Die Freiheit des WWW

Freie Software, Communities und der Zugang zu Information: Bei der am 5. und 6. Juni in Wien stattfindenden Konferenz "Open Cultures" setzen sich zahlreiche prominente Experten mit diesen brisanten Themen auseinander.

Das Internet war vor nicht allzu langer Zeit ein Raum, in dem beinahe alles möglich war: Uneingeschränkter Zugang zu Informationen, freie Software für jeden, vernetzte Communities und globales File-Sharing. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet: Der Netz-Bürger muss sich immer mehr Restriktionen beugen, viele Infos sind längst kostenpflichtig und die Frage der Urheberrechte im World Wide Web sorgt für hitzige Diskussionen.

Die Sprache als Ressource

Für die Wiener Netzkultur-Institution Public Netbase ist dieser schleichende Wandel Anlass, sich am 5. und 6. Juni im Karlsplatz Project Space der Kunsthalle Wien mit einer zweitägigen Konferenz unter dem Titel „Open Cultures“ der Freiheit des Netzes zu widmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Idee des Commons. Darunter versteht man solche Ressourcen, die für alle gleichermaßen zugänglich sind. Bruce Sterling, prominenter Cyberpunk-Autor und bekannt für seine provokanten Beiträge im Magazin Wired, skizziert auf Anfrage von diepresse.com pointiert die dahinter liegende Idee: „Die deutsche Sprache ist ein gutes Beispiel für funktionierende Commons. Müssten Deutsche für jeden aus dem Englischen geliehenen Computer-Term eine Gebühr bezahlen – oh dear, what a trouble!“

Die Konferenz geht freilich über das Beispiel der Sprache als für alle frei zugängliche Ressource hinaus. Zahlreiche prominente Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Kultur referieren über den freien Zugang zu Information, freie Software, Patente, Alternativen zu Wissensmonopolen, kabellose Community Networks, offene Distributionskanäle und neue künstlerische Ausdrucksformen.

Content, Community, Moderation

Ein Konferenzthema behandelt etwa zwei widersprüchlichen Trends der Mediengesellschaft: Zum einen fusionieren Medienunternehmen auf globaler Ebene, was zu einer immer kleiner werdenden Anzahl von Medienkonglomeraten führt, auf der anderen Seite blüht der Bereich dezentraler Veröffentlichungs- und Distributionskanäle - den sogenannten 'Media of Commons'. Der deutsche Journalist und Medieninformatiker Erik Möller wird sich in seinem Referat über alternative Medienformen wie Weblogs jenen Faktoren widmen, die für erfolgreiches Online Publishing von Nöten sind. „Kurz gesagt sind es die drei Schlüssel-Eigenschaften Open Content, Community und Moderation“, erklärt Möller. „Internet-Medien brauchen Rückkanäle, meist in Form von Diskussionsforen, um die Leser langfristig an die jeweiligen Websites zu binden.“ Solche Foren bilden seiner Ansicht nach einen wichtigen Korrektur-Faktor, der Machtmissbrauch erschwert.

Das Web als Marktplatz

Communities, die aus solchen Partizipationsmöglichkeiten entstehen, müssen allerdings gepflegt werden: „Sobald die Community zu groß wird, drohen interessante Informationen im allgemeinen Rauschen unterzugehen. Somit benötigen Internet-Medien Moderationssysteme, die von einfachen Bewertungsverfahren bis zu komplexen ‚Webs of TrustÂ’ (Vertrauensnetzen) reichen können“, so Möller. Letztlich funktioniere die Welt der Web-Medien allerdings wie ein Marktplatz der realen Ökonomie. „Bestehende Anbieter haben entsprechende Vorteile“, gibt Möller daher zu bedenken. Neue Anbieter sollten daher durchaus den Marktschreier spielen.  

Wissensaustausch & Kunstprojekte

Ziel von Open Cultures ist es, zu Themen wie diesem einen wechselseitigen Wissensaustausch anzuregen und auf die gesellschaftliche und politische Notwendigkeit der demokratischen Nutzung von Information aufmerksam zu machen. Begleitet wird die Veranstaltung durch mehrere Kunstprojekte und Medieninstallationen, die auf der Idee des Commons basieren und den gemeinsamen Gebrauch von Ressourcen über die Kontrolle des eigenen Werks stellen.

Infos im Web:
http://opencultures.t0.or.at

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