Die perfekte Welle

EPA (Peter J. Jordan)
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Wer derzeit Zuflucht bei Pharmazeuten sucht, hat nicht mehr zu verlieren und niest häufig.

Eine repräsentative Umfrage zur Grippewelle unter Kollegen hat faszinierende Ergebnisse gebracht (was repräsentativ ist, bestimmen immer noch wir). Erstens: Küssen ist ungefährlicher als Händeschütteln. Sie werden nie erraten, welche Ihrer geschätzten „Presse“-Autorinnen das mit einem sehr fröhlichen Lachen verraten hat. Übrigens mit der Zusatzinformation, dass man im Lauf des Tages „viel angrabbelt, aber wenig küsst“. Daher seien Viren am ehesten auf den Händen zu finden. Wenn nicht dort, so kleben die bösen Dinger auf Geldscheinen (bis zu zwei Wochen lang!), deshalb, so der „Presse“-Tipp, sollten Sie Banknoten möglichst rasch wieder loswerden, nachdem man sie Ihnen aufgedrängt hat.

Drittens sollten Sie Ihre Zeitung möglichst nicht teilen (Virenhaftung siehe Geldscheine), daher endlich ein eigenes Abonnement bestellen. Viertens sind Apotheken streng zu meiden. Wer derzeit Zuflucht bei Pharmazeuten sucht, hat nichts mehr zu verlieren und niest häufig. Fünftens sollte man Abstand zu Gesprächspartnern wahren. Zu jedem. Dummerweise neigen ahnungslose Gegenüber dazu, im Fall größerer Distanz lauter zu sprechen, was wiederum das Tröpfchentempo erhöht. Sechstens, und hier muss ich einen ehemaligen Vorgesetzten zitieren, sind öffentliche Verkehrsmittel total verseucht und daher nicht zu benutzen. Wenn Sie wüssten, was sich so auf einer Haltestange tummelt, verlören Sie lieber freiwillig das Gleichgewicht. Bisher dachte ich, schwankende Passagiere übten Surfen oder Lässigsein, dabei war es immer nur die blanke Angst vor Ansteckung. Siebtens, bringen Sie bloß keine potenziellen Virenträger zum Lachen. Etwa mit dem Mini-Reim „Schönfelder – schiach fällt er“. Als Zeugin eines Lachanfalls bin ich nun wohl als Nächste fällig. Wenn wir einander nächste Woche nicht an dieser Stelle begegnen, wissen Sie, was es geschlagen hat.


friederike.leibl-buerger@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2008)

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