Telekom kauft weißrussische MDC für 1,05 Mrd. Euro

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MCD ist der zweitgrößte Mobilfunkanbieter in Weißrussland. Der Wiener Geschäftsmann Martin Schlaff spielte wieder einmal den Vermittler.

Wien/Minsk. Der Einstieg der Telekom Austria (TA) in Weißrussland ist perfekt. Die Telekom kauft den zweitgrößten weißrussischen Mobilfunkanbieter MDC für in Summe 1,05 Mrd. Euro. Nach zähen nächtlichen Verhandlungen haben die Telekom und der bisherige Eigentümer, die zypriotische SB Telecom des syrischen Geschäftsmanns Ead Samawi, am Mittwoch in der Früh die Kaufverträge unterzeichnet. Das zuletzt kolportierte Kaufinteresse der russischen Vimpelcom dürfte nicht mehr als ein „Störfeuer“ gewesen sein. Komplettübernahme geplant

Wie die „Presse“ berichtete (21. September) kauft die TA über ihre Handytochter Mobilkom in einem ersten Schritt 70 Prozent der MDC. Dafür legt sie nach jüngsten Informationen rund eine Mrd. Dollar (702 Mio. Euro) auf den Tisch. In rund drei Jahren soll der zweite Schritt erfolgen und auch der Rest des Unternehmens in österreichische Hände gehen. Verkäufer ist die zypriotische SB Holding des syrischen Geschäftsmannes Id Samawi. Die MDC wurde 1998 als Joint-Venture der SB Telecom und dem Staat Weißrussland gegründet. Zuletzt wurde kolportiert, dass der Staat seine Anteile an die SB verkauft habe. Mit an Bord ist der österreichische Geschäftsmann Martin Schlaff. Er hält bereits Anteile an der SB und wird zusammen mit Samawi die restlichen 30 Prozent an SB weiter halten. Was angesichts der guten Kontakte, die Samawi und Schlaff in Weißrussland haben sollen, auch Sinn mache, heißt es in Finanzkreisen. Ein politisch heißes Pflaster, aber große Wachstumschancen verspricht der weißrussische Markt für die Telekom Austria. Raiffeisen International ist bereits dort, andere große österreichische Konzerne zögern noch. Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner etwa hat erst vergangene Woche erklärt, die Strabag mache nichts im Iran, zögere aktuell bei einem Engagement in Libyen und werde nichts in Weißrussland machen, so lange der umstrittene Präsident Alexander Lukaschenko dort an der Macht sei. Die USA und Menschenrechtsorganisationen bezeichnen Weißrussland als die "letzte Diktatur Europas". Lukaschenko versteht diese Vorwürfe nicht: Wenn es in seinem Land bisweilen etwas streng oder autoritär hergehe, halte sich dies im Rahmen der Verfassung, betonte der Präsident, der seit seiner von Manipulationen begleiteten Wiederwahl im vergangenen Jahr nicht mehr in die EU einreisen darf. Schlaff fungiert bei dem Projekt im Osten, wo es verzwickte Eigentumsverhältnisse gibt, für die TA einmal mehr als Türöffner. Das hat er schon in Bulgarien gemacht, wo er mit seinen Partnern Herbert Cordt und Josef Taus die Mobiltel kaufte und drei Jahre später mit 800 Mio. Euro Gewinn an die TA weiter verkaufte. Weshalb sowohl an Schlaff als auch an der TA heftig Kritik geübt wurde. In Serbien scheiterte die Wiederholung, weil die norwegische Telenor die TA bei der Versteigerung der von Schlaff & Co. übernommenen Mobtel (jetzt Mobi63) ausbremste. Allerdings erhielt die Mobilkom in der Folge eine Handylizenz und betreibt inzwischen ein eigenes Netz in Serbien. Mit der MDC (Marken Velcom und Privet) hat die Mobilkom ihrer Osteuropa-Expansion einen weiteren wichtigen Baustein hinzugefügt. Sie ist bereits in Slowenien, Kroatien und Bulgarien tätig und kommt inklusive MDC – und der einzigen westeuropäischen Beteiligung in Liechtenstein auf gut 13 Millionen Kunden. Dieser Kundenstock wird schon demnächst kräftig anwachsen: In Serbien ging die „Vip“ im Juli ans Netz und in Mazedonien, wo die Mobilkom ebenfalls eine Handylizenz hat, erfolgte der Start von „Vip Operator“ Mitte September. MDC hat 2,9 Mio. Kunden und in Weißrussland einen Marktanteil von 43 Prozent. Marktführer ist die russische MTS. Analysten sehen in Weißrussland großes Wachstumspotenzial: Erst 64 Prozent der Bevölkerung haben ein Handy und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt mit knapp 7000 Dollar im Jahr unter dem osteuropäischen Durchschnitt. Volle Kasse

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