„In den Lehrerberuf wächst man hinein“

Studenten halten wenig von Aufnahmetests.

Wien. Ein Eignungstest für künftige AHS-Lehrer? Die Lehramtsstudenten, die im Hauptgebäude der Universität Wien auf ihre Vorlesung „Grundkurs Neuere Geschichte“ warten, kommen bei diesem Vorschlag ins Grübeln. „Was soll man da testen?“, fragen die meisten, wenn sie von der Idee von Ministerin Claudia Schmied hören.

Katharina Ryczaj kann sich eine fachspezifische Prüfung vorstellen. Einen Test über pädagogische oder persönliche Qualitäten hält sie hingegen nicht für sinnvoll. Ihre Studienkollegin Julia Nigl meint, durch einen standardisierten Test bekomme man am Ende nur „lauter gleiche Lehrer.“ Dabei komme jeder Schüler mit einem anderen Typ besser zurecht.

Auch Christian Fasching kann mit der Idee eines Tests vor Studienbeginn wenig anfangen. Erst nach und nach wachse man in den Lehrerberuf hinein und entwickle pädagogische Fähigkeiten. Das Problem des Lehramtsstudiums ist nach Faschings Ansicht, dass es als „ein bisschen minderwertig“ angesehen werde. Auch die Bezahlung der Lehrer sei schlecht. Daher ziehe es vor allem Idealisten in den Beruf.

So wie Katharina Ryczaj: Sie möchte Lehrerin werden, um Schüler zum Denken anzuregen – vor allem darüber, „wen sie wählen und warum“.

„Idealismus führt zu Frustration“

Genau dieser Idealismus führt nach Ansicht des Volkswirtschafts-Studenten Gerhard Schrammel oft zu Problemen. Eine idealistische Vorstellung vom Lehrerberuf verursache in der harten Praxis des Schul-Alltags Frustrationen bei Junglehrern. Die Idee einer Aufnahmeprüfung für künftige AHS-Lehrer findet Schrammel spontan „gut“. Bei näherem Nachdenken schwindet seine Begeisterung jedoch. Wie die Lehramtsstudenten beschäftigt dann nämlich auch ihn die Frage: „Was soll man da testen?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2007)

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