Toyota Land Cruiser V8

SEGER
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Ein erfrischtes Wahrzeichen auf fast alle Straßen dieser Erde und erst recht abseits derselben.

Sollte der Beweis geführt werden, dass auch ultimative Geländekraxler irgendwann scheitern, ist auf Motorjournalisten Verlass: Zwei britische Kollegen fuhren zu Fotozwecken den Land Cruiser V8 bis in die tosende Brandung, verloren dort aber jäh die tapfere Zuversicht und ließen bei der zu Fuß angetretenen Flucht den Atlantik quer durchs Auto schwappen. Ergebnis: totaler Elektroniktilt und originelle
Handyfotos.

Von derartigen durch Fahrer verursachte Unpässlichkeiten abgesehen, wird der jüngste Spross der Traditionsbaureihe seinen Besitzern viel Freude machen. Denn wenn es um die automobile Befriedung von weißen Flecken auf Landkarten geht, sind drei Namen im Spiel: Da wäre jener Mercedes G (der früher Puch heißen durfte), der Land Rover Defender (bei dem auch künftig nicht Tata, der neue indische Besitzer, auf der Haube stehen wird) und eben Toyotas Land Cruiser. Er sorgt seit 1951 für Beständigkeit in Imagewerten (höchste Langlebigkeit, bedingungslose Zuverlässigkeit).

Als Warnung vorweg: Wer im Land Cruiser jenen Komfort erwartet, der in den schicken City-SUVs der Bordstein-Ranger gehegt wird, könnte enttäuscht sein. Denn der Selbstzünder ist, sagen wir, „bei jeder Drehzahl akustisch präsent“. Bei eingelegter Geländeuntersetzung wird die Klangwolke um ein deutlich vernehmbares Singen ergänzt. Auch die spürbar zupackende Bergabfahrhilfe lässt deutlich von sich hören. Schnell gefahrene Kurven quittiert der Land Cruiser mit Untersteuern und spürbarer Seitenneigung – kein Wunder, wurde der Wagen doch zugunsten der Offroadtauglichkeit auf einem Leiterrahmen aufgebaut. Es gilt also, den Fahrstil der Modellbezeichnung anzupassen: cruisen eben.

Abseits befestigter Pfade erklimmt der Land Cruiser im Gegenzug Geländeetappen, die Fußgänger bereits haltlos auf dem Hosenboden talwärts rutschend absolvieren. Die für den österreichischen Kunden kaum repräsentative Teststrecke (viel ­Gelände, null Autobahn) ergab ­einen Durchschnittsverbrauch von 20 Liter Diesel, die Realität wird sich wohl am halben Weg zur Werksangabe von 10,2 Litern (270 g CO2/km) abbilden.

Apropos Global warming: Derzeit ist der bereits andiskutierte freiwillige Verkaufsstopp für Land Cruiser in der EU vom Tisch, die Einhaltung des selbst verordneten CO2-Limits von 140 g im Toyota-Flottenverbund bleibt den Importeuren überlassen. Angesichts der gewaltigen Kubatur jedenfalls überraschend: Eine Hybridversion scheitert an Platzproblemen.

Wartelisten

Von 86.500 geplanten Einheiten des Jahrgangs 2008 sind für Europa 18.000 Fahrzeuge bestimmt, davon 9500 für Russland reserviert (Dieselanteil: nur ein Viertel). Die Grünen können also aufatmen, denn mehr als 80 Fahrzeuge werden Österreich für 2008 keinesfalls zugestanden – es gibt bereits eine Warteliste.

Angesichts der Preisregion sei ein Blick auf den Mitbewerb gewagt. Mercedes GL und Range Rover sind geringfügig länger; zudem gelten sie auch als eher geeignet, finanzielle Unbesorgtheit darzustellen. Zügig gefahren ist der BMW X5 dramatisch besser, bei Materialauswahl und -verarbeitung im Innenraum obsiegt der Audi Q7. Beim Autobahnbolzen sieht man von einem Porsche Cayenne nur die Auspuffrohre. Und wenn’s um (relative) Unauffälligkeit geht, greift man besser zum VW Touareg. Doch dort, wo Straßen keine mehr sind, fährt der Land Cruiser früher oder später Kreise um die meisten der oben genannten Mitbewerber. Nur die Straße von Gibraltar sollte man meiden: zu viel Atlantik dort.

Daten: Land Cruiser V8

Motor/Maße:
8-Zylinder-Turbodieselmotor, 4461 ccm, 286 PS bei 3600 U/min, 650 Nm bei 1600–2800 U/min. L/B/H 4950/1970/1865 mm. Eigengewicht ab 2600 kg. Kofferraum 259–1267 l.

Fahrleistungen:
0–100 km/h in 8,2 sec, Vmax 210 km/h. Verbrauch (Werk) 10,2 l/100 km.

Preis: 88.961 Euro.

Pro:
Geländegängig wie ein Pferd, aber mit mehr Platz und Komfort.

Contra:
Der schon etwas weniger politisch korrekte Toyota.

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