Kärnten: Tankstellen im Visier der Politik

APA
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An einer OMV-Tankstelle in Klagenfurt sind 100.000 Liter Superbenzin versickert. Die Stadt hat nun Anzeige wegen Algemeingefährdung erhoben.

Klagenfurt. In Kärnten hat die Politik die Tankstellen ins Visier genommen. Grund dafür ist ein gravierender Vorfall, der eine Tankstelle der OMV in der Klagenfurter Völkermarkter Straße betrifft. Dort sind nämlich Ende letzten Jahres wegen eines technischen Defekts 100.000 Liter Superbenzin ausgeflossen. Die Stadt hat den Mineralölkonzern aufgrund dessen wegen Allgemeingefährdung bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Gleichzeitig hat Umwelt-Landesrat Reinhart Rohr (SP) angekündigt, alle Tankstellen des Landes dahingehend untersuchen zu lassen, ob alle Leitungen und Tanks auch wirklich dicht sind.

Schon im August vergangenen Jahres hatte die OMV einen unterirdischen Benzintank stilllegen lassen. Eine Meldung an die Behörden ist nicht erfolgt, obwohl der Konzern dazu verpflichtet gewesen wäre. Als im Jänner wegen Anrainerbeschwerden das Ausfließen von Benzin publik wurde, war zunächst nur von 2000 Litern die Rede. Erst bei einer Pressekonferenz am 11. Jänner gestanden OMV-Vertreter ein, dass 100.000 Liter ins Erdreich geflossen sind.

Für die Klagenfurter Umweltstadträtin Maria-Luise Mathiaschitz liegt die Vermutung nahe, dass die OMV den Fall herunterzuspielen versucht. „Der Konzern hat großen Erklärungsbedarf und wird sich vor Gericht verantworten müssen“, sagt sie. Denn es ist ihr zu Ohren gekommen, dass in einem der Tankstelle benachbarten Autohaus vom Tankstellen-Betreiber Benzindämpfe abgesaugt werden mussten, Tage bevor Meldung an die Behörde erstattet wurde.

Derzeit bemühen sich Spezialisten von Stadt und Land, das Gefährdungs-Potenzial möglichst gering zu halten. 30 Tonnen kontaminiertes Erdreich wurden bereits beseitigt. Die lagern derzeit bei der Entsorgungs-Firma Altec in Arnoldstein. Dort kennt man das Problem des verseuchten Erdreiches im Tankstellen-Bereich. Unternehmer Horst Strassegger berichtet, dass in ganz Österreich an Tankstellen jährlich mehrere tausend Tonnen an Treibstoffen versickern. Darüberhinaus lehrt die Erfahrung, dass im Bereich aufgelassener Tankstellen bis zu 10.000 Tonnen Erde durch ausgelaufenes Benzin belastet ist. Dieses kontaminierte Erdreich wird bei Altec auf biologischem Weg saniert. Mikroorganismen reinigen die Erde innerhalb von rund sechs Monaten so effizient, dass sie im Bereich der Wiederbegrünung ohne Bedenken eingesetzt werden kann.

OMV: Keine Gesundheitsgefährdung

Die OMV gibt sich ratlos. Tankstellen-Chef Harald Joichl nannte die Kontamination in Klagenfurter Völkermarkter Straße gestern einen „Einzelfall“. Wie 100.000 Liter Superbenzin im Erdreich versickern können, ohne dass die Messanlagen Alarm schlagen, kann er sich nicht erklären: „Das ist Gegenstand der Untersuchungen.“ Vermutet wird, dass das Leckwarnsystem versagt hat. Die Tankstelle ist zehn Jahre alt. Sie ist mit einem Druckleitungssystem ausgestattet, für das es heute keine Genehmigung mehr gäbe. Denn dieses Leitungssystem pumpt die Treibstoffe unter Druck weiter.

Nach der Wintersaison hätte die Tankstelle ohnehin von Grund auf erneuert werden sollen. Jetzt werden diese Arbeiten vorgezogen. Vorher muss jedoch das kontaminierte Erdreich zur Gänze entfernt werden. Bis dato wurden 12.000 Liter Benzin aus dem Grundwasser gepumpt. Die Anrainer werden von der OMV über Flugblätter informiert. Tenor: Für die Gesundheit hat zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden.

KONTAMINATION

Tausende Tonnen Treibstoff versickern jährlich an den Zapfsäulen der österreichischen Tankstellen. Dazu kommen bis zu 10.000 Tonnen kontaminierten Erdreichs an aufgelassenen Tankstellen, die von dafür spezialisierten Unternehmen mühsam gereinigt werden müssen. Angewandt wird eine biologische Methode, bei der speziell gezüchtete Mikro-Organismen die Schadstoffe „auffressen“. Die gereinigte Erde kann nach sechs Monaten wieder verwendet werden. [Begsteiger]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2008)

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