Die Bühne des kleinen Prinzen

FAMILIENGESCHICHTE. Karl Brier über seinen Sohn Markus, dessen Versuche als Josefstadt-Schauspieler und den Werdegang zum Golf-Profi. Und den Quell seiner Kraft – die Familie.

OBERWALTERSDORF (j.m./k-b). Am Donnerstag hob sich der Vorhang im Golfclub Fontana, wo er im Vorjahr die Hauptrolle gespielt hat. Wie heuer bereits in Shanghai und Mailand. Aber Markus „Maudi“ Brier hat schon als Bub gerne tragende Rollen gespielt – nicht nur im Golf. Maudi ist tatsächlich bühnenerprobt. Jawohl, auf echten Bühnen, nicht nur im übertragenen Sinn. Wie bitte? Brier, der Golf-Profi, Magister der Betriebswirtschaft, ein Gaukler?

Nicht irgendwo, sondern in der traditionsreichen Josefstadt. „Stimmt“, verrät Vater Karl, Deutsch-Professor, Tennis- und Golf-Freak, mit Frau Mama der Mentor seiner Söhne. Und wie kam es dazu? Durch Golf. Durch einen legendären Schauspieler, der in der Freudenau leidenschaftlich gegolft hat – und dort Buben suchte für Molnars „Schwan“ – für eine Prinzenrolle. Zuerst dachte er an Andreas, den älteren Bruder. „Aber Andi hat gesagt: Nimm lieber den Markus.“ Und so wurde aus dem 12-jährigen Maudi doch ein kleiner Prinz. „Nicht als Statist – sogar in einer Sprechrolle.“ Bis heute hat er das verschwiegen.

Bring your Family

Da lässt er lieber sein Können als Golfer spielen, das er schon als Bub gezeigt hat. Zuerst in Hainburg, wo Vater Karl mit anderen den Golfplatz aus der Taufe gehoben hatte – und wo bald (17. Juni) ein runder Geburtstag gefeiert wird. Von dort geht es am gleichen Tag noch in die Freudenau, Maudis zweiter Golf-Heimat, wo er die Siegerehrung bei einem Jugend-Turnier vornehmen wird, bei dem sein Sohn Constantin mitspielt. Alles nach dem Motto: Bring your Family.

Das traf auch schon auf die Golf-Brüder Brier als Kinder zu. Die Eltern hatten die Buben Ende der 70er-Jahre zu einem Jugendturnier in den noblen Freudenauer Club gebracht. Andreas schien schon wie der sichere Sieger, aber wieder einmal winkte er ab. „Wartet auf den Maudi, der spielt noch viel besser als ich.“ In der Tat – nicht Andreas, sondern Markus gewann dieses Jugend-Turnier.

Die Liebe zum Ballsport

„Und da hat Klub-Präsident Schellenberg dann gefragt, ob wir nicht in die Freudenau wechseln wollen, da wir doch eh in Wien leben“, schildert heute Vater Karl, wie es seine „Jünger“ von Hainburg in den Prater verschlagen hatte, wo es mit Profi Ossi Gartenmaier und Serienmeister Klaus Nierlich die besten Lehrmeister gegeben hatte. Und gleichgesinnte Gleichaltrige wie Vranitzky-Sohn Robert, Tochter Claudia, dazu noch die damals jungen Hupfer wie Matthias Nemes, Christoph Stumpf und Karl Ableidinger. Golf-Talente, die aber auch anderen Bällen – Tennis und Fußball – nachjagten.

So war es damals, als Golf noch in (vornehmen) Kinderschuhen steckte. Markus war schon damals der Beste von allen. Er war so gut, dass bei einer der vielen Siegerehrungen der Laudator, ein Anwalt, sagte: „Maudi, aus dir wird einmal ein ganz großer Golfer!“ Große Worte, zwar noch gelassen ausgesprochen, doch heute haben sie sich längst bestätigt. Und Markus Brier liefert Jahr für Jahr neue historische Taten und setzt dabei Meilensteine. Für heimische Begriffe ist er schon eine Ikone.

Vom „Golden Bear“ begeistert

Das ist auch ein Stichwort. „Das große Vorbild von Maudi“, erinnert sein Vater, „war immer der Jack Nicklaus, der beste Golfer der Welt.“ Und als Jack Nicklaus vom Wiener Karl Hofer mit Hilfe des Raiffeisen-Werbechefs Karl Heinz Örtel zunächst 1979 nach Klessheim und 1980 in die Freudenau geholt worden war, wollte ihn der kleine Maudi natürlich aus nächster Nähe sehen. „Da war er keine 13 – und hat er sich von Nicklaus ein Autogramm geholt“, plaudert Herr Papa aus seinem fast fotografischen Gedächtnis.

„Als er 20 war und Jack Nicklaus in Altentann, wo er ja als Designer den Platz baute und die Austrian Open gespielt hat, hat er dem Markus anerkennend auf die Schulter geklopft.“ Es war soetwas wie ein Ritterschlag vom legendären „Golden Bear“, der mehrmals zum weltbesten Sportler gewählt wurde, für den talentierten Amateur, HAK-Absolventen, BWL-Studenten und HSZ-Soldaten aus einem Land ohne Golf-Tradition.

Als Profi war Markus ein Spätzünder, der erst 95/96 beschloss, diesen Sprung zu wagen – und dabei nebenbei zu studieren und den Magister der Betriebswirtschaft zu machen, „Das war auch unser Wunsch“, sagen die Eltern. Sicher ist sicher in einem Land, in dem es davor fast nur Eingebürgerte wie Claude Grenier – heute der Coach von Maudi – und Gordon Manson auf die Tour geschafft hatten. Aber welch Potenzial er besitzt, das hatte er schon als Bub immer wieder demonstriert mit vielen Siegen und Titeln. „Darum hat ihn der Verband“, erzählt Karl Brier, „mit Matthias Nemes auch zur Orange Bowl der U-14-Spieler geschickt, da waren Frau Neuwirth und Präsident Jonak dahinter.“ Da saugte er mit Matthias („Die beiden waren ein Herz und eine Seele“) alles auf – in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Weltmänner, Globetrotter

Da setzte sich das Österreich-Duo ins Cockpit des Flugzeugs, gleichsam nach dem Motto: Schaut her, wir Weltmänner und Globetrotter. Da durften sie auch ein Football-Match der Miami Dolphins sehen. Und da gibt's Schnappschüsse, wo sie auf Elefanten sitzen. Klein, aber oho, egal wo. Post festum schon vielsagend: Weltoffen. Lernbereit.

Schule und Liebe des Lebens

Und Markus war auch ein sehr guter Schüler in der Polgarstraße, wo auch Herr Papa unterrichtete, übrigens nicht weit von daheim. Und weil er keine Probleme hatte, so gab ihm der sport-freundliche Direktor, zugleich Präsident des Karateverbandes, oft frei für Turniere, um nicht nur schulisch, sondern auch sportlich an seiner Reife zu arbeiten. Die Schule wurde auch privat sein Schicksal. Denn dort lernte er die Frau seines Lebens kennen und lieben – Sabine, seine bessere Hälfte, Mutter seiner beiden Kinder Constantin und Felipa.

Die Familie ist das Refugium für Markus, dort fühlt er sich geborgen, dort holt er sich die Kraft, Ruhe und Motivation, um immer wieder in Hauptrollen zu schlüpfen. Nicht mehr als kleiner Prinz, sondern als Profi-Golfer, der für heimische Begriffe mehr erreicht hat, als es die tollkühnsten Visionen je erträumen hätten lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2007)

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