Ex-KZ-Aufseherin Erna Wallisch 86-jährig gestorben

(c) EPA (Martin Keene)
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Bereits am Samstag ist die ehemalige Aufseherin im Konzentrations-Lager Majdanek im Krankenhaus gestorben. Die Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren gegen sie ein.

Die in Wien lebende ehemalige KZ-Aufseherin Erna Wallisch ist tot. Innenministerium und Staatsanwaltschaft bestätigten, dass die 86-Jährige bereits am vergangenen Samstag (16. Februar) bei einem Krankenhausaufenthalt gestorben ist. Die 1922 geborene Tochter eines Postbeamten aus Thüringen arbeitete vom Oktober 1942 bis zum Jänner 1944 im Konzentrationslager im Lubliner Stadtteil Majdanek in Polen.

"Habe so etwas nicht gesehen"

Die Staatsanwaltschaft Wien hatte gegen Wallisch wegen Mordverdachts ermittelt. Sie selbst hatte stets beteuert, die Gefangenen im KZ Majdanek in der Schneiderei und der Gärtnerei nur beaufsichtigt zu haben. Zu den Gaskammern und den Erschießungen sagte Wallisch: "Ich war an Gewalttätigkeiten nicht beteiligt und habe so etwas auch nicht gesehen."

Zuletzt hatte das polnische Institut für nationales Gedenken aber neue Beweise gegen die gebürtige Deutsche nach Wien geschickt: Ein Augenzeuge soll beobachtet haben, wie Wallisch einen Häftling mit einer Latte erschlagen hat.

Ermittlungen "von Todes wegen" eingestellt

Bereits in den 70er Jahren hatte es in Wien, wo Wallisch nach dem Weltkrieg lebte, ein Verfahren wegen Beihilfe zum Mord gegeben - es wurde aber wegen Verjährung eingestellt. Für eine Anklage auf Mord reichten die Beweise nicht. Erst als Nazi-Jäger Efraim Zuroff die neuen Beweise nach Wien schickte, hat die Staatsanwaltschaft neue Ermittlungen wegen Mordes eingeleitet. Bei Mordverdacht gibt es keine Verjährungsfrist.

Gerichtlich geklärt werden die Vorwürfe nun aber nicht mehr. Das Verfahren gegen Wallisch wird "von Todes wegen beendet", heißt es bei der Staatsanwaltschaft Wien.

Wiesenthal-Center kritisiert Österreich  

Der Direktor des Simon-Wiesenthal-Centers in Jerusalem, Efraim Zuroff, kritisiert die lange Untätigkeit der österreichischen Justiz im Fall Wallisch. "Erna Wallisch und ihre Familie können dem jahrzehntelangen Versagen der verschiedenen österreichischen Regierungen dafür danken, dass sie letztlich niemals für ihre Rolle im Todeslager Majdanek und im Konzentrationslager Ravensbrück bestraft wurde", sagte Zuroff.

(APA/Red.)

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