AUA: Regierung segnet Einstieg von Al Jaber ab

(c) AP (Lilli Strauss)
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Der Einstieg von Scheich Al Jaber bei der AUA, die im Jänner ein Passagierplus von 1,2 Prozent erreichte, ist fix. AUA-Chef Ötsch lehnt derweil Partnerschaft mit Lufthansa ab.

Wien. Der von der AUA eingeschlagene Kurs in Richtung des Investors Scheich Mohamed Bin Issa Al Jaber dürfte ungeachtet einiger Querschüsse von Kleinaktionärsvertretern und Befürwortern einer Partnerschaft der AUA etwa mit der Lufthansa in einer „sanften“ Landung münden. AUA-Chef Alfred Ötsch, der den Deal mit dem saudisch-österreichischen Milliardär eingefädelt hat, kann sich nach intensiven Gesprächen der Rückendeckung der Regierungsspitze sicher sein. „Ich bin mit Vizekanzler Molterer einig: Eine Stand-alone-Lösung für die AUA hat Vorrang“, sagte Kanzler Alfred Gusenbauer zur „Presse“. „Wenn Al Jaber diesen Alleingang unterstützt, ist er willkommen.“

Die Staatsholding ÖIAG, die im Syndikat mit Banken und Versicherungen die rot-weiß-rote Mehrheit an der AUA garantiert, hat auch schon den Zeitplan fixiert, um den Einstieg Al Jabers von den Gremien absegnen zu lassen. Unmittelbar vor dem Treffen des AUA-Aufsichtsrats am 12. März wird sich das Syndikat treffen und dann der ÖIAG-Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, erfuhr die „Presse“ aus Holdingkreisen.

Klare Strategie gefordert

ÖIAG-Vorstand und AUA-Präsident Peter Michaelis sehe den Einstieg Al Jabers grundsätzlich positiv, er fordere aber eine klare Strategie, heißt es. Immerhin komme es bei der geplanten Kapitalerhöhung unter Ausschluss der Bezugsrechte, bei der Al Jaber 150 Mio. Euro einschießen soll, zu einer beachtlichen Absenkung (Verwässerung) des Anteils der Altaktionäre. Die Staatsholding wolle sich auch absichern, falls Al Jaber wieder aussteigen wolle bzw. ein weiterer Investor anklopfe.

„Ich habe den Auftrag der Eigentümer, die Eigenständigkeit der AUA abzusichern – Al Jaber sichert uns diese“, verteidigt Ötsch den Deal im Gespräch mit der „Presse“. Die AUA brauche kein Geld wegen eines Liquiditätsengpasses, dementiert Ötsch Spekulationen. „Die AUA braucht aber immer Geld für die Expansion – die können wir mit Al Jaber rascher vorantreiben.“ Konkret geht es um den Ausbau des Netzes in den Nahen und Mittleren Osten, wofür neue Flugzeuge notwendig seien. Dafür reichten doch 150 Mio. Euro nicht? „Wir können das Geld aber als Hebel für Kredite verwenden.“

„Stehe nicht zur Verfügung“

Die Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger und Rupert-Heinrich Staller fordern von Al Jaber einen Einstiegspreis deutlich über dem aktuellen AUA-Kurs von 5,60 Euro. Für Rasinger müsse der Preis zumindest bei 7,10 Euro je Aktie liegen – zu diesem Preis wurde die letzte Kapitalerhöhung im Dezember 2006 begeben.

Weniger um den Preis geht es Kritikern des Al Jaber-Einstiegs, die der AUA nur mit einem starken strategischen Partner aus der Airlinebranche – konkret der Lufthansa – Überlebenschancen einräumen. Für sie ist der Scheich eher ein Hindernis. Eine Sichtweise, die Ötsch naturgemäß nicht teilt und entsprechend scharf kontert. „Wenn jemand aus dem Aktionärskreis die Lufthansa will, dann soll er das auch laut sagen.“ Für Verhandlungen mit der Lufthansa würde er nicht zur Verfügung stehen. Das hieße Rücktritt? „Ja.“

AUF EINEN BLICK

Der Einstieg von Scheich Al Jaber bei der AUA, die im Jänner ein Passagierplus von 1,2 Prozent erreichte, und die Kapitalspritze von 150 Mio. Euro sind fix. Kanzler Gusenbauer und sein Vize Molterer geben grünes Licht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2008)

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