Alpine Schutzhütten in Gefahr Permafrost beginnt zu tauen

ALPENVEREIN. Bauten über 2400 Metern stehen unter Beobachtung.

Klagenfurt/Lienz. Ein Thema sorgt derzeit in Bergsteigerkreisen für große Aufregung: Nach dem Gutachten eines Geologen sind insgesamt acht österreichische Alpenvereins-Hütten langfristig in ihrer Existenz bedroht. Der Grund: Sie stehen auf Permafrost-Böden. Die beginnen aufgrund der Klimaerwärmung zu tauen. Das bedeutet für die Hütten die Gefahr des Abrutschens.

Eine der betroffenen Schutzhütten ist die Salmhütte. Sie ist die älteste Schutzhütte in den Alpen und für Touren auf den Großglockner unentbehrlich. Erst unlängst wurde den Aufstieg von der in einer Höhe von 2644 Metern gelegenen Hütte über die Hohenwartscharte zum höchsten Berggipfel Österreichs neu gesichert.

Auch die Oberwalderhütte liegt im Glocknergebiet auf 2973 Metern Höhe nördlich der Franz-Josefs-Höhe. Sie ist beliebtes Ausflugsziel für Wanderer am Gamsgrubenweg.

Zwei weitere Hütten, die ihren Standort in einer Höhe von mehr als 2400 Metern haben und daher auf Permafrostböden stehen, sind die Badener Hütte im Venedigergebiet und die St.Pöltener Hütte am Felbertauern. Peter Kapelari, Leiter der Sektion Hütten und Wege beim Österreichischen Alpenverein, schildert das Problem im Detail: „Permafrostböden sind mit gefrorenem Wasser durchsetzt. Das Eis hält das Material zusammen. Wenn das auftaut wird der Boden locker, Wasser dringt ein. Wenn das wieder friert, kommt es zu einer Sprengwirkung.“ Im Bereich der Wege, die vom ÖAV erhalten werden, hat sich dieses Phänomen schon bemerkbar gemacht. Ganze Hänge und Wege sind schon abgerutscht. Deshalb hat der Alpenverein die vorliegende Studie in Auftrag gegeben. Aus der geht hervor, dass insgesamt acht Hütten in den Alpen gefährdet sind.

Deshalb müssen sie noch lange nicht geschlossen werden, wovon in den letzten Tagen gerüchteweise die Rede war. Wie das Beispiel Sonnblick zeigt, sind auch Sanierungsmaßnahmen möglich. Dort drohte der 3105 Meter hohe Gipfelstock samt Schutzhütte und Observatorium abzubrechen. Mit einem Aufwand von rund 500.000 Euro wurde daraufhin Beton in das Gestein gepumpt und damit gefestigt.

Mit all den bedrohten Hütten kann das der Alpenverein allein aus Kostengründen nicht machen. Denn schon der laufende Betrieb der Alpinhütten ist sehr teuer. In Kärnten betreibt der ÖAV 39, in ganz Österreich 242. Für die laufend notwendige Sanierung der Hütten und für die Erhaltung der Wege müssen jährlich mehr als acht Millionen Euro aufgewendet werden.

Noch keine Rede vom Zusperren

Von einem Zusperren der bedrohten Hütten ist vorerst keine Rede. Sie müssen aber genau beobachtet werden, um schon auf die ersten Anzeichen von Hangbewegungen schützend reagieren zu können. Die Salmhütte soll in absehbarer Zeit sogar mit einer vollbiologischen Kläranlage ausgestattet werden. Jedes der rund 330.000 Alpenvereins-Mitglieder beteiligt sich über seinen Mitgliedsbeitrag mit rund acht Euro pro Jahr an der Erhaltung der Berghütten.

Die Erwärmung wirkt sich auch in anderer Weise auf das Bergsteigerleben aus. So kann die Gletscherrinne zum Hochgall im hinteren Defereggental im Sommer nicht begangen werden. Der durch die Gletscherschmelze verursachte Steinschlag ist zu gefährlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2008)

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