77. Filmfestspiele

Cannes: Goldene Palme für „Anora“ von US-Regisseur Sean Baker

„Star-Wars“-Schöpfer George Lucas gratuliert „Anora“-Regisseur Sean Baker zur goldenen Palme in Cannes.
„Star-Wars“-Schöpfer George Lucas gratuliert „Anora“-Regisseur Sean Baker zur goldenen Palme in Cannes.Reuters / Stephane Mahe
  • Drucken

Der von Kritikerinnen und Kritikern umjubelte Film „Anora“ erzählt von einer Striptease-Tänzerin namens Ani, die einen Oligarchen-Sohn kennenlernt. Der Drehbuch-Preis ging an Regisseurin Coralie Fargeat. Selena Gomez ist gemeinsam mit drei Kolleginnen als beste Darstellerin im Musical „Emilia Pérez“ ausgezeichnet worden.

Die Goldene Palme des Filmfestivals Cannes geht an den US-amerikanischen Regisseur Sean Baker für seinen Film „Anora“. Das gab die Jury am Samstagabend bekannt. Der Regisseur setzte sich gegen 21 Filme durch, darunter die favorisierten Streifen „Emilia Pérez“ mit Popstar Selena Gomez und „The Substance“ mit Hollywood-Star Demi Moore. Über die Auszeichnungen entschied eine Jury unter Vorsitz von „Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig.

Der von Kritikerinnen und Kritikern umjubelte Film „Anora“ erzählt von einer Striptease-Tänzerin namens Ani, die einen Oligarchen-Sohn kennenlernt. In jugendlicher Sorglosigkeit heiratet der Bursche Ani nach nur wenigen Tagen – zu großem Missfallen seiner Eltern, die alles in Bewegung setzen, um das wieder rückgängig zu machen. Der temporeiche Film ist eine Mischung aus Komödie und Drama und überzeugt durch tolle Schauspielerinnen und Schauspieler, unerwartete Wendungen und viel Witz.

Der Große Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging an „All We Imagine as Light“ von der indischen Regisseurin Payal Kapadia. Der Franzose Jacques Audiard erhielt den Preis der Jury für sein Musical „Emilia Pérez“. Einen Spezialpreis der Jury erhielt der kürzlich aus dem Iran geflüchtete Regisseur Mohammed Rassulof für „The Seed of the Sacred Fig“.

Auszeichnung für Darstellerinnen-Quartett

Die US-Schauspielerin und Sängerin Selena Gomez ist am Samstag als beste Darstellerin im Musical „Emilia Pérez“ ausgezeichnet worden. Sie teilt sich die Auszeichnung mit Zoe Saldana, Adriana Paz und der spanischen Schauspielerin Karla Sofía Gascón. Die 52-Jährige ist die erste Transfrau, die in Cannes geehrt wird. Der Film erzählt von einem mexikanischen Kartellboss, der eine Geschlechtsoperation vornehmen lässt und dann Verbrechen sühnen will.

Als bester Schauspieler wurde der US-Amerikaner Jesse Plemons für seine Rolle in „Kinds of Kindness“ von Giorgos Lanthimos ausgezeichnet. Der Portugiese Miguel Gomes gewann für „Grand Tour“ den Preis für die beste Regie. Für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde die französische Regisseurin Coralie Fargeat. Ihr Film „The Substance“ setzt sich auf drastische Weise mit Schönheitsbildern auseinander. Die Regisseurin dankte am Samstagabend auf der Bühne ihrer Hauptdarstellerin Moore und sagte: „Der Film handelt von Frauen und davon, was Frauen in der Welt immer noch erleben müssen.“ Sie dankte allen Frauen, die ihre Stimme erheben und sagte: „Ich glaube wirklich, wir brauchen eine Revolution, und ich glaube nicht, dass sie schon begonnen hat.“

Über die Gewinner entscheidet die Jury unter dem Vorsitz von „Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig. Zum Auftakt der Gala erhielt die französische Regisseurin Coralie Fargeat den Preis für das beste Drehbuch für ihren Body-Horrorfilm „The Substance“ mit Hollywood-Star Demi Moore.

„Glaube wirklich, wir brauchen eine Revolution“

„The Substance“ setzt sich auf drastische Weise mit Schönheitsbildern auseinander. Die Regisseurin dankte am Samstagabend auf der Bühne ihrer Hauptdarstellerin Moore und sagte: „Der Film handelt von Frauen und davon, was Frauen in der Welt immer noch erleben müssen.“ Sie dankte allen Frauen, die ihre Stimme erheben und sagte: „Ich glaube wirklich, wir brauchen eine Revolution, und ich glaube nicht, dass sie schon begonnen hat.“

Der iranische Regisseur Mohammed Rassulof wurde mit einem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Der 1972 geborene Filmemacher flüchtete vor kurzer Zeit aus dem Iran, wo er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Es war lange unklar, ob er zum Filmfest kommt. Sein Film „The Seed of the Sacred Fig“ erzählt von den Protesten im Iran nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022. Die Lage im Land wird anhand der Spannungen in einer Familie erzählt.

Ehrenpalme für George Lucas

Der „Star Wars“-Erfinder George Lucas ist mit einer Ehrenpalme für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Der Regisseur von Hollywood-Blockbustern, Filmproduzent, Erfinder von Spezialeffekten und Revolutionär der Unterhaltungsindustrie war am Tag der Eröffnung des Filmfestivals 80 Jahre alt geworden. Die Auszeichnung überreichte ihm am Samstag sein langjähriger Kollege und Partner Francis Ford Coppola, der seinen Film „Megalopolis“ in Cannes im Wettbewerb hatte.

Der in Kalifornien geborene Lucas hatte sich bei einem Praktikum beim Hollywood-Studio Warner Brothers mit Coppola angefreundet. Sein Film „Krieg der Sterne“ wurde 1977 zum bis dahin größten kommerziellen Erfolg der Filmgeschichte: Bei elf Millionen Dollar Produktionskosten hatte er ein Einspielergebnis von 775 Millionen Dollar (714,94 Mio. Euro).

1980 und 1983 folgen zwei weitere „Star Wars“-Filme. Nach einer jahrelangen Pause brachte er zwischen 1999 und 2005 drei zeitlich vor der ersten „Star Wars“-Trilogie spielende Prequels heraus. Bis heute hat die „Star Wars“-Welt eine riesige Fangemeinde.

Nebenbei revolutionierte Lucas die Art, in der Filme gemacht und vermarktet werden. Als Produzent wirkte er an den erfolgreichen „Indiana Jones“-Abenteuerfilmen von Steven Spielberg mit. Neben seiner eigenen Produktionsfirma gründete er ein Unternehmen für Spezialeffekte, das beispielsweise die Dinosaurier für Steven Spielbergs „Jurassic Park“ zum Leben erweckte.

Österreichischer Beitrag leer ausgegangen

Im Rennen um die Goldene Palme war dieses Jahr kein österreichischer Film. Allerdings hatte das Langfilmdebüt „The Village Next To Paradise“ des jungen österreichischen Regisseurs Mo Harawe in der prestigeträchtigen Sektion „Un Certain Regard“ um eine Auszeichnung gerittert. Die Geschichte über eine Familie in Somalia vor dem Hintergrund eines schwierig zu meisternden Alltags in diesem ostafrikanischen Land, bei der Harawe - der in Mogadischu geborene und später nach Österreich geflohene Autodidakt zeichnete auch für das Drehbuch verantwortlich - war bei der Preisverleihung am gestrigen Freitagabend allerdings leer ausgegangen. (APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.