Die Ängste des Wladimir Putin

Fünf, sechs oder noch mehr Polizisten auf einen Demonstranten: Sind die Machthaber in Moskau schon völlig durchgeknallt?

Wer fürchtet sich vor einem früheren Schachweltmeister, ein paar Studenten und alten Mütterchen? Es ist der mächtige Kreml! Aus ganz Russland befahl er am Wochenende tausende Spezialpolizisten nach Moskau und St. Petersburg – diese bulligen, Angst einflößenden Ordnungshüter in Tarnanzügen, mit Vollvisierhelmen und Schlagstöcken. 9000 Mann allein in Moskau! Genug, um auf jeden einzelnen Demonstranten fünf, sechs Mann zu hetzen. Und in den Seitenstraßen standen Wasserwerfer und Schützenpanzer.

Da fragt man sich schon: Sind die Mächtigen in Moskau schon völlig durchgeknallt? Angeblich hat Präsident Putin in der Bevölkerung weiterhin Zustimmungsraten von 70 Prozent und mehr. Wovor also fürchten er und seine Machttechniker sich eigentlich? Etwa tatsächlich vor den paar hundert – oder wenn es hoch hergeht: paar tausend Kritikern, die mit heiseren Stimmen ein „Russland ohne Putin“ fordern?

Freilich: Wenn dieses Häuflein der Bürger- und Menschenrechtler, Liberalen, Nationalbolschewisten und Anarchisten den Putinisten einen solchen Schrecken einjagt, dass man eine ganze Polizeiarmee gegen sie losschickt, dann ist es um ihre Machtbasis schlecht bestellt. Dann muss das ganze Herrschaftsgefüge der „Siloviki“ bereits spröde und brüchig sein. Dann hat der Kreml mit dieser Machtdemonstration seine eigentliche Schwäche gezeigt. (Bericht: S. 3)


burkhard.bischof@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2007)

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