Astronomie: Exoplanet mit (sehr heißem) Wasser

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Erstmals wurde außerhalb unseres Sonnensystems Wasser detektiert, aber Leben – in der uns bekannten Form – kann es dort nicht geben.

Sind wir alleine im All, oder gedeiht doch sonst irgendwo Leben, intelligentes gar oder zumindest einfachste Formen, Bakterien? Die Frage beschäftigt Science-Fiction-Autoren ebenso wie Astronomen und Astrobiologen, vor allem, wenn sie für die Nasa tätig sind. Die macht gerade eine Sonde klar – Phönix, am 3.August soll sie starten –, die wieder einmal auf dem Mars das Ingredienz allen Lebens finden soll: flüssiges Wasser. Das sucht man überall, auch auf den Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, Anfang Juli waren 246 solche „Exoplaneten“ bekannt, keiner von ihnen zeigte Spuren von Wasser.

Das ist insofern erstaunlich, als die meisten bekannten Exoplaneten große Gasplaneten sind, die „heiße Jupiter“ heißen, weil sie sehr groß und sehr nahe an ihren Sonnen sind. Jupiter und die anderen Großen bei uns sind weit weg von der Sonne, sie haben deshalb mehr Wasser als der Gesteinsplanet, auf dem wir hausen. So sollte es auch bei Exoplaneten sein, die Theorie sagt es, die Empirie widersprach bisher.

Nun dürfen die Theoretiker – halb – aufatmen: Ein Team um Giovanna Tinetti (ESA) hat erstmals bei einem „heißen Jupiter“ Wasser in der Atmosphäre gesichtet. Er heißt HD 189733b, ist 64 Millionen Lichtjahre entfernt, aber allem Wasser zum Trotz den Forschern keine reine Freude: Zum einen hat er so viel Wasser, dass er von der anderen Seite her nicht zur Theorie passt – zum anderen kann auf HD 189733b kein Leben gedeihen: Er ist so nahe an seiner Sonne, dass die Temperaturen auf der sonnenzugewandten Seite bei 900 Grad Celsius liegen, auf der anderen bei 700: „Obwohl er eine eher lebensfeindliche Umwelt bietet“, tröstet Tinetti, „zeigt unsere Entdeckung, dass Wasser dort draußen üblicher sein mag als angenommen und auch in lebensfreundlicheren Umwelten zu finden sein wird.“

Und wenn nicht? Dann wird man eben anderes suchen als bisher, anderes Leben und andere Umwelten: „Leben ist auch in anderen Formen als der auf der Erde möglich“, fasst John Baross (Ozeanograf, Seattle) zusammen, was eine von ihm geführte Arbeitsgruppe der National Academy of Sciences im Auftrag der Nasa erarbeitet hat: „The Limits of Organic Life in Planetary Systems“ heißt die Studie, sie zieht die Grenzen weit, will wegkommen von unserer „terrazentrischen“ Sicht dessen, was Leben ist. Braucht es wirklich flüssiges Wasser?

Weg vom „Terrazentrismus“!

„Das Komitee fand keine überzeugenden Gründe dafür“ und hält etwa ein Leben in und mit Ammoniak für möglich – oder eines, das nicht auf Kohlenstoff basiert, sondern auf Silizium, oder eines, das Energie nicht aus Sonnenlicht holt, sondern etwa aus der „raschen abiotischen Reaktion von NaOH+ HCl“ (bei der Kochsalz entsteht), oder, die neue Definition gibt einen weiten Rahmen: „Leben ist ein chemisches System, das zu Darwin'scher Evolution fähig ist.“

Erste Anwendung könnte die Suche auf dem Saturnmond Titan sein, wo man eine Wasser/Ammoniak-Mischung detektiert hat, man will sich auch verstärkt dem irdischen Leben an Extremstandorten zuwenden. Im Hintergrund steht eine Sorge: „Nichts wäre tragischer in der amerikanischen Erkundung des Weltalls, als wenn wir fremdem Leben begegnen würden, ohne es zu bemerken“ (www.nationalacademies.org).

PLANETEN: Späte Definition

Um eine Sonne muss kreisen, was ein Planet sein will, darüber hinaus gab es lange keine Definition, man behalf sich mit groben Größenangaben.

Erst 2006 beim Astronomen-Kongress in Prag kam eine: Ein Planet muss „rund“ sein (massiv genug, Ausbuchtungen einzuebnen) und seine „Bahn putzen“ (darf keine großen Begleiter haben). Das klingt harmlos, machte aber böses Blut: Pluto „putzt“ nicht und ist deshalb kein Planet mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2007)

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