Kia: Die koreanische Saat wäre ausgebracht

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Fahrbericht: „Kia“ bedeutet in etwa „Asiens Aufstieg“. Seiner europäischen Konkurrenz steht der (europäisch geprägte) c’eed Sporty Wagon tatsächlich um nichts nach. Seine Siebenjahresgarantie setzt sogar eine neue Bestmarke.

Früher war die Autowelt schön übersichtlich. Den Markt der Kompaktklasse etwa teilten sich als bieder, aber zuverlässig geltende Deutsche, fesche Italiener mit kurzem Ablaufdatum oder Franzosen, die halt einfach anders waren. Autos aus Fernost glänzten mit Langzeitqualitäten, aber auch optischer Beliebigkeit. Vorbei: Die Japaner haben sich im Aussehen ebenso an die deutschen Mitbewerber angeglichen wie im Preis. Auf Kundschaft mit schmälerer Brieftasche und geringeren Ansprüchen an das Markenlabel lauert Škoda mit grundvernünftigen Fahrzeugen.
Genau auf diese Käufergruppe zielen auch die neuen Koreaner, im konkreten Fall der Kia cee’d Sporty Wagon. Koreanisch am cee’d ist freilich nur der Konzern im Hintergrund (Kia gehört zu Hyundai): Das Auto wurde in Rüsselsheim entworfen, wird in der Slowakei gebaut und ausschließlich in ­Europa verkauft.

Diesel gut gedämmt

Dementsprechend groß ist die Bedeutung, die den Dieselmodellen zukommt. Die Einstiegsvariante mit 90 PS könnte dabei ­durchaus überzeugen, wird aber als einziges Modell ohne Partikelfilter ausgeliefert. Am oberen Ende der Leistungsskala wartet die 2,0-Liter-Ausführung mit 140 PS. Wir fuhren den 1600er mit 115 PS, die goldene Mitte ­sozusagen. Der Common-Rail-Diesel zeigt gute Manieren, ist hervorragend schallgedämmt und bietet dank variabler Turbinengeometrie gleichmäßige Kraftentfaltung und guten Durchzug. auch bei voll beladenem Wagen. Ein Entwicklungsrückstand auf die Hausherren in dieser Klasse ist nicht auszumachen, in puncto Laufkultur hat der Koreaner sogar die Nase vorne. Bei der Karosserie hat man bei Kia das Kunststück vollbracht, trotz etwas kürzerer Abmessungen als die Konkurrenz einen längeren Radstand herauszuholen, was sich vor allem auf der Autobahn durch guten Abrollkomfort bemerkbar macht. Der Innenraum wirkt, wie schon beim Fünftürer, aufgeräumt und sauber verarbeitet, auch die Bedienelemente wirken solide. Angenehme Materialien und bequeme Sitze machen längere Fahrten gut erträglich, selbst eine Lordosenstütze hat man den Vordersitzen spendiert. Und mit dem serienmäßigen Anschluss für den iPod sollte für Unterhaltung gesorgt sein. Auch nicht selbstverständlich sind fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest, aktive Kopfstützen und Airbags vorne wie hinten, da können viele SUV-Fahrer nur neidisch herunterblicken.

Das wichtigste Kriterium beim Kauf eines Kombi ist aber wohl der Kofferraum. Hier bietet der cee’d die üblichen Fächer unterhalb des Ladebodens für kleine Utensilien und einen völlig ebenen Boden bei umgeklappten Rücksitzen. Die Heckklappe reicht bis in den Dachbereich und schwingt weit nach oben aus, was das Beladen vor allem bei umgelegten Rücksitzen vereinfacht. ­Weniger praktisch ist die Antenne auf dem Dach, die bei jedem Besuch in der Waschstraße abgeschraubt werden muss.

Dass man bei KIA überzeugt von der Qualität seiner Produkte ist, zeigt die selbst­bewusste Garantie von sieben Jahren auf Motor und Getriebe, immerhin fünf Jahre auf den Rest des Fahrzeugs. Dass das Service bei einem Kia-Partner durchgeführt werden muss, ist angesichts der heutigen Wartungsintervalle von 20.000 km zu verschmerzen.

Als Lifestyle-Kombi, wie der Name suggerieren möchte, wird der Kia cee’d Sporty Wagon wohl nicht durchgehen, dazu fehlt der Marke noch der Glanz. Als Kombi für alle Lebenslagen kann er sich aber jederzeit mit den Mitbewerbern messen. Großzügige Ausstattung und der sehr ordentliche Innenraum machen ihn schon fast zu schade für ein reines Arbeitstier, und mit seinem Kofferraumvolumen ist er ohnehin ungeschlagen in dieser Klasse. Viel Wert also für den Preis und das beruhigende Gefühl einer fast autolebenslangen Garantie dazu.

Daten: Kia c’eed Sporty Wagon

Motor/Maße:Vierzylinder-Common-Rail-Turbodiesel, 1582 ccm, 115 PS bei 4000 U/min, 255 Nm bei 1950–2750 U/min. L/B/H:4470/1790/1525 mm. Gewicht:1385 kg, Kofferraum: 534–1664 Liter.

Fahrleistungen: 0–100 km/h in 11,5 sec, Vmax 188 km/h. Testverbrauch 7,0 l/100 km.

Preis: 20.230 Euro.

Pro: Verarbeitungsqualität, Platz, besonders lange Garantiezeiten.

Contra: „c’eed“, „Sporty“ Wagon – wer denkt sich diese infantil-unsinnigen Namen aus?

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