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Klaus Waldeck: Gamaschen-Elektronik

(c) Dope Noir
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Der neue Swing ist elektronisch: Klaus Waldeck hat sich als Buster Keaton verkleidet und Schlagerklassiker wie "Bei mir bist du schön" in ein neues Klangkleid gesteckt. Eine Erklärung.

Nach dem stillen Abschied von Valerie, seiner kurzlebigen Saint-Privat-Phantasmagorie, bewegt er sich nun tänzelnd selbst. Waldeck schlüpfte in die Lackschuhe und schiebt schöne Damen über das edle Sterne-Parkett des elektronischen Swing. An seiner Seite wiegen sich die Ladies Joy Malcolm und Zeebee. Die elf Songs seiner „Ballroom Stories“ sprühen vor schlichter Eleganz und stilvoller Melancholie. Vergangenheit und Zukunft fallen in dieser Musik aufs Glücklichste ineinander.

Wieso sechs Jahre Pause?

Der lange Abstand war nicht beabsichtigt. Die ersten Aufnahmen für Stücke des neuen Albums fanden ja schon 2003 statt. Es zeichnete sich schon ab, dass sich der Sound des Albums Richtung Swing einpendeln wird. Philipp Moosbrugger, ein junger Tiroler, der damals mit sehr wirrem Haupthaar und einem Kontrabass durch Wien wanderte, half mir mit den jazzigen Arrangements. Warum es letztlich doch so lange dauerte, hängt mit einem Betriebsunfall namens Saint Privat zusammen. Plötzlich interessierten mich die Bossa Nova und Valerie mehr als mein eigenes Zeug. Als dann 2005 die Solokarriere Valeries schon drohend im Raum stand, wollte ich unbedingt vorher noch ein Saint-Privat-Album produzieren, ehe es mir alles zerschießt. Ich glaube dennoch, dass diese Verzögerung den „Ballroom Stories“ gut getan hat.

Wie kam der Swing ins elektronische Getriebe?

Ausgangspunkt war der alte Andrew-Sisters-Schlager „Bei mir bist du schön“, den ich schon lange mal covern wollte. Ich hatte einiges an Samples im Archiv und irgendwie gefielen mir die Klarinettentöne davon am besten. Das ist ein Instrument, das die Beweglichkeit dieser Form von Jazz mit der damit einhergehenden Lebenslust am besten repräsentiert. Aus dem Experimentieren mit den Samples entstand das Instrumental „Jerry Weintraub“ und ab dann war die Marschrichtung klar.

Das Album beginnt mit einem Ohrwurm, der erfrischend rau klingt. Wie entstand „Make My Day“ eigentlich?

Sehr, sehr spontan. Ich lasse mich gerne auch von Zufällen leiten. Meine britische Sängerin Joy Malcolm war 2004 für ein anderes Projekt von mir gerade in Wien. Sie war damals hochschwanger. Ich hatte gerade einen neuen Kompressor im Studio, den ich eigentlich noch gar nicht bedienen konnte, auch das Mikro war neu. Wir hatten damit allerhand Schwierigkeiten, die wir letztlich nicht beschönigen wollten. Wir fanden diese Megafon-Ästhetik aufregend.

Ein sehr schönes, ein wenig an die 60er-Jahre-Soundtracks eines Quincy Jones gemahnendes Stück ist „Dope Noir“. Ihr Label heißt ebenfalls so. Wieso?

Assoziationen bezüglich „Dope Noir“ sind nach mehreren Richtungen offen. Mir geisterte bei der Wahl dieses Namens die schön verruchte Vinyl-Ästhetik im Kopf herum. Die CD ist ja schon ein undankbares Medium für jemanden wie mich, der mit dem Knistern und Knirschen von Schallplatten aufgewachsen ist. Selbstverständlich kommt „Ballroom Stories“ auch auf Doppel-Vinyl raus.

Wie kam es, dass die Vorarlberger Sängerin und Elektronikmusikerin Zeebee zur musikalischen Komplizin wurde?

Zeebee hat für das australische Label Petrol eine Kompilation mit Stücken österreichischer Elektroniker zusammengestellt, die, glaube ich, nie rauskam. Dabei haben wir einander kennengelernt. Ich schickte ihr ein Instrumental, das sie spontan mit ihrem Gesang belegte und mir als mp3-File zurücksandte. Da hab ich ihre außergewöhnliche Stimme erstmals gehört und sehr bald gemeinsam mir ihr im Studio gearbeitet.

Vom international berühmten „Vienna Sound“ ist nach zehn Jahren nicht mehr viel zu bemerken. Wie geht es Ihnen heute bei der internationalen Vermarktung deiner Musik?

Dass das mediale Interesse am „Vienna Sound“ nicht immer in dieser Intensität fortbestehen würde, war klar. Rückblickend gesehen war es eine Sternstunde für in Österreich produzierte Musik, die dadurch zerstört wurde, dass sich zu viele daran hängten. Waldeck hat immer ganz gut verkauft, vor allem in Frank-
reich. England ist da eine ganz andere Sache. Ich muss aber dort nicht mehr reüssieren. Das ist mir egal. Durch die Live-Auftritte, die ab Herbst beginnen, wächst das Publikum auf natürliche Weise. Es gibt ein Leben nach dem Hype. Ein gutes auch noch.

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