Polizei „fahndet“ nach Zuwanderern

Die Presse (Fabry)
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Stadt Wien und Polizei starten am Donnerstag ein breites Recruiting-Programm. Künftig sollen verstärkt uniformierte Beamte mit Migrations-Hintergrund in Wien patrouillieren.

WIEN. Es ist eine „Fahndung“, die in den nächsten Wochen und Monaten auf Hochtouren laufen soll: Die Wiener Polizei sucht – unterstützt von der Stadt Wien – neue Beamte. Das Besondere daran: Sie sollen einen Migrations-Hintergrund aufweisen, also Zuwanderer mit österreichischem Pass sein. Heute, Donnerstag, wird das Projekt in einer groß angelegten Recruiting-Veranstaltung in Ottakring vorgestellt.

„Die Polizei ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Daher halte ich es für wichtig, dass sich bei uns auch die Vielfalt der Kulturen widerspiegelt“, meint Wiens stellvertretender Landespolizeikommandant Karl Mahrer.

In der Wiener Polizei konnte am Mittwoch niemand darüber Auskunft geben, wie viele Beamte tatsächlich aus der 2. Generation stammen und bereits in Österreich geboren wurden oder als Kind mit ihren Eltern eingewandert sind. Die Zahl wird intern auf 50 bis 70 geschätzt – bei knapp 8000 Mitarbeitern. Die meisten stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien wie Bosnien oder Serbien. Mehrere Wiener Polizisten haben rumänische Wurzeln, einige türkische. Zudem gibt es zwei farbige Polizisten in der Wiener Polizei. Einer von ihnen, Christian Doneis, ist seit 1982 dabei, mittlerweile Kriminalbeamter und in der Suchtprävention tätig. Der andere wechselte erst kürzlich von der Justizwache zur Polizei und befindet sich noch in der Ausbildung. Keine Wiener Polizisten gibt es derzeit mit einem Background aus dem asiatischen Raum.

Oft als Dolmetscher gebraucht

Adina Mircioane kam als Siebenjährige mit ihren Eltern aus Rumänien nach Österreich. Die 24-Jährige ist jetzt seit mehr als drei Jahren bei der Polizei, sie versieht in einer Inspektion im 5. Bezirk Dienst. Nach der Matura hatte sie kurz zu studieren begonnen, danach in einer Spedition gearbeitet. „Dass ich in meinem jetzigen Beruf mit Menschen zu tun habe, ist viel abwechslungsreicher“, erzählt die Inspektorin. Sie spricht akzentfrei deutsch, wenn sie aber nach ihrem Namen gefragt wird, kommen oft Nachfragen. „Die meisten glauben dann, ich komme aus Italien“, berichtet sie. Ihre berufliche Zukunft sieht sie im Kriminaldienst. Hat sie dienstlich mit Landsleuten zu tun, seien diese „glücklich, wenn sie mit mir in ihrer Landessprache reden können“. Ihr Vorteil wiederum: „Ich kenne die Mentalität und kann vieles besser einschätzen.“

Eine Inspektion im 16. Bezirk ist der Arbeitsplatz von Dzani Kecanovic (33). Der gelernte Installateur stammt aus Bosnien und ist seit zwölf Jahren bei der Wiener Polizei. Probleme wegen seiner Herkunft habe es bei Amtshandlungen bisher nie gegeben. Ebenso wie seine Kollegin aus dem 5. Bezirk wird er oft als Dolmetscher gebraucht.

Josef Sbrizzai, sozialdemokratischer Polizeigewerkschafter in Wien meint zur Rekrutierungs-Aktion: „Die Initiative ist notwendig, wir brauchen viel mehr zweisprachige Beamte.“ Allerdings: „Leichtere Aufnahmsprüfungen darf es für sie nicht geben.“

AUF EINEN BLICK

Voraussetzung für den Polizeiberuf in Österreich ist – neben einem positiv bestandenen Aufnahmeverfahren – die österreichische Staatsbürgerschaft. Stadt Wien und Polizei wollen jetzt in einer Rekrutierungsoffensive mehr junge Zuwanderer mit österreichischem Pass für den Polizeidienst gewinnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2007)

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