Krieg der Sterne: Protest gegen WIFI-Astrologiekurs

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Sternzeichen(c) AP (Amy Sancetta)
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Eine "Pseudo-Wissenschaft" wie die Astrologie habe am WIFI nichts verloren, finden Wiener Astronomen. Sie veranstalten einen "Gegenkurs" über die "Lügen" der Sternendeutung.

Das WIFI Wien startet am Freitag einen Kurs mit dem Titel "Ausbildung zum/zur Astrologen/-in". Dieser Plan ruft die Astronomen auf die Barrikaden: Die Astrologie sei "seit 400 Jahren eine Pseudowissenschaft", eine derartige Ausbildung dürfe nicht "am WIFI oder anderen Institutionen des öffentlich getragenen Bildungssystems" angeboten werden, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung des Vereins Kuffner-Sternwarte, der den Protest gemeinsam mit der Studienvertretung Astronomie der Uni Wien und der Österreichischen Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik organisiert.

Sonntäglicher "Gegenkurs" an der Sternwarte

Bei der Protestveranstaltung vor dem WIFI in Wien-Währing wollen die Astronomen die Kursteilnehmer und andere WIFI-Besucher informieren und versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Zudem wird ein "Gegenkurs" angeboten, jeweils am Sonntag nach dem WIFI-Kurs zum Thema "Was Sie in Astrologiebüchern nicht lesen werden". Erster Termin dafür ist am 11. November um 18.00 Uhr an der Kuffner-Sternwarte.

Seit 400 Jahren "Scientia non grata"

Die Astrologie sei im 17. Jahrhundert aus den Universitäten verschwunden, nachdem Kepler 1609 seine "Neue Astronomie" geschaffen hatte und seine Streitschriften wenig von der Sterndeuterei übrig ließen, betonte der Astrophysiker Günther Wuchterl in der Aussendung. 400 Jahre nach Kepler sei das System der Astrologie im Wesentlichen unverändert und habe die selben fundamentalen Probleme wie zu den Zeiten, als die Erde noch im Zentrum des Universums ruhte. "Kurz und knapp: die Astrologie ist eine intellektuelle Schutthalde", hieß es in der Aussendung.

Josef Hron vom Institut für Astronomie der Universität Wien betonte gegenüber der APA, dass auch am WIFI-Niederösterreich in St. Pölten eine "Ausbildung zur/zum diplomierten ganzheitlichen Astrologin/Astrologen" angeboten werde - sogar mit Förderung des Landes von bis zu 80 Prozent der Kurskosten.

Am WIFI-Wien dauert der Kurs, in dem "das Wissen vermittelt wird, die astrologische Symbolsprache als hilfreiches Instrument einer Beratung einzusetzen", von 9. November bis 5. April, jeweils zwei Tage die Woche, die Kosten dafür betragen 1.980 Euro. Als Zielgruppe werden u.a. Lebens- und Sozialberater, Businesscoaches und "Personen, die in einem beratenden Umfeld tätig werden möchten und die ständige Transformation des Lebens als Chance erkennen" genannt.

Astrologen: Pflicht zu Ausbildung

Astrologen seien Mitglieder der allgemeinen Fachgruppe des Gewerbes der Wirtschaftskammer, hieß es auf Anfrage der APA im WIFI zu dem umstrittenen Astrologie-Kurs. Den Kammern obliege gemäß Wirtschaftskammergesetz im eigenen Wirkungsbereich die Aufgabe der Förderung der Wirtschaft, insbesondere auch durch das Anbieten von Aus- und Weiterbildungen. "In diesem Rahmen bietet das WIFI Wien diesen Lehrgang an", erklärte die Leiterin der Aus- und Weiterbildung am WIFI Wien, Andrea Martinschitz.

(APA/Red.)

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