OFF-BÜHNEN: Salon Fauxpas Brutal

Das neue Künstlerhaus-Theater namens „Brut“ gibt sich poppig.

Vernetzung, Fokussierung, Kontext, akzentuiert: Viel Dramaturgenjargon gab es bei der Präsentation des heurigen Programms für Künstlerhaus- und Konzerthaus-Theater am Dienstag zu hören – von den beiden neuen Leitern, Haiko Pfost und Thomas Frank. Der Spielplan aber klingt witzig.

Am 9. und 10.November wird mit einem Fest eröffnet: Es gibt Performances, Installationen, Live-Konzerte u.a. mit dem Choreografen Daniel Aschwanden, den Trash-Entertainerinnen Schwestern Brüll, dem Komponisten Thomas Desi, dem Grazer Theater im Bahnhof oder der multimedial tätigen Gruppe „monochrom“, die z.B. den Society-Thriller über Udo Proksch („Udo 77“) im Rabenhof zeigte. Mit einem Bus werden die Besucher durch Wien geführt und erleben ein „Real-B-Movie“: „Insektenbelustigung oder Im Land der Rieseninsekten“.

Für Insekten-Phobiker nicht geeignet! So warnt der Folder. Phobisch gegenüber den eigenen Eltern reagiert die heutige Generation (anders als 68) offenbar nicht. Der Antwerpener Künstler Benjamin Verdonck spielt mit Schaukelpferd und Sandförmchen für seinen Vater großes Welttheater. Die Libanesin Lina Saneh zeigt einen Film über die Begegnungen mit ihrer an Demenz leidenden Mutter. Der Berliner Martin Nachbar und sein Papa proben ein Tanzstück. Das ist jetzt nur der Spielplan bis Mitte November. Danach gibt es u.a. einen Salon Fauxpas Brutal (Gäste dürfen Peinlichkeiten vorspielen) oder elektronische Musik unter dem Titel „Tempest“. Stadtrat Mailath hieß die Neuen willkommen, ihr Budget habe er, wie er sagte, verdoppelt. Geschäftsführer Martin Walitzka wacht über 1,8 Mio. Euro.

Kein Spaß. Trotzdem müssen die Gruppen selber auch Subventionen mitbringen. Internationale Formationen werden ebenso eingeladen wie solche aus den Bundesländern. Die Bühnen heißen nun nicht mehr „dietheater“, sondern „brut“, was man mit Nestbau ebenso wie mit Champagner assoziieren kann (brut-wien.at). bp

HAIKO PFOST & THOMAS FRANK

Im November '06 wurden die beiden gleich alten Deutschen (35) aus 22 Bewerbern ausgewählt. Thomas Frank war Kurator des Off-Zentrums Berliner Sophiensäle. Pfost arbeitete u.a. beim „steirischen herbst“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2007)

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