Das Zuhause auf Zeit

Die Alternative zum Eigenheim ist zwar gefragt, aber rar und teuer.

Das elegante Einfamilienhaus mit Wienblick im 17. Bezirk gibt's schon ab 3600 Euro, für das Anwesen mit Garten, Indoorpool und Doppelgarage nächst dem Lainzer Tiergarten bezahlt man 4800 Euro. Für die Albau-Villa mit 280 m2 Wohnfläche hingegen muss man schon an die 7000 Euro hinblättern und die repräsentative Jugendstilvilla in der Nähe der Hohen Warte ist überhaupt nur was für Menschen mit ausgesprochen gut gefüllten Brieftaschen: Kostenpunkt 12.100 Euro.

Nein – weder ist der Immobilienmarkt über Nacht zusammengebrochen noch sind ein paar Nullen verloren gegangen. Vielmehr handelt es sich bei den Preisangaben um monatliche Bruttomieten, mit denen Interessenten rechnen müssen, die sich aus Platz- oder Imagegründen lieber gleich ein Haus statt einer Wohnung mieten wollen.

Knappes Angebot

Wenn sie denn eines ergattern. Miethäuser sind nämlich rar, ganz besonders in Wien und Umgebung, wo die Makler schon seit einigen Jahren eine deutlich gestiegene Nachfrage registrieren. Die Datenbank von immobilien.net listet hierfür derzeit gerade einmal 123 Objekte auf. Nicht gerade viel für eine Millionenstadt, zumal sich das Interesse dann noch auf Häuser in jenen Lagen konzentriert, in denen auch Eigenheime bevorzugt gesucht werden. Dazu gehören Gegenden mit angrenzender Grünzone wie sie der 13., 14., 17., 18. oder 19. Bezirk bieten. „Aber auch jenseits der Donau ist die Nachfrage im Steigen begriffen“, erklärt Stefan Brezovich, Vorstandsmitglied von ÖRAG-Immobilien. Sofern die Objekte nicht zu weit draußen liegen. Maximal bis zu einer Stunde darf die Fahrt ins Stadtzentrum mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dauern, hat Expertin Margaret Funk, Präsidentin des Europäischen Maklerverbandes CEI, beobachtet. Wenn die Fahrtzeit darüber hinausgeht, schwindet das Interesse schnell. Letzteres ist auch der Fall, wenn Qualitätsvorstellungen nicht erfüllt werden: „Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein neues oder älteres Gebäude handelt. Wesentlich ist im Grunde nur, dass es sich in gutem bis sehr gutem Zustand befindet“, so Funk. Und repräsentativ sollte es sein. Der Großteil der Nachfrage wird nämlich getragen von einer ausländischen Klientel – von Diplomaten oder Geschäftsleuten, die mit ihren Familien für längere Zeit in Österreich Station machen. Funk: „Diese legen großen Wert darauf, Gäste entsprechend zu empfangen, daher der besondere Stellenwert von Lage und Ausstattung. Sie sind durchaus bereit, dafür einen guten Preis zu zahlen.“

Miete als Übergangslösung

Mietinteresse verzeichnen die Experten aber auch von Seiten des inländischen Publikums. Das geringe Angebot und damit verbunden die stolzen Mieten – diese beginnen in und um Wien bei 1200 Euro für ein kleines Haus und können bei exklusiveren Objekten schon mal die 10.000 Euro übersteigen – bremsen diese Wohnform allerdings stark aus. „Außerdem“, sagt Brezovich, „ist der typische Österreicher beim Thema Haus überwiegend vom Eigentumsgedanken beherrscht. Die Miete eines Hauses wird daher oft nur als Übergangslösung bis zum Erwerb in Betracht gezogen.“

So verlockend es scheinen mag, ganz unproblematisch ist das Miethäuschen im Grünen sowieso nicht. Das Mietrechtsgesetz kommt hier nämlich nur eingeschränkt zur Anwendung. Es gibt – abgesehen von der Wuchergrenze – keine Mietzinsobergrenzen und auch der Kündigungsschutz greift nur begrenzt. „Wenn der Vermieter etwa das Haus verkauft, kann der neue Besitzer dem Altmieter problemlos kündigen, auch wenn ein gültiger Mietvertrag vorliegt“, warnt Immobilienrechtsexperte Michael Mayrhofer. „Davor schützen kann man sich nur, wenn man einen befristeten Mietvertrag ins Grundbuch eintragen lässt.“ Ein Blick ins Grundbuch schadet auch sonst nicht. Lastet nämlich ein Fruchtgenuss bzw. ein Wohnrecht Dritter auf der Immobilie, ist eine Vermietung durch den Besitzer rechtlich nicht möglich.

Inline Flex[Faktbox] WOHNTRÄUME light("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2007)

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