Immer mehr Tote auf Skipiste

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Weniger, aber schwerere Unfälle. Im Winter 2006/2007 verunglückten in Österreich 52 Skifahrer tödlich. Dazu kommen 13 tote Skitouren-Geher. Die meisten Todesopfer gab es in Tirol.

INNSBRUCK. „Noch fehlen die genauen Zahlen für diese Saison, aber bei den tödlichen Unfällen und schweren Verletzungen rechnen wir mit einer Steigerung.“ Reinhold Dörflinger, Präsident der Österreichischen Bergrettung, spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung. Allein seit Wochenbeginn verunglückten zwei Skifahrer in Tirol und Salzburg tödlich. In Badgastein ist ein 14-jähriger Schüler von einem Schweden gerammt worden – und trotz Tragen eines Skihelms an Kopfverletzungen gestorben.

In Vorarlberg landete am Montag ein holländischer Tourist schwerverletzt auf der Intensivstation. Hauptursache für die steigende Zahl schwerer und tödlicher Skiunfälle sei die falsche Selbsteinschätzung der Wintersportler, sagt Dörflinger: „Wenn man den Leuten beim Skifahren zusieht, ist das oft ein Graus. Ich wunder mich fast, dass nicht noch mehr passiert.“

Höhere Geschwindigkeit

Dabei passiert ohnehin schon viel, wie Karl Gabl, Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit, statistisch belegt. So kamen im Winter 2006/2007 auf heimischen Pisten und Varianten insgesamt 52 Personen ums Leben. Zusätzlich starben im selben Zeitraum 13 Skitourengeher bei der Ausübung ihres Hobbys. Spitzenreiter in dieser traurigen Statistik ist Tirol, wo 33 Todesopfer auf Pisten und Varianten zu beklagen waren. Zum Vergleich: 2007 starben auf Tirols Straßen 49 Menschen. Auch Karl Gabl nennt mangelnde Selbsteinschätzung und überhöhte Geschwindigkeit als Hauptursachen: „Die Pisten sind heute viel besser präpariert als früher. Dadurch steigt aber die Geschwindigkeit.“ Für den Winter 2007/2008 rechnet Gabl mit einer durchschnittlichen Zunahme an Unfällen zwischen vier und acht Prozent: „Die Saison hat sehr früh begonnen und das schöne Wetter sorgt für eine hohe Frequenz in den Skigebieten.“ Weil der Winter aber sehr trocken war sind die Pisten pickelhart und die Verletzungsgefahr ist dementsprechend hoch.

Strengere Gesetze „heiße Luft“

Von einer Steigerung tödlicher Skiunfälle will Norbert Zobl, Leiter der Alpinpolizei in Tirol noch nicht sprechen. Doch auch er zeigt sich besorgt, angesichts der aktuellen Statistik: Denn die Alpinpolizei Tirol verzeichnete zum Stichtag 22. Februar 2007 insgesamt 1218 Skiunfälle mit 12 Todesopfern. Im Vergleich dazu waren es bis zum 22. Februar 2008 zwar „nur“ 1125 Skiunfälle, aber bereits 16 Todesopfer.

Von gesetzlichen Regelungen, wie Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Helmpflicht, halten die Experten jedoch nichts. „Der Skiraum muss frei bleiben. Außerdem: Wer soll das überwachen? Solche Vorschläge sind nichts als heiße Luft“, sagt Bergrettungspräsident Dörflinger.

Auch Kuratoriumspräsident Karl Gabl lehnt derartige Vorschriften ab: „Das würde zu Zuständen führen, die nur privaten Sicherheitsfirmen nützen.“ Die wiederum, so Gabl, würden bereits „in Wien lobbyieren“, um die Einführung solcher Pistengesetze zu erreichen.

AUF EINEN BLICK

Im Winter 2006/2007 verunglückten in Österreich 52 Skifahrer tödlich. Dazu kommen 13 tote Skitourengeher. Die meisten Todesopfer, 33, gab es in Tirol. Zum Stichtag 22. Februar 2007 verzeichnete man in Tirol 1218 Pistenunfälle mit 12 Todesopfern. Am Stichtag 22. Februar 2008 waren es 1125 Unfälle, aber bereits 16 Todesopfer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2008)

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