AUA-Betriebsrat: „Akzeptieren das so nicht!“

Im Streit um flexible Gehälter zeigen sich die Belegschaftsvertreter doch verhandlungsbereit.

wiEN(cjd/eid). Mehr als 1000 AUA-Mitarbeiter kamen am Dienstag zur ersten gemeinsamen Betriebsversammlung von Bord- und Bodenpersonal. Dieser „historische Schulterschluss“, wie ihn Bodenbetriebsrats-Vorsitzender Alfred Junghans nannte, stärkt den Belegschaftsvertretern im Kampf gegen das neue, erfolgsabhängige Gehaltsschema den Rücken.

Um die jährlich rund 600 Mio. Euro Personalkosten der Fluglinie abzufedern, will AUA-Boss Alfred Ötsch ein flexibles Gehalts-Modell für alle rund 8000 AUA-Mitarbeitern durchsetzen. Dieser Anteil soll schrittweise auf zehn Prozent des Gehalts aufgestockt werden – dazu sollen die Biennalsprünge sowie die Gehaltserhöhungen über der Inflationsabgeltung herangezogen werden. Der variable Anteil wird ausgezahlt, wenn die AUA ein positives Betriebsergebnis (Ebit) erreicht. Außerdem soll es in guten Jahren eine Prämie in Höhe bis zu 50 Prozent eines Montaseinkommens geben. Und drittens eine geförderte Mitarbeiterbeteiligung: Beim Kauf von drei AUA-Aktien gibt es eine Gratis-Aktie dazu. Im Vorjahr, wo die AUA 130 Mio. Euro Verlust eingeflogen hatte, hätte sie rund 45 Mio. Euro eingespart, sagt Ötsch zur „Presse“.

Chance auf modernes System

Während Ötsch von der „Chance auf ein modernes Gehaltsschema“ spricht, fühlen sich Junghans und seine Kollege Michael Eder vom Bordbetriebsrat verschaukelt. „Der sogenannte flexible Anteil ist Deckname für ein Gehaltskürzungs-Programm“ sagte Junghans nach der Betriebsversammlung. Man werde daher das Gehaltsschema so nicht akzeptieren.

Nach einem schweren Arbeitskonflikt sieht es nicht aus – eher nach einem langwierigen Kräftemessen. „Wir sind an Kampfmaßnahmen nicht interessiert, wir wollen so rasch wie möglich einen konkreten KV-Abschluss mit moderaten Reallohnzuwächsen“, betonte Junghans. Gesprächsbereit zeigt sich auch Ötsch. „Es wäre schade, die Sache wäre es wert und die AUA wäre ein Pionier bei der Umsetzung eines solchen modernen Gehaltssystems.“ Gleichzeitig hagelt es aber Spitzen: „Der Betriebsrat bevormundet die Mitarbeiter und die Gewerkschaft bevormundet den Betriebsrat“, ätzt Ötsch. Eder und Junghans wiederum sprechen von „Realitätsverweigerung“ und „Abzocke“ des AUA-Vorstands.

Was sie konkret so auf die Palme bringt, ist das Aktienoptionsprogramm für den dreiköpfigen Vorstand und 25 weitere Manager. Obwohl die Kriterien für dieses Programm nach heftiger Kritik deutlich angehoben worden sind, sorgt es weiterhin für Zündstoff. Dem Betriebsrat ist die Latte „nicht hoch genug“. Bei den Belegschaftsvertretern liegen die Nerven blank, weil im Zuge des rigorosen Sparplans 950 Arbeitsplätze (allerdings über hohe Abfertigungen) abgebaut worden sind. „Wir haben in schweren Zeiten ein Herz für die AUA bewiesen.“

„Beweisen Sie Herz“

Nun sei es auch am Vorstand gelegen, Herz zu beweisen. Es sei „dreist“, mitten in der Restrukturierung ein Options-Paket überhaupt zu erwägen, so Junghans. Was sollen die 950 Betroffenen des Sozialplans denken? „Manche sind bis 2008 im Unternehmen – wie würden Sie sich als Betroffener fühlen, wenn sich ihr Vorstand gleichzeitig großzügige Zahlungen genehmigt?“ verwies Junghans auf die „miserable Optik“.

Besonders im Kreuzfeuer steht jedoch Finanzvorstand Alfred Kleibel. Und zwar wegen der fehlenden Absicherung gegen Ölpreis-Schwankungen (Hedging). Seit 2002 lägen Studien, zum Beispiel der Bundeswirtschaftskammer, vor, die eine Verdopplung der Treibstoffpreise vorausgesagt hätten. Mittels Hedging hätte die AUA Millionen einsparen können, so die Betriebsräte. Jetzt solle das Personal die Last tragen. Die AUA hat erst jüngst in der Hauptversammlung betont, dass sie sich ein Ölpreis-Hedging 2006 nicht mehr leisten konnte.

SÄBELRASSELN

Der AUA-Betriebsrat zeigt sich im Streit um das von General Alfred Ötsch geforderte flexible Gehaltsschema verhandlungsbereit. Aber in der geplanten Form will die Belegschaftsvertretung das Modell nicht akzeptieren.

AUA-Boss Ötsch spricht von einer historischen Chance, die es wert wäre, umgesetzt zu werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2007)

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