Geheimwaffe gegen Einbruchsrekord

(c) DiePresse (Clemens Fabry)
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Leer stehende Wohnungen und Häuser sind häufig Ziele von Einbrechern. Eine steirische Agentur schickt Pensionisten an die „Front“ – als „Housekeeper“.

WIEN/GRAZ.Die Zahl der Wohnungs- und Hauseinbrüche steigt weiter – und das von hohem Niveau, wie die erst am Montag veröffentlichte Kriminalitätsstatistik zeigt (siehe unten stehenden Kasten). In der bevorstehenden Urlaubszeit droht eine neue Einbruchswelle. Jetzt werden Pensionisten an die „Front“ geschickt – als Haushüter.

Rund 50 Personen sind in ganz Österreich für das Sicherheitsinstitut von Guido Kollaritsch in Graz tätig. „In meinem Unternehmen arbeiten derzeit knapp 50 Personen, unter anderem pensionierte Staatsanwälte, Richter, Offiziere, Polizisten, Ärzte oder Lehrer“, berichtet der – ebenfalls bereits pensionierte – frühere Polizeijurist. Er war zuletzt stellvertretender steirischer Sicherheitsdirektor.

Nun bietet er Hausbesitzern an, das Haus und – falls vorhanden – Haustiere während der Abwesenheit von einem seiner Haushüter betreuen zu lassen – sie ziehen dann in das Haus ein. Das „Housekeeping“ ist in Österreich noch nicht besonders weit verbreitet. „Erfunden“ wurde es in den 70er Jahren in den USA. In Deutschland gibt es bereits einen Verband von Haushüter-Agenturen.

Betreuung von Tieren inklusive

Bei Kollaritsch schlägt sich ein Haushüter mit täglich 55 Euro zu Buche. Darin ist bereits die Betreuung eines Haustieres inkludiert. Für jede weitere Katze müssen zwei, für jeden weiteren Hund vier Euro bezahlt werden. Für die eigene Verpflegung muss der Haushüter selbst aufkommen.

Mit Interessenten klärt der Agentur-Chef zunächst ab, was gewünscht wird. „Ich führe ein ausführliches Gespräch mit dem Kunden und halte in einer Checkliste alle Details fest. Schließlich vertrauen uns die Hausbesitzer während ihrer Abwesenheit ihr Hab und Gut an“, so Kollaritsch. Danach sucht er persönlich den passenden Haushüter aus. Bei einem weiteren Termin wird dieser dann dem Hausbesitzer vorgestellt und genau in den Ablauf eingewiesen.

Telefon, Post, Schnee räumen

„Der Haushüter ist mindestens zwei Stunden vor der Abreise des Kunden bei ihm. Dann wohnt er solange in dem Haus und betreut Garten und Haustiere, bis der Besitzer zurück ist“, schildert Kollaritsch. Während der Abwesenheit notiert er alle Telefonanrufe, nimmt die Post entgegen, prüft die Haustechnik oder erledigt im Winter die Schneeräumung. Nach der Rückkehr werden in einem Protokoll mögliche Beschwerden festgehalten. „Die kommen aber ganz selten vor“, berichtet Kollaritsch.

Seine Haushüter sind über ganz Österreich verteilt. Die meisten Einsätze gibt es laut dem Agentur-Chef in der Steiermark, Wien und Niederösterreich. Demnächst plant er eine Expansion nach Liechtenstein und möglicherweise auch in die Ostschweiz.

Bei seinen Kunden handelt es sich in erster Linie nicht um betuchte Villenbesitzer in einsamer Lage. „Wir betreuen ganz normale Häuser. In vielen Fällen wollen die Besitzer einfach nicht, dass während ihrer Abwesenheit die Nachbarn auf das Haus schauen“, erklärt Kollaritsch.

Im vergangenen Jänner wurde eine Haushüterin zur Krisenmanagerin. „Eine Mitarbeiterin betreute gerade ein Haus in Oberösterreich, als der Orkan Kyrill über Österreich zog. Dabei wurde das Haus beschädigt. Die Haushüterin organisierte in Abwesenheit der Hausbesitzer die Aufräumarbeiten und Reparaturmaßnahmen“, erzählt der Unternehmer.

Arbeit ohne Waffen

Seine Mitarbeiter sind „lebenserfahrene und verantwortungsbewusste Senioren“, meint der frühere Polizeijurist. Alle Haushüter müssen ihre Zuverlässigkeit durch ein polizeiliches Führungszeugnis, Referenzen und Bewerbungsunterlagen nachweisen. Sie tragen – auch wenn sie pensionierte Offiziere oder Polizisten sind – keine Waffen. „Sie agieren nicht als Polizeibeamte“, so der Agentur-Chef.

STATISTIK

www.hauswache.atDie Zahl der angezeigten Fälle von Einbruchsdiebstählen in Wiener Wohnungen ist stark gestiegen. Von Jänner bis Mai 2007 gab es im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 11,9 Prozent. Die Polizei ermittelt hier vor allem gegen osteuropäische Einbrecherbanden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2007)

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