Vorarlberger Käse, richtig geschnitten

Essen. Käse kosten, Schnaps kaufen: Ländle-Produkte im Jäger's.

Menschen, die in der Stadt einen Gourmet-Laden eröffnen, geben vielfältige Gründe für ihr Handeln an: Etwa den Wunsch, die Esskultur durch die Verbreitung gewisser (Bio-)Produkte zu steigern. Oder, eher im Slow-Food-Ayurveda-Stil, gestresste Esser endgültig von Theken zu Tischen und zu gesünderer Nahrung zu bewegen. Dahinter steckt – fast hätten Sie es erraten – das Streben nach wirtschaftlichem Profit, oder, wie im Fall des Bregenzers Udo Jäger, die Umverteilung kulinarischer Rohstoffe von Vorarlberg nach Wien.

Dass fleißige Vorarlberger Milchkühe fortlaufend Überschüsse produzierten, konnte Jäger, eigentlich Telekommunikations-Techniker, irgendwann nicht mehr mit ansehen. Er begann, das Endprodukt Käse nach Wien (wo es eher weniger fleißige Kühe gibt) zu importieren. Heute gibt es im „Jäger's“ neben einer breiten Käse-Palette (von Berg- und Sauerkäse bis Camembert) auch verschiedene luftgetrocknete Speck- und Schinkensorten und Hochprozentiges aus dem Hause Hiebl (Karotten-, Speckbirnenbrand).

Von seiner Käse-Import-Idee gibt sich Jäger begeistert – mit der hiesigen Käse-Esskultur kann er sich nicht anfreunden. Die Angewohnheit, Käse in dünnen Scheiben zwischen Ober- und Unterteil einer Semmel zu legen, zerstöre das Aroma: „Zu dünn geschnittener Käse trocknet sofort aus“.

Klassische Käse-Brote gibt es im Jaeger's also nicht, sehr wohl aber Käse (in dicken Stücken, ab 3,90,- für 10 dag) und Brot (streng separiert), direkt im Geschäft selbst zu verkosten. Dort sitzt man an robusten Holztischen, umgeben von Aktzeichnungen (Jäger bietet den Laden auch als Ausstellungsfläche an). Ab und zu (telefonisch anfragen) serviert Jäger auch Kässpätzle – und dafür ist, wie alle jene wissen, die sich am Vorarlberger Paradegericht schon einmal mit Supermarkt-Käse versucht haben, wirklich nur jener aus dem Ländle selbst zielführend.

Inline Flex[Faktbox] KÄSELADEN("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2007)

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