleiß. Das 2:1 in Wolfsberg im Play-off-Halbfinale am Dienstag machte sich bemerkbar. Die Hartberger könnten mit Blick auf die physische Komponente im Vorteil sein - vor allem bei einer möglichen Verlängerung. Dass sich der Meistergruppen-Starter in Wien mehr ausgerechnet hatte, gab Schopp offen zu. „Wir hätten uns das ein bisschen besser vorgestellt. Wir sind alle gefordert, das Resultat zu korrigieren“, betonte er. Schopp bekrittelte den verschlafenen Start seines Teams in die erste und zweite Spielhälfte. Er vermisste außerdem die finalen Pässe im Angriffsdrittel.

Ein Faktor für die Steirer soll Maximilian Entrup werden. Der in der Vorwoche von einer Zahnoperation ausgebremste Teamspieler kam vorsorglich erst nach Seitenwechsel ins Spiel. Er konnte von Austrias Hintermannschaft nur schwer kontrolliert werden und erzielte im Finish auch das wichtige 1:2 für die Gäste. Am Dienstag dürfte Entrup von Anfang an dabei sein. „Da wird er mehr spielen als heute“, kündigte Schopp an.

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