Baxter: Standort Wien auf Jahre abgesichert

Wien machte das Rennen um ein Forschungszentrum des Konzerns.

WIEN (ku). "Das Angebot Wiens war von der finanziellen Seite nicht das beste, aber es war der einzige Standort, an dem unser Traum Wirklichkeit werden konnte: ein Forschungszentrum in der Nähe einer Universität." So begründete der Biotechnologie-Forschungschef des US-Pharmakonzerns Baxter, Friedrich Dorner, die Entscheidung für Wien als Standort eines neuen Forschungszentrums. Wie berichtet, reduziert Baxter derzeit seine Standorte, die Zahl der Forschungszentren wird von rund 100 auf "eine Handvoll" verringert. Eines davon ist Wien, das sich nun gegen die Konkurrenz etwa von Singapur, Berlin oder dem Elsass durchgesetzt hat.

Mit der Entscheidung Baxters ist gleichzeitig der Startschuss für den Bau des Biotechnologie-Zentrums in der Wiener Muthgasse gefallen: Baxter wird zwei Drittel des auf 40.000 Quadratmeter konzipierten Baus für zumindest zehn Jahre mieten. Der Baubeginn ist für Frühjahr 2004 geplant, ab 2007 sollen dort 2000 hochqualifizierte Mitarbeiter tätig sein. Davon kommen vorerst 500 bis 600 von Baxter. Der restliche Platz soll mit jungen Start-Up-Firmen gefüllt werden, die die Baxter-Infrastruktur nützen können. "Es gibt sowohl von der gegenüberliegenden Universität für Bodenkultur als auch von Baxter diesbezüglich Überlegungen", sagte Thomas Jakoubek, Chef der Wiener Stadtentwicklungsholding, Diese soll 20 Prozent der Errichtungs- und Betriebsgesellschaft kontrollieren, den Rest halten Firmen wie die Wiener Städtische, die Bank Austria-Creditanstalt oder Porr.

Über die Baukosten wollte Finanzstadtrat Sepp Rieder keine exakten Angaben machen, sie seien aber ein "höherer zweistelliger Millionenbetrag".

Wien ist seit der Übernahme der Immuno AG durch Baxter 1996 der größte Konzern-Standort außerhalb der USA. In der Muthgasse soll künftig die "rekombinante Protein-Technologie" konzentriert werden. Diese beschäftigt sich etwa mit Medikamenten gegen Entzündungen, Infektionen, Thrombosen oder Lungenleiden. Zudem werden die Zentrale aus der Agramer Straße sowie Teile aus Stadlau und Orth/Donau in die Muthgasse verlegt. In Orth wird andererseits die biomedizinische Forschung konzentriert und sogar weiter ausgebaut.

Dorner bekräftigte gegenüber der "Presse", dass durch die Entscheidung, in das Biotech-Zentrum Muthgasse zu ziehen, der Mitarbeiterstand von derzeit 2800 auf 3000 steigen werde - unter anderem durch den Zuzug von gut 50 ausländischen Wissenschaftlern. Zuletzt baute Baxter in Österreich, wie berichtet, rund 250 Arbeitsplätze ab.

Das Biotech-Zentrum Muthgasse - vor Jahren angestoßen vom Döblinger VP-Gemeinderat Gerhard Pfeiffer - soll der dritte Biotech-Standort in Wien werden: In der Dr.-Bohr-Gasse befindet sich die biotechnologische Grundlagenforschung, im AKH die klinische Forschung. Am neuen Standort soll die industrienahe Forschung gebündelt werden. Einer der schwierigsten Kapitel in der Geschichte des neuen Projekts war die Ablöse der Grundstücke, die der ÖBB gehörten.

Für Wiens Bürgermeister Michael Häupl ist der Baubeginn ein "ungeheurer Sprung" vorwärts zum Ziel, Wien als internationalen Biotech-Standort zu etablieren. Wien will vom derzeit 35. Platz unter die Top 25 vorzustoßen. Derzeit gibt es rund 60 Biotech-Unternehmen mit 6500 Mitarbeitern.

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