Stadtsender Puls TV: Wiener Stück vom Werbekuchen

Jetzt mehr als nur Freunde: SevenOne-Media-Geschäftsführer Markus Breitenecker, Corinna Piller (Sat1 Österreich), Stefanie Bleil (ehemals Sat1, seit 2007 beim News-Verlag), Martin Blank (Puls).
Jetzt mehr als nur Freunde: SevenOne-Media-Geschäftsführer Markus Breitenecker, Corinna Piller (Sat1 Österreich), Stefanie Bleil (ehemals Sat1, seit 2007 beim News-Verlag), Martin Blank (Puls).(c) SevenOne Media
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Übernahme. Der deutsche TV-Riese ProSiebenSat1 kauft den Wiener Stadtsender Puls TV. Und erhofft sich einen wachsenden Anteil am österreichischen Werbemarkt.

Die gute Freundin wird zur Mutter: Deutschlands größte Sendergruppe ProSiebenSat1 übernimmt das Wiener Puls TV zu 100Prozent. Schon seit seiner Entstehung im Frühsommer 2004 produziert der Stadtsender die Sendungen „Austria News“, „Tonight TV“ und „Café Puls“ (mit einem Marktanteil von durchschnittlich 15Prozent) für die Österreichfenster des deutschen TV-Konzerns. Neben Pro7, Sat1 und ihren Österreich-Ablegern zählen dazu Kabel1, der Quizsender 9live sowie der Nachrichtenkanal n24. Die Puls-Übernahme passiert nun unter Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe, die im Laufe des Sommers erwartet wird. Die Styria Medien AG („Kleine Zeitung“, „Die Presse“) hält eine Minderheitsbeteiligung an Sat1 Österreich.

Ihr Motiv für den Kauf legt die ProSiebenSat1-Gruppe in einer Aussendung offen: „Das Unternehmen geht davon aus, dass sich der österreichische TV-Werbemarkt insbesondere für kommerzielle TV-Anbieter durch die steigende Verbreitung des digitalen Satellitenempfangs überdurchschnittlich entwickeln wird.“ Die Statistik (Focus Werbebilanz) bestätigt: In den ersten fünf Monaten 2007 ist der Werbeaufwand der Privaten um knapp 20Prozent gestiegen – der des ORF um nur 3,6Prozent. Insgesamt freilich dominiert der ORF den heimischen TV-Werbemarkt: Derzeit gehen 63Prozent des Kuchens an ihn, die übrigen 37 verteilen sich auf die private Konkurrenz.

Der richtige Schritt zur richtigen Zeit

Bisher hat das Wiener Puls TV vier Privatinvestoren, darunter Martin Blank, gehört – Letzterer führte den Sender nach dem Ausstieg von Helmut Brandstätter (ORF, n-tv) operativ. Nach der Übernahme ist „die Stimmung gut, weil wir den richtigen strategischen Schritt im richtigen Moment gesetzt haben“, sagt Blank der „Presse“. „Mit der Digitalisierung im Herbst kommen viele neue Herausforderungen auf uns zu.“

Derzeit wird Puls TV analog terrestrisch ausgestrahlt, im Rahmen der (seit vergangenem Herbst laufenden) Digitalisierung soll der Kanal demnächst aber auch via Digitalsatellit bzw. DVB-T österreichweit auf Sendung gehen: „Die Gespräche mit der ORS (Sendertechniktochter des ORF, Anm.) laufen noch“, Blank geht aber von einer Einigung aus. Anfang August ist mit einer Entscheidung zu rechnen. In Sachen Handy-TV ist Puls via UMTS schon gemeinsam mit der Plattenfirma Universal aktiv: als Kooperationspartner des Handy-TV „3live“.

In finanzieller Hinsicht wird sich für den Wiener Stadtsender, der im Museumsquartier an der Mariahilfer Straße sitzt, durch die Übernahme nichts ändern, so Blank. „Puls TV bleibt, was es ist“, bekräftigt Markus Breitenecker, Geschäftsführer von Seven- One Media, der österreichischen ProSiebenSat1-Tochter. Inhaltlich will der neue Eigentümer die Qualität von Puls TV steigern und plant einen Programmausbau. Details sollen aber erst im Herbst bekannt gegeben, Veränderungen dann 2008 zu sehen sein. „Seit es uns gibt, haben wir immer wieder Neues ausprobiert. Das werden wir so weiterführen“, gibt Blank sich zurückhaltend.

Sein neuer Mutterkonzern, die ProSiebenSat1 Media AG, ist das viertgrößte Medienunternehmen Deutschlands (Umsatz 2006: 2,105 Mrd. Euro). Ende 2006 ist der Konzern selbst von den US-Finanzinvestoren KKR und Permira übernommen worden. Die neuen Eigentümer hatten angekündigt, gemeinsam mit der hauseigenen Medienholding SBS eine europäische Senderkette aufbauen zu wollen – um damit der RTL Group (Bertelsmann) Konkurrenz zu machen. Dieser wurde zuletzt Interesse am ebenfalls zum Verkauf stehenden ATV nachgesagt. Der ORF, der bereits am Werbemarkt gegen die Österreichfenster der Deutschen kämpft, würde durch die derart erstarkten Privaten Konkurrenz in ungeahnter Dimension bekommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2007)

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